Tatsächlich Liebe in Notting Hill: Roman (German Edition)
Mühe, ein Grinsen zu unterdrücken. »Ein bisschen mehr ist schon nötig – aber ja, das ist die grobe Handlung.«
»Klingt spannend.«
»Das ist es auch. Es ist ein wunderbarer Schwarz-Weiß-Film, der auf einem Stück von No ë l Coward basiert.«
»Du bist ein ganz schöner Kinofreak, nicht wahr?« Sean grinste mich an. »Die Tatsache überrascht mich nicht – also, dass der Film auf No ë l Cowards Vorlage zurückgeht. Die meisten guten Filme basieren auf Romanen oder Theaterstücken. Oder ihnen liegen wahre Geschichten oder Geschehnisse zugrunde.«
Ich dachte einen Augenblick darüber nach. »Das trifft sicherlich auf einige Filme zu, aber längst nicht auf alle.«
»Dann nenn mir doch mal ein paar bekannte, qualitativ gute Filme – du weißt schon, solche, die einen Oscar gewonnen haben –, die nicht auf einem der genannten Dinge basieren.«
Angestrengt dachte ich nach. Ärgerlicherweise schien er recht zu haben – jeder Film, der mir in den Sinn kam, fiel offenbar in eine seiner Kategorien.
»Einige wenige Ausnahmen gibt es schon«, fuhr Sean fort. »Aber die Filme, die einem zuerst einfallen, sind alle nur Kopien. Obwohl diese sicherlich lieber als Hommage an die Arbeit eines anderen Künstlers angesehen werden würden …«
Ich lächelte schief.
»Ich habe recht, nicht wahr?«, hakte Sean grinsend nach.
»Ja, mir fallen im Moment keine anderen Filme ein – deswegen: Ja, im Augenblick scheinst du recht zu haben.«
Schweigend saßen wir da, während der Zug den Bahnhof verließ. Als er schließlich immer mehr Fahrt aufnahm und die Hochhäuser Londons langsam in ländliche Hecken und Felder übergingen, ergriff Sean wieder das Wort.
»Wir müssen sechs Stunden totschlagen, Scarlett, dabei könnten wir uns auch genauso gut ein wenig besser kennenlernen. Du zuerst: Erzähl mir deine Lebensgeschichte.«
Ich riss mich vom Fenster los und fühlte mich durch seine unschuldige Frage ein wenig aus der Fassung gebracht. Ohne es zu wissen, hatte Sean mir eine andere Filmszene beschert, die ich meiner Liste hinzufügen konnte. In Harry und Sally richtet Harry beinahe wörtlich die gleiche Aufforderung an Sally, als sie zu Beginn des Films zusammen nach New York reisen.
»Ähm … da gibt es nicht viel zu erzählen. Ich werde demnächst vierundzwanzig, lebe in Stratford-upon-Avon und arbeite im Familienbetrieb.«
»Der da wäre …?«
Na, gleich geht’s los. Gib dem Affen Zucker.
»Wir fertigen und verkaufen Popcorn-Maschinen.«
Sean brach in schallendes Gelächter aus.
»Was ist daran so witzig?«, wollte ich wissen.
»Punkt eins«, erklärte Sean und gab sich Mühe, eine ernste Miene zu machen. »Es gibt wohl kaum einen besseren Job für dich als Kinoliebhaberin, als dem Kinogänger seine Grundnahrung zu verschaffen. Punkt zwei, du lebst in Stratford-upon-Avon – in der Heimat des großen Dichters, der als einer der größten Dramatiker aller Zeiten gilt. Und dann ist deine Leidenschaft das Kino ?«
»Ganz genau«, entgegnete ich und verschränkte abwehrend die Arme vor der Brust. »Was ist so falsch daran?«
Sean schüttelte den Kopf. »Nichts. Überhaupt nichts. Hör mal, Scarlett, ich will mich nicht mit dir streiten. Ich verspreche dir, dass ich mich benehmen werde.« Mit einem kindlich-unschuldigen Ausdruck auf dem Gesicht lehnte er sich wieder zurück und sah dabei aus, als könne er sich nur mit Mühe ein Grinsen verkneifen.
»Und wie sieht’s bei dir aus?«, fragte ich, meinerseits um eine ernste Miene bemüht. »Dann lass mal alles über dein ach so schönes Leben hören.«
»Na ja, ich bin nicht James Stewart.« Sean grinste bei dem Versuch, einen Scherz zu machen. »Hast du’s bemerkt? Ist das Leben nicht schön? «
Ich beschloss, über diesen lauen Versuch nicht zu lachen. »Du kennst also doch ein paar Filme?«
»Ein paar wenige.« Sean machte es sich in seinem Sitz bequem und schlug die Beine übereinander, sodass sein Knöchel auf dem Knie lag. »Na schön. Ich bin sechsundzwanzig Jahre alt und habe eine Schwester, die Ursula heißt, wie du ja schon weißt. Mein Vater heißt Alfie und besitzt – zu meiner unendlich großen Freude – einen James-Bond-Pub in Glasgow, den er mit seiner zweiten Frau Diana betreibt. Oh, und dann habe ich noch einen recht langweiligen Job bei einer Investmentgesellschaft.«
»In was investiert ihr denn – in Eigentum?«
»Nein, in Unternehmen.«
»Wie genau?«, erkundigte ich mich höflich, obwohl es mich absolut nicht interessierte, was
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