Tausche Traumprinz gegen Pizza
gebracht.
Lielott steckte ihre Hände in die Hosentaschen. »Was soll das, Tula? Gerade reden wir noch über unseren tollen Mädelshaufen, da kommt der Italiener und erzählt was ganz anderes.«
»Ach, es ist mir neulich so rausgerutscht und da war er dann gleich so begeistert, dass ich nicht mehr zurückkonnte. Bitte, Lielott, er kann doch mit uns hingehen und dann trifft der eh andere Leute.« Ich zeigte mit dem Daumen über meine Schulter. »Siehst du ja!«
»So ein Mist. Und ausgerechnet auch noch der!«
»So schlecht ist der gar nicht.«
Lielott schaute mich entsetzt an. »So schnell geht das also vorbei mit dem großen Schmerz?«
»Das hat damit überhaupt nichts zu tun!«, schnauzte ich sie an, aber Lielott knurrte nur und muffelte den restlichen Schultag schlecht gelaunt vor sich hin.
Tja, und dann hatten sie wohl beschlossen, sich ebenfalls nicht an die Abmachung zu halten, und dagegen konnte ich nichts sagen, obwohl ich es schon echt übertrieben fand, den Vater mitzuschleppen. Noch dazu war das so einer, der das Gefühl hatte, viel jünger zu sein, als es in seinem Pass stand, einer, der unentwegt redete. Dauernd musste man mit ihm einschlagen und irgendwas ganz cool finden und sich ja so freuen und Danke für die Getränke sagen. Jeder andere Vater hätte sich auf die Tribüne verdrückt und sein Heizkissen unter den Hintern geschoben, um die Jugend in Ruhe zu lassen. Nicht aber Lielotts. Der war peinlich bis sonst wohin und als er auch noch auf den Fingern pfiff, damit es endlich losging, drehten wir uns alle um und taten so, als würden wir ihn nicht kennen.
»Sorry, aber der hat mich nicht alleine weggelassen!«, entschuldigte sich Lielott. »Ehrlich, lieber hätte ich eine Kröte mitgenommen oder sonst wen!«
Emilio lächelte sie an. »Lass ihn doch auch mal seinen Spaß haben. Wir in Italien nehmen oft unsere Eltern mit. Die sind uns heilig!«
»Hinten auf der Vespa, oder wie?«, giftete Lielott, erreichte Emilio aber nicht damit.
»Kommt drauf an, wo man hinmuss, oder?«
Muang und Dodo liefen Arm in Arm über die große Wiese, die sich immer mehr füllte, und suchten einen guten Platz für uns. »Richtig nah dran müssen wir doch erst später, oder, Tula?«
Sie meinten, weil meine, na ja Konstantins und meine Band erst ziemlich am Schluss auftrat.
Ich nickte nur und zog Dodo eine Zeitung aus der hinteren Hosentasche. »Willst du lesen oder ist das deine Sitzunterlage?«
Dodo schüttelte den Kopf, nahm mir die Zeitung wieder weg und ging mit mir ein Stück abseits, damit die anderen ihr Geheimnis nicht mitbekamen. Sie zeigte auf eine Kleinanzeige:
Der Mann mit dem Hut, der Blumen mitbrachte und die Frau sprechen wollte, die früher mal einen schwarzen Zopf hatte, möge sich dringend noch einmal in der Würzbar melden. ES WAR EIN MISSVERSTÄNDNIS!!!
Ich schaute sie erstaunt an. »Boh, super Idee, was sagt deine Ma?«
»Spinnst du? Die weiß das natürlich nicht, die würde mir ja sofort den Kopf abreißen. Ich hoffe nur, dass er ab und zu Kleinanzeigen liest!«
»Gibt’s was Interessantes?« Emilio kam zu uns, während Lielott mit ihrem Vater stritt, weil er Würstchen für alle holen wollte und ihr mit seiner Fürsorge gehörig auf die Nerven ging.
»Du wolltest uns doch in Ruhe lassen!«
»Na, wenn ich jetzt schon mal da bin. Echt, ich war schon ewig nicht mehr auf so einem Konzert, aber es hat sich nichts geändert, die Atmosphäre, die Stimmung, einfach prima.«
»Dann lauf doch ein bisschen herum und lass es auf dich wirken!«, schlug Lielott verzweifelt vor und das machte er dann, nachdem wir ihm hoch und heilig versprochen hatten, uns nicht von der Stelle zu rühren. Also ließen wir uns alle auf der riesigen Decke nieder, die Muang plötzlich auslegte und als winzig kleine Rolle von uns allen unbemerkt dabeigehabt hatte.
»Würstchen wären doch gar nicht schlecht gewesen! Oder noch besser Pizza«, meinte Emilio und setzte sich so nah neben mich, dass er mich ein bisschen berührte. Ich rutschte weg und dachte an Konstantin, obwohl ich mir das eigentlich verboten hatte. Aber wenn er jetzt dabei wäre und alles gut, dann hätte es mir nicht nah genug sein können! So wie Dodo, die ihren Kopf in Muangs Schoß legte und in den knallblauen Himmel schaute.
»Meine Güte, haben wir ein Glück. Stellt euch vor, es würde regnen!«
»In Rom ist es fast immer so um diese Jahreszeit!«, merkte Emilio an und bekam gleich wieder von Lielott eins drüber.
»Wäre ja auch
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