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Tausend weisse Flocken

Tausend weisse Flocken

Titel: Tausend weisse Flocken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Catherine Spencer
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Jedes Jahr um diese Zeit wurde ihm erneut schmerzlich bewusst, was für ein Verlust ihr Tod bedeutete: Mel hatte keine Mutter mehr, im Haus fehlte die weibliche Note, und er lag nachts allein in dem großen Doppelbett.
    "Warum sind Sie allein hier?" erkundigte Zach sich abrupt und beugte den Kopf zurück, um Claire ansehen zu können. Als ihm klar war, dass sie die Frage womöglich als Annäherungsversuch deutete, fügte er schnell hinzu: "Ich meine, niemand ist allein hier, und außerdem ist Weihnachten, und ..."
    "Ich weiß, was Sie meinen", unterbrach sie ihn. "Sie fragen sich, ob ich einsam bin, und die Antwort lautet ja, natürlich, besonders zu Weihnachten. Und auch sonst, weil ich denke, dass niemand zum Alleinsein bestimmt ist. Aber ..." Sie zuckte die Schultern und neigte den Kopf zur Seite. "Ich bin lieber allein, als mich an jemand zu klammern, den ich nicht liebe und der mich nicht lieben kann. Ich habe zu oft miterlebt, wie schrecklich solche Beziehungen sind."
    Ihre Offenheit entwaffnete ihn. "Haben Ihre Eltern eine glückliche Ehe geführt, Claire?"
    Claire verspannte sich und löste sich von ihm. "Nein", erwiderte sie in einem Tonfall, der die intime Atmosphäre zwischen ihnen zerstörte.
    Umso besser, dachte Zach. Er war kein Mönch. Er hatte ganz normale Bedürfnisse, und manchmal befriedigte er sie - aber diskret und niemals mit Hotelgästen. Er kannte eine Frau, Elaine, die in Broome als Krankenschwester arbeitete. Er hatte sie kennen gelernt, als er einen seiner Mitarbeiter, der sich verletzt hatte, ins Krankenhaus gebracht hatte. Sie war eine nette Frau, unverheiratet, unkompliziert und anspruchslos, denn sie akzeptierte es, dass er stets nur einige Stunden Zeit für sie hatte.
    Und dass sie einmal heiraten würden, hatte nie zur Debatte gestanden, weil er sich immer noch mit Jenny verbunden fühlte.
    Er tat gut daran, das nicht zu vergessen.
    "Ich vernachlässige nicht nur meine anderen Gäste, sondern belege Sie auch noch mit Beschlag. Es ist offensichtlich, dass alle Männer ganz versessen darauf sind, mit Ihnen zu tanzen."
    Er führte Claire zum Rand der Tanzfläche, bevor sein gesunder Menschenverstand ihn völlig im Stich ließ. "Bitte entschuldigen Sie."
    Verblüfft blickte Claire Zachary nach, als er durch den Raum ging. Er war so unberechenbar - im einen Moment so nett, im nächsten so distanziert! Er wollte nicht, dass man ihm zu nahe kam, und das in jeder Hinsicht.
    Einen Augenblick lang hatte sie den Eindruck gehabt, dass er Verlangen verspürte. Als sie nun jedoch beobachtete, wie er mit einer anderen Frau tanzte, dachte sie, sie hätte es sich nur eingebildet.
    Aus den Augenwinkeln sah sie, wie sein Schwager auf sie zukam. Melanie saß jetzt allein am Tisch und wirkte ganz verloren. Damit er sie nicht wieder aufforderte, setzte Claire sich auf den leeren Stuhl neben Melanie. "Du siehst müde aus, Melanie, und ich bin auch müde. Was hältst du davon, wenn wir gehen und uns bei mir ein Weihnachtsvideo ansehen?"
    "Klingt nicht schlecht", bemerkte Eric. "Ist es okay, wenn ich mitkomme?"
    Eigentlich war es das nicht, denn es schien ihr, als hätte er etwas zu viel getrunken. Da Melanies Miene sich jedoch aufgehellt hatte, wollte sie sie nicht enttäuschen. "Wenn Sie wollen."
    Wenige Minuten später waren sie draußen, wo Millionen von Sternen am Himmel funkelten und der Vollmond den zugefrorenen See in silbriges Licht tauchte. Eric nahm Melanie und sie bei der Hand und zog sie hinter sich her. Sie schlitterten den Weg entlang und gelangten schließlich lachend und außer Atem zu Zacharys Haus.
    "Ihre Sachen sind voller Schnee, Claire", sagte Melanie und klopfte den Schnee von ihrem Rock.
    "Das macht nichts, cherie." Claire schob sie zu ihrer Seite des Hauses. "Aber du solltest dich lieber umziehen, sonst erkältest du dich noch. Zieh deinen Schlafanzug und deinen Bademantel an. Ich lasse die Tür auf, damit du nachher reinkommst."
    "Gute Idee!" Eric rieb sich die behandschuhten Hände. "Ich mache in der Zeit Feuer und besteche Claire, damit sie uns Kakao kocht."
    Nachdem er einen Arm voll Holzscheite aus dem Eimer am Ende der Veranda genommen hatte, folgte er ihr ins Haus.
    Während sie Mantel und Stiefel auszog, machte er Feuer im Wohnzimmer. Anschließend lehnte er sich an den Frühstückstresen und sah ihr beim Kakaokochen zu.
    "Nicht viele Frauen würden eine schicke Party verlassen, um ein Kind zu unterhalten." Seine Stimme war genauso zärtlich wie sein Blick. "Für mich macht

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