Tatsächlich Liebe in Notting Hill: Roman (German Edition)
euch gesehen habt.«
»Wir haben einander doch versprochen, ehrlich zueinander zu sein, nicht wahr, Scarlett?«
»Hmmm.«
»Ich mag ihn.«
»Das ist alles?«
Ich hörte sie seufzen. »Also gut. Er scheint ein sehr amüsanter und intelligenter junger Mann zu sein. Und ziemlich gut aussehend, nehme ich an, wenn man auf diesen Typ Mann steht.«
Ich wurde das Gefühl nicht los, meine nächste Frage später garantiert zu bereuen, doch ich musste sie einfach stellen. »Welchen Typ meinst du, Mum?«
»Scarlett, ich habe nichts daran auszusetzen, wie er mit der Situation heute Abend umgegangen ist. Als er ins Café kam, um nach mir zu sehen, war er höflich und sehr aufmerksam. Auch um dein Wohl war er äußerst besorgt.«
»Aber …«
»Aber er sieht sehr gut aus, Scarlett, und er hat eine charmante Art, wenn er möchte. Deswegen nehme ich an, dass es wahrscheinlich ein großes Vergnügen ist, mit ihm zusammen zu sein, zumindest am Anfang. Wenn man ihn dann eine Weile kennt, wird er sich aber höchstwahrscheinlich als sehr unzuverlässig erweisen.«
»Woher willst du das wissen?«, fragte ich leise.
»Weil ich das leider alles schon erlebt habe, Scarlett. Wenn du mich um Rat fragst – und ich denke, dass du das indirekt gerade tust –: Es bringt nichts, mit Sean etwas anzufangen, wo David auf dich wartet.«
Ich starrte auf den Hörer – das hatte ich von meiner Mutter nicht erwartet.
»Bei dir hört es sich an, als sei Sean ein Mistkerl!«
»Das habe ich nie behauptet. Ich bezweifle einfach nur, dass er auf lange Sicht so zuverlässig ist wie dein David. Du hast mich nach meiner ehrlichen Meinung gefragt, Scarlett.«
»Ja, ich weiß. Und vielen Dank, es hat mir geholfen, ein paar Dinge … klarer zu sehen.«
»Tut mir leid, wenn es nicht das ist, was du hören wolltest, Scarlett.«
»Nein, nein, schon gut. Du hast mir einige Anhaltspunkte gegeben, über die ich nachdenken muss.«
Als gäbe es nicht schon mehr als genug, worüber ich nachdenken musste …
37
W ährend ich endlich die Treppe hinaufstieg, um ins Bett zu gehen, schwirrten mir immer noch tausend Gedanken und Gespräche durch den Kopf. Dennoch fühlte es sich an, als sei mir eine große Last von den Schultern genommen worden, da Dad nun wusste, dass ich Mum gefunden hatte. Als ich jedoch die Schlafzimmertür öffnete und David in meinem Bett schlafen sah, spürte ich, wie sich jene bleierne Last wieder auf meine Schultern legte.
Der ursprüngliche Grund für meine Auszeit war nicht etwa gewesen herauszufinden, ob ich David heiraten wollte oder nicht, doch nun ertappte ich mich dabei, wie ich in der Schlafzimmertür stand und mir ebendiese Frage stellte.
Alle, die David nicht besonders gut kannten, hielten ihn auf den ersten Blick für recht farblos und reserviert, zumal er selten viel von sich preisgab. Ich war ihm jedoch ziemlich nahegekommen und wusste daher, dass er ganz tief im Innern sehr leidenschaftlich und liebevoll sein konnte. Und genau das war der David, den ich liebte – der David, der sich niemandem außer mir offenbarte.
Doch seitdem Sean in mein Leben getreten war, stellte sich mir die Frage, ob das, was ich für David empfand, wirklich genug war. Sean war das genaue Gegenteil von David; er war … hmmm, wie sollte ich ihn beschreiben? Meine Mutter hatte ihn eben als einen Schurken dargestellt … einen Süßholzraspler … als einen Frauenhelden, der er wirklich nicht war. Außerdem hatte sie ihn als amüsanten und intelligenten jungen Mann beschrieben – mit dem man zunächst viel Spaß haben konnte, der einen auf lange Sicht jedoch enttäuschen würde. Sogar Dad schien Sean zuzutrauen, eine Situation derart zu manipulieren, dass er das bekam, was er wollte. Und zwar nicht nur in geschäftlichen Belangen, sondern auch im Privatleben.
Ich runzelte die Stirn; diese Beschreibungen klangen seltsam vertraut, insbesondere die von Mum. Wo hatte ich sie nur schon einmal gehört?
Dann fiel es mir wie Schuppen von den Augen. Genau so hatte ich Sean irgendwann einmal die Charaktere von Mark Darcy und Daniel Cleaver aus Bridget Jones beschrieben – und das beinahe Wort für Wort!
Dabei hatte ich Sean jedoch erklärt, dass ich Colin Firths Figur Mark Darcy im Vergleich zu Hugh Grants Rolle als Daniel Cleaver vorziehen würde. Empfand ich David und Sean gegenüber tatsächlich so?
O Gott, das ist einfach lächerlich! Habe ich nicht eben noch erklärt, dass ich nicht mehr versuchen würde, mein Leben wie einen Kinofilm zu leben?
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