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Taubenkrieg

Taubenkrieg

Titel: Taubenkrieg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S Lüpkes
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dieses Ziel schäme ich mich nicht, Frau Tydmers, da können Sie noch so skeptisch gucken.«
    Hatte sie skeptisch geguckt? Möglich wär’s. »Und warum täuschen Sie Verbrechen vor, die keine sind? Schlagen Männer auf offener Straße zusammen, damit man denkt, es gehe eine Gefahr von den Rockerbanden aus.«
    »Wenn Sie auf Gustav Helmberg anspielen: Der hat Gelder veruntreut und seinen entsprechenden Denkzettel bekommen.«
    »Ach so, das neue Deutschland ist ein Land der Selbstjustiz, das hatte ich bisher wohl falsch verstanden. Immerhin haben Sie sich die Mühe gemacht, die Angreifer in
G-Point -Gangster -Kutten
zu stecken, damit in Schwerin auch ja die Angst vor einem Rockerkrieg geschürt wird.«
    »Die Bevölkerung ist bereits so abgestumpft, da muss man schon mal mit dickerem Stift malen.«
    »Frau Kellerbach wurde in ihrer Kanzlei niedergeschossen – das ist aber schon ein verdammt fetter Strich, den Sie da machen.«
    |259| »Sie haben doch gar keine Ahnung, was alles dahintersteckt   …«
    »Stimmt, so richtig durchschaue ich das Ganze noch immer nicht. Ich weiß aber, dass Sie auch in irgendeiner Weise im
Hot Lady
mitmischen. Spätestens da hört bei mir der Glaube an das Gute im Menschen auf.«
    Es hätte wunderbar gepasst, wenn er jetzt zornesrot angelaufen wäre – tat er aber nicht. Gauly hatte sich entweder gut im Griff oder tatsächlich kein Gewissen. »Das
Hot Lady
ist Sache der
Devil Doves
. Und wie Sie sich inzwischen sicher denken können, pflegen wir unter anderem mit Thorsten Schwarz alias
Patch Blacky
ein auf gegenseitigem Respekt basierendes Verhältnis. Bei Ihnen in Hannover ist das schon lange üblich, dass die Staatsgewalt sich mit diversen Gruppierungen gut stellt, statt einen eher hoffnungslosen Kampf gegen sie zu führen. Auf diese Weise haben wir Einfluss auf das, was unter anderem in den Bordellen passiert. Ich lege meine rechte Hand ins Feuer, dass es speziell im
Hot Lady
juristisch nichts zu beanstanden gibt.«
    »Und als Leo Kellerbach bei diesem Friede-Freude-Eierkuchen-Tanz nicht mehr mitmachen wollte, musste er sterben?«
    Gauly schüttelte den Kopf. »Nein. Mit dem Mord an Leo habe ich nichts zu tun. Wirklich nicht! Ich war tief erschüttert, als ich die DN A-Analyse gesehen habe und begreifen musste, dass er das Opfer ist.« Sein bestürzter Gesichtsausdruck wirkte echt, das musste Wencke ihm lassen. »Leo war mein Patenkind, wussten Sie das nicht? Ich habe ihn in den Armen gehalten, als er noch ein kleines Baby war. Sein zweiter Name ist Roland – er wurde von seinen Eltern nach mir benannt!«
    »Wissen Sie denn, warum Leo sich von den Machenschaften rund ums
Hot Lady
distanziert hat? Immerhin hat er sich wenige Monate zuvor noch mit aller Kraft juristisch dafür eingesetzt.«
    |260| Der Blick, mit dem Gauly sie taxierte, war eindeutig: Er war zu gewitzt, um nicht zu durchschauen, dass Wencke gerade versuchte, den Spieß umzudrehen und zur Fragenstellerin zu werden. Er schien zu überlegen, ob er dabei mitmachen sollte. Was hatte er schon groß zu befürchten? Wenckes Schicksal war für ihn doch ohnehin besiegelt. »Wenn Sie es genau wissen wollen, Leo hat sich nicht nur vom
Hot Lady
zurückgezogen, er hat es auch von einem Tag auf den anderen abgelehnt, in Kontakt zu mir zu treten.«
    »Hat er vielleicht herausgefunden, dass Sie und Ihre Mitstreiter auch ganz gern mal die Hand aufhalten, wenn es um die ach so respektvolle Zusammenarbeit geht?« Das war ein Schuss ins Blaue, Wencke hatte keine Ahnung, ob Gauly Schmiergelder kassierte. Doch ihr waren in den letzten Jahren genug korrupte Machenschaften begegnet, auch in den Reihen derer, die eigentlich zur Verbrechensbekämpfung beitragen sollten. Es ging letzten Endes doch immer ums Geld.
    »So ein Moralapostel war er nicht.« Immerhin stritt Gauly den Vorwurf mit keiner Silbe ab. »Ich habe keine Ahnung, was Leos Sinneswandel verursacht hat. Auch bei seinen Brüdern ließ er sich nicht mehr so oft blicken wie vorher. Vielleicht steckte eine Frau dahinter, vielleicht fühlte er sich auf einmal nicht mehr wohl zwischen Bier, Busen und Bikes. Sonst war Leo das Bindeglied zwischen mir und den Rockern. Das musste dann
Patch
übernehmen.«
    »Der dann auch gleich ein Verhältnis mit Nikola einging, um so noch ein bisschen Einblick in Leos Angelegenheiten zu haben.«
    »Na und?« Gauly zuckte mit den Schultern. »Das ist alles Schnee von vorgestern. Jetzt sitzen Sie hier, werte Frau Super-Profilerin. Und dass Ihre Lage nicht

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