Tatsächlich Liebe in Notting Hill: Roman (German Edition)
sitzen zusammen auf der Bank in einem Park wie diesem. Der Song, der in dieser Szene eingespielt wird – ›When You Say Nothing At All‹ –, ist auch sehr schön – es ist eines meiner Lieblingslieder.«
»Das klingt alles sehr … nett.«
Ich warf Sean einen skeptischen Blick zu, doch dieses Mal war seine Bemerkung nicht sarkastisch gemeint gewesen. Er strengte sich wirklich an, nichts zu sagen, was mich verletzen könnte.
»Das ist es in der Tat. Der Film ist total romantisch. Aber ich gehe mal davon aus, dass Ronan Keating nicht gerade dein Fall ist, oder?«
Sean rümpfte die Nase. »Nein, da hast du recht. Aber immerhin kenne ich das Lied.«
»Na, das ist ja wenigstens ein Anfang.«
»Könnte man so sagen.«
Unsere Blicke trafen sich, wie es eben schon am Esstisch geschehen war.
»Was die Hochzeit angeht, Sean …«
»Keine Sorge«, unterbrach er mich und hob beschwichtigend die Hände. »Ich habe dir bereits gesagt, dass du nicht verpflichtet bist mitzukommen.«
»Nein, nein, nein«, entgegnete ich. »Deine Schwester wäre sicherlich enttäuscht, wenn ich dich nicht begleite. Sie gibt sich so viel Mühe, mir zu helfen – da kann ich sie jetzt wohl kaum enttäuschen.«
»Das stimmt natürlich«, pflichtete mir Sean eifrig bei und ließ seine Hand auf der Rückenlehne der Bank ruhen. »Wir sollten diesen Wochenendbesuch Ursula zuliebe durchziehen, nicht wahr?«
»Ja«, stimmte ich ihm zu und lächelte ihn an. »Wir sollten in diesem Fall unsere eigenen Interessen zurückstellen. Wir werden zu dieser Hochzeit fahren, allein schon, um deiner Schwester eine Freude zu machen.«
»Ja«, wiederholte Sean und sah mir in die Augen. »Wir tun es einzig und allein für Ursula. Einen anderen Grund gibt es nicht …«
7
W ir beschlossen, mit dem Zug nach Glasgow zu fahren, obwohl wir auch hätten fliegen können, da Sean gern die Kosten für die besten Last-Minute-Flüge übernommen hätte. Ganz im Gegensatz zu David übrigens, der niemals ein Last-Minute-Angebot buchen würde, da seiner Meinung nach nur Geld zu sparen war, indem man »ein wenig vorausdachte«.
Als Ursula jedoch die gesamte Planung für uns in die Hand nahm und mir die Wahl überließ, entschied ich mich für die Zugreise. Ich hatte eine ganze Weile darüber nachgedacht, denn ein Flug wäre deutlich schneller gewesen, und mal im Ernst: Je weniger Zeit ich mit Sean verbrachte, desto besser. Eine Zugreise dagegen bot mir die Möglichkeit, eine weitere Filmszene nachzuerleben – und die Chance, meiner Beweisakte eine solche hinzuzufügen, wollte ich mir keinesfalls entgehen lassen.
Am Freitagmittag trafen wir sehr früh am Bahnhof von Kings Cross ein. Uns blieb also noch genügend Zeit, die es totzuschlagen galt, bis unser Zug abfuhr.
»Sollen wir vielleicht einen Kaffee trinken gehen?«, schlug Sean vor.
»Ja, gerne«, erwiderte ich eifrig und freute mich, dass er mir die Sache so leicht machte.
Wir durchquerten den Bahnhof bis zur Wartehalle, in der sich Geschäfte und Cafés befanden. Ich zog meinen Koffer hinter mir her, während Sean eine kleine Reisetasche in der Hand sowie einen Kleidersack über der Schulter trug.
»Versuchst du gar nicht, hier durchzugehen?«, fragte Sean mich grinsend und nickte mit dem Kopf in Richtung einer Wand. Zwei Kinder ließen sich dort gerade unter einem Schild mit der Aufschrift Platform 9 ¾ – Gleis 9 ¾ – fotografieren. »Dann könntest du den Zug nach Hogwarts erwischen und eine weitere Filmszene von deiner Liste streichen.«
»Ha, ha, sehr witzig«, erwiderte ich und verzog das Gesicht. »Woher weißt du überhaupt, dass Gleis 9 ¾ aus Harry Potter stammt, wenn du dir niemals Filme anschaust?«
»Es stand im Buch.« Sean zog demonstrativ die Augenbrauen hoch.
»Ach ja, natürlich.« Wie peinlich! Ich wollte nicht, dass Sean dachte, ich sei einer dieser Menschen, die immer nur die Kinoversion eines Romans kennen. Aber andererseits: Was kümmerte es mich, was Sean von mir dachte?
Wir gelangten zu einem Stand, der heiße Getränke verkaufte. Dieser war zwar kaum mit dem Wartesaal in der Bahnstation von Milford aus dem Film Begegnung – Brief Encounter zu vergleichen, doch es würde reichen müssen.
»Einen Kaffee bitte – schwarz, ohne Zucker«, bat Sean den Verkäufer.
Der junge Mann, der eine Erwiderung grunzte – die, wie ich glaubte, die Frage beinhaltete, ob Sean einen Becherdeckel haben wollte oder nicht –, hatte keinerlei Ähnlichkeit mit Myrtle Bagot oder ihrer Gehilfin
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