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Tausend und ein Tag - Orientalische Erzählungen

Titel: Tausend und ein Tag - Orientalische Erzählungen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anonymer Verfasser
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zum Bauern fort: »Wenn du ihm das gesagt hast, und er deinen Rat befolgt, so nimm deinen Affen mit dorthin, der, seine gewohnten Späße machend, ihn in Heiterkeit und Lachen erhalten soll, und er wird die frühere Gesundheit völlig wiedererlangen!« Der Landmann achtete gar wohl auf diese Worte,säumte nicht lange und ging nach der Stadt, und nachdem er dem Könige gesagt, was ihm die Jungfrau angegeben hatte, antwortete der in dem Verlangen, geheilt zu werden, daß alles, was er vorgeschlagen habe, sogleich ausgeführt werden sollte, falls er dadurch von so heftiger Krankheit befreit werden könnte; und er rief seinen Serailaufseher und trug ihm auf, in einem der schönsten Gärten, die sich bei der Stadt befänden, unverzüglich für seine Person ein Lusthaus herzustellen. Als dies der Aufseher sogleich ausgeführt hatte, ließ sich der König am folgenden Tag in einer Sänfte dorthin tragen. Als er da angekommen war, hörte er der Nachtigallen und anderer Vögel Gesang und befand sich in einem sehr lustigen Garten, daß er sich ein wenig erheiterte und in kurzer Zeit sehr viel wohler zu werden schien. Auch der Landmann hatte nun seinen Affen dorthin gebracht, führte ihn vor den König und merkte schon, daß sich dessen Herz bereits etwas erquickt hatte, weil er den Ort gewechselt hatte, und er hielt es für gewiß, daß er bald seine frühere Gesundheit wiedererlangen würde. Nachdem er vor des Königs Augen einige Spaße mit dem Affen vorgeführt hatte, die ihm oft ein Lachen entlockten, führte er das Tier in die Küche, die im Freien war, band es in der Fensterecke an. Darauf kehrte er allein zum König zurück und begann sich mit ihm über viele heitere Dinge zu unterhalten. Und als ihnen auf diese Weise die Zeit angenehm vergangen war, glaubte der König in der Küche ein Geräusch zu vernehmen, und an das Fenster tretend, sah er den Affen, der dort allein war, sich einem Topfe nähern, in dem auf dem Feuer zwei feiste Kapaune für des Königs Mund brutzelten, und sah dem zu; weil der Affe sich aber allein in dem Räume wußte, hob er den Topfdeckel hoch und zog einen der Kapaune hervor,setzte sich hin und schickte sich an, ihn zu verzehren, als eine große Gabelweih, die den Raub gesehen hatte, herabstieß, dem Affen den Kapaun aus den Pfoten riß und mit ihm in die Lüfte flog; der Affe aber blieb über die Maßen betrübt zurück. Und er beschloß, wenn ihm Gelegenheit geboten würde, sich bitter zu rächen, und setzte sich still in eine Küchenecke und wartete, ob sich die Gabelweih wohl wieder einfände. Als er nach einiger Zeit die Augen hob, sah er sie um die Küche fliegen, und da er klug und listig war, näherte er sich wieder dem Topfe und zog den andern Kapaun heraus und tat so, als wolle er sich setzen und ihn verzehren, da kam die Gabelweih hinzu und ließ sich auf den Affen herab; und während sie glaubte, ihm auch den zweiten noch rauben zu können, wurde sie von ihm, der nur darauf wartete, sogleich ergriffen und getötet. Und er begnügte sich nicht damit, ihr den Tod gegeben zu haben, sondern rupfte sie, so gut er es verstand, und setzte sie in dem Topfe mit dem zweiten Kapaun, den er herausgezogen hatte, auf das Feuer. Bei diesem Schauspiel geriet der König über die Schlauheit des Affen in die größte Verwunderung und hatte seine Freude daran und belustigte sich sehr. Nicht lange hernach kehrte der Koch in die Küche zurück und wollte nachsehen, wie es um das Essen des Königs stand; er trat an den Topf heran und fand ihn offen, worüber er sich sehr verwunderte, nahm den Löffel zur Hand, da er glaubte, die Kapaune herausnehmen zu müssen, und fand die unglückliche Gabelweihe darinnen. Ob dieses Vorfalls wurde er sehr bestürzt und wußte nicht, wie dies hatte geschehen können; er wurde sehr ärgerlich und wußte auch nicht, was für Fleisch er dem Könige, seinem Gebieter, vorsetzen sollte, der keine andere Speise als Kapaunen seiner Krankheit wegen zu essen pflegte,und wurde ganz traurig. Dies bereitete dem Könige, der dem ganzen Vorgange vom Fenster aus zugesehen hatte, so großes Vergnügen, daß er, von seiner heftigen Schwermut befreit, wahrlich seine frühere Gesundheit wiedergefunden zu haben glaubte. Und er wollte es nicht dulden, daß sich der Koch länger darüber aufregte, und erzählte ihm die Schlauheit des Affen und das Mißgeschick der Gabelweihe von Anfang an und ließ sich in kurzer Zeit eine andere Mahlzeit bereiten. als er nun so beim Gesang der Vögel und

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