Tatsächlich Liebe in Notting Hill: Roman (German Edition)
wurde nur vom Geklapper der Computertastatur nebenan unterbrochen.
Mein Vater sah gleichermaßen verletzt, wütend und verwirrt aus, und in seinem Blick lag eine Trauer, die ich kaum ertragen konnte.
»Es tut mir leid, Dad«, entschuldigte ich mich leise und sah von meinem Schreibtisch zu ihm auf. »Ich weiß wirklich zu schätzen, was du alles für mich getan hast, als ich noch klein war – und das weißt du auch.«
Mein Vater sah auf mich herunter, und seine Miene entspannte sich wieder. »Mir tut es auch leid, Scarlett. Ich wollte dich nicht anschreien.« Er breitete die Arme aus. »Bist du zu erwachsen, um deinen alten Dad zu drücken?«
Ich stand auf, ging zu ihm und vergrub mich in seiner herzlichen Umarmung.
»Du weißt doch, dass ich es nur gut mit dir meine, nicht wahr?«
Ich nickte, den Kopf immer noch in seinen vertrauten Armen.
»Es ist nur … Ich habe zugesehen, wie du mit deinen Kinofilmen groß geworden bist, wie du alles über Kinofilme verschlungen und so getan hast, als würdest du in einem Film leben. Mit dem Kino ist so weit alles in Ordnung – immerhin hätten wir ohne Kinos kein Unternehmen. Trotzdem musst du in der realen Welt leben, mit realen Menschen und realen Situationen. Ich will nicht, dass du so endest wie …«
Die Stimme meines Vaters stockte.
»Wie wer , Dad?«
»Ähm … wie eine dieser Personen, die ihr ganzes Leben verträumen und es nie zu etwas bringen.« Dad hielt mich an den Armen fest und sah mir in die Augen. »Scarlett, du kannst nicht weiterhin so tun, als sei dein Leben ein Drehbuch – das geht nicht, das funktioniert einfach nicht. Nach allem, was David mir am Samstag erzählt hat, riskierst du, nicht nur ihn zu verlieren, sondern auch noch deinen Verstand, wenn du so weitermachst.«
Ich wollte gerade entgegnen, das sei vielleicht nicht das Schlechteste, als ich mich an einen der Gründe erinnerte, warum ich mich letztlich entschieden hatte, David zu heiraten. Gerade noch rechtzeitig hielt ich inne.
Mein Vater ließ mich los und ging zum Fenster hinüber. Nachdem er ein paar Minuten nachgedacht hatte, wandte er sich wieder zu mir um. »Scarlett, ich werde dir das Gleiche sagen, was ich David erklärt habe. Vielleicht solltest du dir eine kleine Auszeit gönnen, um deine Gedanken zu sortieren und dir alles durch den Kopf gehen zu lassen. Was hältst du davon?«
Ich bemühte mich, nicht zu begeistert zu reagieren. War das nicht genau das, was ich beabsichtigt hatte, als ich heute Morgen ins Büro gekommen war? Ich hatte zu diesem Zeitpunkt allerdings nicht erwartet, diesen Vorschlag von meinem Vater auf dem Silbertablett serviert zu bekommen, eingepackt und hübsch verziert mit einer dicken, roten Schleife.
»Ähm, klingt nach einer guten Idee«, antwortete ich daher zögerlich, falls Dads Zeitverständnis nicht dem meinen entsprechen sollte.
»Wie wäre es, wenn du dir ein, zwei Wochen freinimmst?«, schlug Dad vor.
»Wie wäre es, wenn wir einen Monat daraus machen? Dann hätte ich genügend Zeit, über mein Leben nachzudenken. Danach sollte ich in der Lage sein, die richtigen Entscheidungen zu treffen.«
Mein Vater dachte einen Augenblick darüber nach. »Na gut, wenn du meinst, dass du dafür so lange brauchst …«
Ich nickte.
»Abgemacht. Ich denke, Dorothy und ich werden eine Weile allein klarkommen. Hast du schon eine Idee, wo du die Zeit verbringen willst?«
»Ähm … nein. Aber wahrscheinlich nicht in allzu weiter Ferne.«
»Sorg dafür, dass es weit genug entfernt ist. Ich will nämlich, dass du in einem Monat zurückkehrst, Scarlett, und allen beweist, dass du ein paar vernünftige Entscheidungen getroffen hast und weißt, wie du dein Leben künftig gestalten willst. David wird nämlich nur dann zustimmen, wenn er denkt, dass es eure Beziehung stärken wird.«
»Ich weiß«, pflichtete ich ihm bei und dachte einen Moment lang an meinen Verlobten. »Mach dir keine Sorgen, Dad«, versprach ich. »In einem Monat werde ich mit genügend Beweisen dafür zurückkehren, dass ich über mein Leben nachgedacht habe.«
In der Tat werde ich mit genügend Beweisen für dich, David und Maddie zurückkehren und euch allen zeigen, dass ich nicht mein Leben lang in den Tag hineinträume. Das Leben kann wie ein Kinofilm sein, und das geschieht nicht einfach nur zufällig, sondern jeden Tag aufs Neue, immer und immer wieder.
Ich weiß nicht, was mein Vater an jenem Wochenende David über meine Auszeit gesagt hatte (vielleicht hatte er ihn damit
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