Tatsächlich Liebe in Notting Hill: Roman (German Edition)
näherten.
»Aber nicht zufällig hier, oder?«, fragte ich und war mir sicher, die Antwort bereits zu kennen.
»Doch.«
»Scarlett, wie schön, dass du da bist!«, rief Oscar, der just in diesem Moment mit Delilah im Arm die Haustür aufriss. »Und wie ich sehe, hast du Sean auch schon kennengelernt!«
Ich blickte zu meinem Nachbarn hinüber.
Dieser grinste. »Wie es aussieht, werde ich heute Abend wohl noch ein wenig mehr über dich erfahren als nur deinen Namen, Scarlett …«
Gleichzeitig traten wir einen Schritt vor, um den schmalen Weg zu Oscar hinaufzugehen. Sean trat jedoch wieder zurück und ließ mir den Vortritt. »Ladies first.«
»Vielen Dank.«
Ich ging auf Oscar zu, der in seinem dunkelvioletten Hemd und dazu passender Karohose recht feierlich gekleidet war. Mir wollte jedoch immer noch nicht einfallen, an wen er mich erinnerte. Die meisten Leute konnte ich von ihrem Aussehen her einem Schauspieler oder einer Figur aus einem Film zuordnen, im schlimmsten Fall sogar einer Mischung aus zwei Darstellern. Was Oscar betraf, so hatte er sowohl etwas von John Hannah in Vier Hochzeiten und ein Todesfall als auch von Tom, einem Mitglied von Bridget Jones’ exzentrischem Freundeskreis. »Hier, die ist für dich«, erklärte ich und überreichte Oscar eine Flasche Wein. »Und« , fuhr ich theatralisch fort und drückte ihm demonstrativ, damit Sean es auch sah, eine Plastiktüte in die Hand, »hier ist dein T-Shirt, das du mir heute Vormittag freundlicherweise geliehen hast.«
»Meine Liebe, das wäre doch nicht nötig gewesen. Aber komm doch herein, ich kann es kaum erwarten, dich den anderen vorzustellen. Komm rein, Sean!«, rief er dann. »Der Rest der Truppe ist schon da.«
Als wir im Haus waren, nahm uns Oscar unsere Jacken ab, und wir folgten ihm ins Wohnzimmer. Verteilt auf zwei Sofas und eine Chaiselongue, saßen dort bereits fünf Leute, die Wein tranken und sich angeregt unterhielten.
»Hört mal her«, rief Oscar und klatschte in die Hände, um die Aufmerksamkeit auf sich zu lenken. »Ihr kennt ja bereits Sean.«
»Manchmal wünschte ich, es wäre nicht so«, entgegnete eine Frau mit raspelkurzem schwarzen Haar und einer beängstigenden Menge von farbigen Perlenketten um den Hals. Ich war erleichtert, als alle lachten und ich merkte, dass sie nur gescherzt hatte.
»Vanessa, wir fangen mit dir an. Scarlett, das ist Vanessa. Sie besitzt den Laden direkt neben meinem Geschäft.«
»Hi!«, begrüßte ich sie. »Was verkaufen Sie denn? Kleidung wie Oscar?«
»Hauptsächlich erotisch-lesbische Literatur«, erwiderte sie und musterte mich von Kopf bis Fuß. »Vielleicht solltest du auch einmal bei mir vorbeischauen.«
Ich räusperte mich und lächelte höflich. »Irgendwann einmal vielleicht.«
»Vanessa, hör auf damit, sie aufzuziehen«, ermahnte Oscar sie. »Neben Vanessa sitzen Lucian und Patrick. Die beiden betreiben das Antiquitätengeschäft in der Nähe des Marktes. Du kannst übrigens ruhig Du zu allen sagen.«
»Hi!«, riefen beide gleichzeitig. Dann sahen sie einander an und kicherten los wie zwei Kleinkinder.
»Drüben auf der Chaiselongue sitzt Brooke. Brooke ist Fotomodell.«
Brooke sah aus, als mache sie Werbung für Appetitzügler. Wenn sie heute überhaupt etwas essen würde, dann sicherlich nur die Garnierung, dachte ich bitter.
Brooke winkte lässig zu mir herüber.
»Und daneben sitzt Ursula – meine beste, liebste, teuerste Freundin.«
Ursula lächelte Oscar strahlend an, bevor sie dann genauso strahlend zu mir herübersah. Sie hatte blondes, schulterlanges Haar, hellblaue Augen, die genauso strahlten wie ihr Lächeln, und trug ein Kleid mit Gänseblümchenmuster, das aussah, als stamme es aus den Fünfzigerjahren. Ich mochte sie auf Anhieb, denn Ursula war eine entzückende Mischung aus der jungen Emma Thompson und meiner absoluten Lieblingsschauspielerin Kate Winslet.
»Hi, schön, dich kennenzulernen! Ich bin Innenarchitektin – wenn hier jeder schon seinen vollen Titel angibt. Aber meine Freundschaft mit Oscar geht weit über das Berufliche hinaus.«
Um uns herum erklang Gekicher, weswegen ich sie dankbar anlächelte und mich bemühte, sie nicht allzu direkt anzustarren.
»Nun, das wären alle«, flötete Oscar.
»Ähem«, räusperte sich Sean hinter uns.
»Scarlett kennt dich doch schon, oder etwa nicht? Na schön, wenn es denn sein muss«, seufzte Oscar, als Sean ihn ansah und demonstrativ die Augenbrauen hochzog.
»Scarlett, das ist Sean. Sean ist nur
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