Tatsächlich Liebe in Notting Hill: Roman (German Edition)
von mir wollte schon schreien: »Hey, das kenne ich, das ist genau wie in Tatsächlich … Liebe !«, doch dann fiel mir wieder ein, dass ich keine Filmszenen mehr auflisten wollte. Darum blieb ich stillschweigend stehen und hörte zu, wie die Band die ersten Takte von … Nein, das konnte doch wohl nicht wahr sein, oder?
Aber so war es. Und plötzlich tauchte er oben in der Kanzel auf und trug das größte Paar flauschiger Engelsflügel, das ich je gesehen hatte: Robbie Williams, und er sang Angels .
Am liebsten hätte ich mir die Augen gerieben, doch ich traute mich nicht, weil ich meine Wimperntusche nicht verschmieren wollte. Robbie Williams, der bei meiner Hochzeit Angels sang? Das konnte doch nicht wahr sein. Ich schaute in die Gesichter der Hochzeitsgäste, doch die schienen völlig ungerührt zu sein, als sei Robbie Williams, der bei einer Trauung sang, etwas vollkommen Alltägliches. Darum beschloss ich, darüber hinwegzugehen und das Lied zu genießen. Immerhin war das Robbie ! Als sich anschließend Angels in Let Me Entertain You verwandelte und dann auch noch Rock DJ ertönte, war auch das letzte Fünkchen romantischer Stimmung dahin.
Robbie beendete seinen Vortrag und verschwand so schnell wieder von der Kanzel, wie er dort aufgetaucht war. Lautstark applaudierte ich, doch damit war ich weit und breit die Einzige. Beschämt ließ ich meine Hände hinter dem Brautstrauß verschwinden.
Was war bloß mit all den Leuten los?
Der Pfarrer fuhr mit der Messe fort, und bald schon folgte der Teil, in dem die Frage auftauchte, ob jemand einen Grund kenne, warum David und ich nicht heiraten sollten. Insgeheim hoffte ich inständig, Seans Stimme durch die Kirche hallen zu hören, aber es blieb totenstill.
Dann hüstelte hinten in der Kirche jemand, und alle Köpfe flogen zu dem Übeltäter herum.
»Hat jemand etwas zu sagen?«, fragte der Pfarrer besorgt. Ich musterte ihn eingehender – jetzt sah er Rowan Atkinson sogar noch ähnlicher als zu Beginn der Messe.
»Ja, ich habe einen Einwand«, ertönte eine vertraute Stimme aus dem hinteren Teil der Kirche.
»Bitte – stehen Sie auf«, forderte der Vikar und blinzelte in die Ferne.
Beinahe hätte ich vor Schreck meinen Brautstrauß fallen lassen, als sich Hugh Grant erhob. Was zum Teufel tat er denn hier?
»Möchten Sie einen Einspruch erheben, Sir?«, erkundigte sich der Pfarrer.
»Ja«, erwiderte Hugh kühl. »Ich will.«
Ja, ich will – war das nicht eigentlich mein Text?
»Dann teilen Sie ihn uns bitte jetzt mit«, forderte der Pfarrer ihn zum Sprechen auf.
Verblüfft starrte ich Hugh an. Was um Himmels willen würde er bloß sagen?
»Ich befürchte, die Braut hegt Zweifel«, erklärte er schließlich. »Ich denke, sie liebt in Wahrheit einen anderen.«
Wie auf Kommando flogen die Köpfe aller Hochzeitsgäste zu mir herum.
Ich schaute zu Vater Rowan auf. »Und? Tun Sie das?«, fragte er mich streng. »Lieben Sie einen anderen, Scarlett?«
Meine Atmung war schnell und flach, und ich merkte, wie sich meine Brust hob und senkte, während ich verzweifelt versuchte, genügend Luft in meine Lungen zu ziehen. In Panik drehte ich mich zu David um, doch David war verschwunden. Stattdessen stand nun Colin Firth im Gehrock vor mir.
»Und? Tust du das, Scarlett?«, wollte Colin von mir wissen. »Liebst du einen anderen?«
Ich öffnete den Mund, doch es wollte mir kein Ton über die Lippen kommen. Hilfesuchend starrte ich in die Schar der Hochzeitsgäste, doch mit einem Mal waren auch meine Familie und all meine Freunde verschwunden. Auf der Seite des Bräutigams wurden sie von Darth Vader und den Charakteren aus Star Wars ersetzt, während auf meiner Seite Mickey Mouse und seine Freunde aus Disneyland in den Bänken Platz genommen hatten.
Verzweifelt suchte ich nach meinem Vater – er würde mir sicher helfen. Dad war immer für mich da, wenn ich ihn brauchte. Aber an der Stelle, an der er vor wenigen Minuten noch gestanden hatte, stand nun Harrison Ford in seinem Indiana-Jones-Kostüm, komplett mit Schlapphut und Peitsche.
Ich wandte mich wieder Colin zu, der mich aber nur wie alle anderen in der Kirche anstarrte und auf eine Antwort wartete.
»Ja«, schrie ich, so laut ich konnte. »Ja, ich liebe einen anderen! Ja … ja … ja!«
Schlagartig wurde ich wach und merkte, dass ich aufrecht im Bett saß. Keuchend wischte ich mir den Schweiß ab, der mir übers Gesicht lief.
»Scarlett«, sagte meine Mutter und kam in ihrem Nachthemd ins Zimmer
Weitere Kostenlose Bücher