Tatsächlich Liebe in Notting Hill: Roman (German Edition)
Beryl Walters. Ich seufzte sehnsüchtig, als ich mich an die entsprechenden Szenen aus Brief Encounter erinnerte.
»Was möchtest du haben, Scarlett?«, fragte mich Sean. »Hey, Scarlett!«, rief er dann, als ich nicht antwortete. »Erde an Scarlett! Was möchtest du trinken?«
»Bitte? Oh, Entschuldigung. Ähm … Ich hätte gern einen Tee mit Milch, ohne Zucker.« Ich blinzelte heftig.
Sean musterte mich und kniff dann die Augen zusammen. »Ist was?«, fragte er, nachdem er die Getränke bezahlt hatte. »Hast du einen nervösen Tic oder so was?«
»Nein, ich glaube, ich habe etwas im Auge.« Ich zwinkerte noch stärker, als mir der Gedanke kam, dass ich gleich zwei Filmszenen zum Preis von einer bekommen könnte, wenn Sean angemessen reagierte. In Liebe braucht keine Ferien gab es nämlich eine ähnliche Szene zwischen Kate Winslet und Jack Black.
»Danke«, sagte Sean zum Verkäufer, als er die heißen Becher von der Theke nahm. »Scarlett, willst du kurz auf die Damentoilette verschwinden und nachsehen? Du wirst aber dreißig Pence brauchen, um hineinzukommen. Hast du Kleingeld?«
»Nein.« Ich zwinkerte. »Ich glaube nicht.«
»Hier, nimm das Wechselgeld. Halt mal«, forderte er mich auf und drückte mir die Becher in die Hände.
»Kannst du denn nicht mal eben nachschauen?«, fragte ich verzweifelt. Ich stand mitten im Bahnhof von Kings Cross mit zwei dampfenden Styroporbechern in den Händen und zwinkerte jeden Passanten an, der an mir vorbeiging. Ein Mann zwinkerte sogar zurück. »Ich glaube, ich habe ein Staubkorn im Auge.«
»Theoretisch könnte ich, aber ich habe meine Brille nicht auf«, erwiderte Sean und durchforstete seine Taschen nach Kleingeld.
»Deine Brille? Ich habe dich noch nie mit Brille gesehen!«
»Ich brauche sie auch nur, um nah gut gucken zu können. Ich kann mir dein Auge gern einmal anschauen, aber ich kann dir nicht garantieren, dass ich etwas so Kleines wie ein Staubkorn finden werde.« Immer noch kramte er in seiner Jackentasche herum.
»Ach, vergiss es einfach«, erwiderte ich gereizt und reichte ihm seinen Becher. »Der Moment ist ohnehin vorbei … Ähm … Ich meine, das Staubkorn scheint fort zu sein.«
Ich nahm den Deckel von meinem Becher und trank einen großen Schluck Tee. Er war heiß und verbrannte mir den Gaumen, aber ich wollte mir nichts anmerken lassen. »Sieh mal, unser Zug ist endlich eingefahren«, erklärte ich nach einem Blick auf die sich andauernd verändernde Anzeigetafel. »Wir sollten uns besser auf den Weg machen.«
Sean folgte mir verdutzt, als ich zu den Gleisen stürzte. Wir stiegen mit dem Gepäck in den richtigen Zug und hielten Ausschau nach unseren reservierten Sitzplätzen, die einander gegenüberlagen und durch ein kleines Tischchen getrennt wurden. Nach einer kurzen Diskussion, wer vorwärts und wer rückwärts fahren wollte, ließen wir uns endlich nieder.
Ich schaute aus dem Fenster und beobachtete, wie die Leute über den Bahnsteig zu ihren Abteilen eilten, und spekulierte über deren Gründe, in denselben Zug einzusteigen wie wir.
Jede Wette, dass keiner der Reisenden in der gleichen Situation ist wie ich gerade , dachte ich, als ich schweigend die Menschenmassen beobachtete.
Verstohlen sah ich zu Sean hinüber – doch er schaute nicht wie erwartet zum Fenster hinaus, sondern mich an.
»Was ist?«, fragte ich, da er nicht sofort den Blick abwandte.
»Ich habe mich nur gefragt, was das eben auf dem Bahnsteig sollte – die Sache mit deinem Auge?«
»Nichts. Ich habe dir doch gesagt, es hat sich erledigt.«
»Hattest du denn überhaupt etwas im Auge?«
Ich seufzte. Wozu sollte ich ihn anlügen?
»Nein«, antwortete ich gelassen.
»Warum hast du dann … warte mal, war dieses Theater etwa eine Szene aus irgendeinem Kinofilm?«
»Vielleicht.«
»Hätte ich mir ja denken können. Aus welchem Film?«
»Aus Begegnung – Brief Encounter , wenn du es unbedingt wissen willst.«
»Ist das der Film mit den Außerirdischen?«
Ich musste lachen. »Nein! Das war Close Encounters – Unheimliche Begegnung der dritten Art . Begegnung – Brief Encounters ist eine ganz wundervolle Liebesgeschichte, die sich hauptsächlich in einem Bahnhof abspielt. In dem Film haben Celia Johnson und Trevor Howard die Hauptrollen gespielt.«
»Ah, ich verstehe.« Sean dachte kurz nach. »Lass mich raten – diese Celia hat etwas im Auge, und der gute alte Trevor eilt ihr zu Hilfe? Und dann verlieben sie sich unsterblich ineinander?«
Ich hatte
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