Tattoo
doch Sam hatte keine Zeit um darauf zu reagieren, oder gar sich Gedanken zu machen. Sein Herz pumpte das Blut mit voller Kraft durch seinen Körper, während seine Lippen vor Verlangen brannten. Immer noch lag Williams Hand in seinem Nacken, was ihn dazu trieb Gleichstand zu schaffen, jedoch legte er seine nicht einfach dort hin, sondern zog seinen Gegenüber immer näher.
„Sam, was hast du vor?“, es war nicht mehr als ein Hauch, welcher diese Frage zu ihm trug. So leise sprach William.
„Ich werde dich küssen!“, seine Stimme klang überzeugt. Sam wollte nur noch eins, den Geschmack des Kriegers aufnehmen.
Vorsichtig, als könnten sie einander verletzen, berührten sich ihre Lippen. Warm, weich und doch auch fest, streiften sie einander, erfühlten sich das erste Mal.
„Sind Sams Eltern schon wieder weg?“
Ruckartig stieß William Sam weg und brachte Abstand zwischen sie. Quinns Auftauchen hatte sie in die Wirklichkeit zurückgeholt. Sam stieß den Stuhl, auf dem er saß, nach hinten, schluckte abermals hart und verschwand aus der Küche. Er musste fort, einfach weg und nicht mehr umkehren.
Gerade hatte er sich so gut gefühlt und nun schien er auf dem harten Asphalt der Hölle aufzuschlagen. Williams Reaktion sagte alles, er hatte zuviel verlangt und dieser sich scheinbar vergessen.
Im Club hatte Sam sich noch rausreden können, seine Annäherung an William als affig betitelt, dabei hatte er nicht mehr gewollt als ihn zu berühren und sein Revier klar abzugrenzen. Johns Blick hatte ihm nicht gefallen, denn auch wenn dieser behauptet hatte, dass William nicht gut aussah, wusste er, dass John genau das Gegenteil dachte. Wie oft hatte er vor Sam von den Kriegern geschwärmt und nun war er einem so nahe gekommen. In der Umkleide hatte John ihn kritisch betrachtet. „Du weißt, dass eine Partnerschaft nicht nur angucken bedeutet. Irgendwann will er auch mal ran!“ Sam hatte nichts erwidern können, war sprachlos aus dem Club gegangen.
Gerade ging er die Straße Richtung Stadt entlang, als Bennet in einem Jeep neben ihm anhielt. „Wo willst du denn hin?“
„Weg … also zu meinen Eltern, muss noch was klären, ich …“
Bennet nickte, öffnete die Türe und lächelte verstehend. „Dein Vater war ganz schön entsetzt, oder?“ Ein einfaches Nicken war die Antwort. „Das legt sich auch wieder. Lass ihn erstmal begreifen, was für einen guten Fang du gemacht hast.“
Den Rest der Fahrt schwiegen sie, was Sam dankend zur Kenntnis nahm. Immer noch spürte er die Lippen von William auf seinen eigenen und die Sehnsucht nach dem Moment, schien seinen Brustkorb zersprengen zu wollen. Dabei hätte es gar nicht so weit kommen dürfen, niemals. Er hatte kein Interesse an Männern und das musste so bleiben. Wenigstens diese Schmach wollte er seinem Vater nicht antun.
„Hier wohnen deine Eltern, oder?“, tippte Bennet Sam auf die Schulter und wies nach rechts.
„Ja, super, danke!“, mit zitternden Fingern öffnete er seinen Gurt, öffnete die Tür und stieg grußlos aus.
Das Auto seiner Eltern stand vor dem Haus, er hörte seinen Vater im Garten mit dem Nachbarn sprechen und war sich sicher, dass seine Mutter allein im Haus war. Langsamen Schrittes und immer nervöser betrat er sein Elternhaus, während seine Kehle sich immer weiter zuschnürte. Sam wollte reden, Klartext, ohne etwas zu beschönigen.
Sophia stand am Küchenfenster und schüttelte seufzend den Kopf. „Hey Mum.“ Erschrocken drehte sie sich um. „Sam? Ich wusste, dass du kommen würdest, aber so schnell? Alles in Ordnung?“ Sam war überzeugt, dass das der berühmte mütterliche Instinkt war, der aus ihr sprach. Nur zu gerne ließ er sich in ihre Arme ziehen, wollte vergessen, was nicht zum Vergessen gedacht war. Auch fühlte die Umarmung seiner Mutter sich nicht so gut an, wie es einst war. „War was mit William?“ Abermals nickte er einfach zur Antwort. „Die Krieger sind seit jeher sehr kompliziert, eigensinnig und stur, damit muss man umgehen lernen. Auch du schaffst das, mein Großer!“
„Das ist so leicht gesagt und Vater …“
Sophia schnaufte erbost. „Ja dein Vater, sieh ihn dir an … Lässt sich mal wieder von Claus provozieren, weil Lucian sein Tattoo bekommen hat. Er wird im Rat sitzen. Das ist ehrenwert sicherlich, aber deshalb muss man sich nicht so aufspielen. Du warst nie so. Hast das gemacht, was du wolltest, dir wurde nicht vorgeschrieben was du wirst. Sam du hast wirklich
Weitere Kostenlose Bücher