Tatsächlich Liebe in Notting Hill: Roman (German Edition)
erbitterten Kampf gegen Cruella geführt, um diese zwei Einladungen für Oscar und Ursula zu bekommen, da angeblich »nicht einmal mehr Platz ist für zwei Mini-Chihuahuas, ganz zu schweigen von zwei Gästen« war. Doch ich hatte gekämpft und zum ersten Mal einen Sieg errungen.
»Oooh, wir kommen liebend gern, nicht wahr, Oscar?« Ursula öffnete neugierig den Umschlag. »Was ist mit Sean – hast du auch bei ihm eine Einladung eingeworfen?«
»Ähm … nein. Ich denke, er hat mittlerweile wahrscheinlich genügend Hochzeiten erlebt und keine Lust auf eine weitere.«
Oscar starrte mich an. »Und vermutlich erst recht nicht auf deine «, sagte er schließlich und tauschte einen vielsagenden Blick mit Ursula.
»Nein«, antwortete sie. »Wahrscheinlich nicht.«
Ich tat, als hätte ich nichts gemerkt, und umarmte beide ein letztes Mal. Dann beugte ich mich vor und streichelte Delilah, bevor ich ins Taxi stieg und die Lansdowne Road und Notting Hill für immer hinter mir ließ.
Ich hakte mich bei meinem Vater ein, der, wie ich erfreut feststellte, in seinem stahlgrauen Anzug mit Gehrock und einer burgunderroten Krawatte absolut keine Ähnlichkeit mit Harrison Ford aufwies. Während wir gemeinsam den scheinbar endlosen Mittelgang der großen Kirche entlangschritten, in der meine Trauung stattfand, sah ich Oscar und Ursula zum ersten Mal seit meiner Abreise wieder.
Die beiden waren wirklich nicht zu übersehen: Oscar trug ein knallig limettenfarbenes Hemd, das er mit einem leuchtend blauen Anzug kombiniert hatte, Ursula ein rotes Kleid mit weißen Punkten im Stil der Fünfzigerjahre, dazu einen riesengroßen roten Hut mit breiter Krempe.
Beide winkten mir zu, als ich an ihnen vorbeischritt, und Ursula flüsterte mir noch schnell »Viel Glück!« zu.
Anders als in meinem Traum letzte Nacht trug ich heute tatsächlich das Kleid, das ich im Beisein von Ursula und Oscar in dem Brautmodenladen anprobiert hatte. Das weiße bestickte Seidenmieder war zwar tailliert, aber doch so geschnitten, dass ich normal atmen konnte. Mein Rock, der aus vielen Metern weißen Tülls bestand, schwebte luftig um meine Beine.
Zwar hätte ich in diesem Kleid keinen Marathon laufen wollen (von den zehn Zentimeter hohen Pfennigabsätzen oder dem mit Strasssteinen besetzten Hochzeitsdiadem, das gefährlich auf meinem gelockten Haar thronte, einmal ganz zu schweigen …), doch für das gleichmäßige gesetzte Schreiten, das heute von mir erwartet wurde, war es durchaus geeignet.
Als wir endlich vor dem Pfarrer standen und die Messe begann, »übergab« mich mein Vater an David, dann ging er in die erste Bankreihe und setzte sich neben meine Mutter. Für den Bruchteil einer Sekunde warfen sie einander einen Blick zu, der mir bewies, dass sie einmal sehr viel füreinander empfunden hatten. Ich war froh, dass meine Hochzeit eine Art Brücke zwischen ihnen geschaffen hatte, als sie ihren elterlichen Stolz miteinander teilten – auch wenn diese nur einen Augenblick halten sollte.
Der Vikar, der Gott sei Dank keinerlei Ähnlichkeiten mit Rowan Atkinson aufwies, fuhr souverän und frohgemut mit der Messe fort. Alles schien in bester Ordnung zu sein.
Dennoch konnte ich nicht gerade behaupten, mich in einem Zustand glückseliger Euphorie zu befinden, weil dies mein Hochzeitstag war und ich David nun endlich mein Eheversprechen geben durfte. Nach all den Dramen, die sich noch vor wenigen Wochen abgespielt hatten, war ich froh, es endlich hinter mich zu bringen, um danach ganz normal weiterleben zu können.
In mir war eine Art innere Ruhe eingekehrt – keine Leere, wie ich zunächst befürchtet hatte – nein, schlicht und einfach ein Gefühl der Ruhe. Für die berauschende, freudige Erregung, die ich während meines Monats in London immerzu verspürt hatte, gab es keinen Grund.
»Wenn nun jemand einen guten Grund vorbringen kann, warum sie nicht rechtmäßig getraut werden dürfen«, hörte ich den Pfarrer sagen, »so soll er jetzt vortreten und sprechen oder für immer schweigen.«
Wie immer bei Hochzeiten entstand Totenstille, als die Gemeinde (hoffnungsvoll?) darauf wartete, ob jemand einen Einwand vorbringen würde, warum wir nicht heiraten sollten.
Da aber niemand zur Kirchentür hereingestürzt kam, um mir seine unsterbliche Liebe zu erklären und mich zu einem weißen Ross zu schleifen, wollte der Pfarrer eben fortfahren, als …
»Moment«, wurde die Stille durch eine Stimme durchbrochen, die beschämenderweise mir selbst zu gehören
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