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Tausendschön

Tausendschön

Titel: Tausendschön Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: K Ohlsson
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natürlichem Wege Kinder haben konnte.
    Das wiederum würde nicht einfach werden. Die Jahre waren vergangen, ohne dass sich für Fredrika eine funktionierende Beziehung ergeben hatte, und nach jedem gescheiterten Versuch war sie doch wieder zu Spencer zurückgekehrt, der auf ewig in einer Ehe angekettet zu sein schien, in der sich weder er noch sein Frau wohlfühlte.
    Erst während eines gemeinsamen Urlaubs in Skagen hatte Fredrika es geschafft, ihr Dilemma anzusprechen. » Ich habe vor, ein Kind zu adoptieren«, hatte sie gesagt. » Spencer, ich will Mutter sein. Ich verstehe, wenn du daran weder Anteil nehmen kannst noch willst, aber ich will dir doch sagen, wie ich fühle.«
    Spencers Reaktion hatte Fredrika ungeheuer erstaunt. Er war bestürzt gewesen und hatte ihr einen langen Vortrag darüber gehalten, wie verwerflich es sei, Kinder aus entlegenen Teilen der Erde herauszureißen, nur um sie zu liebeshungrigen Menschen nach Schweden zu schicken.
    » Willst du dich wirklich zum Teil eines solchen Systems machen?«, hatte er gefragt.
    Da war Fredrika in Tränen ausgebrochen und hatte gefragt: » Welche Möglichkeit bleibt mir denn sonst? Sag es mir, Spencer, was soll ich denn bloß tun?«
    Und dann hatten sie lange darüber geredet.
    Fredrika lächelte. Es war natürlich kindisch, so zu denken, aber es amüsierte sie, wie sehr dieses Projekt ihre Eltern provozierte.
    » Aber liebe Fredrika, was ist nur in dich gefahren?«, hatte ihre Mutter verständnislos gefragt. » Und wer ist überhaupt dieser Spencer? Wie lange kennst du ihn schon?«
    » Mehr als zehn Jahre«, hatte Fredrika geantwortet und ihrer Mutter unverwandt in die Augen gesehen.
    Sie schluckte. Die Schwangerschaft und die Hormone machten sie labil. Im einen Moment lachte sie laut heraus, um im nächsten anzufangen zu weinen. Vielleicht musste sie das Bild ihrer selbst zurechtrücken. Offenbar wurde sie nicht nur bei der Polizei, sondern auch innerhalb der eigenen Familie als Sonderling betrachtet.
    Frustriert griff sie nach dem Unfallbericht, den die Kollegen erstellt hatten. Keine Papiere, immer noch nicht vermisst gemeldet, kaum persönliche Dinge bei sich. Der ersten Aussage des Arztes zufolge, der den Mann untersucht hatte, nachdem er ins Krankenhaus gebracht worden war, gab es keine Verletzungen an seinem Körper, die darauf hindeuteten, dass er, abgesehen von dem Unfall, weiterer physischer Gewalt ausgesetzt gewesen wäre. Doch Fredrika entnahm den Papieren, dass eine rechtsmedizinische Obduktion durchgeführt werden sollte.
    Sie betrachtete die Tüte, die vor ihr auf dem Schreibtisch lag und die Dinge enthielt, die der Mann bei sich getragen hatte: ein dünnes Heft mit arabischen Schriftzeichen, eine goldene Halskette, ein Ring mit einem schwarzen Stein, eingeschlagen in ein Stück Papier. Ein weiteres Stück Papier, diesmal zu einer festen Kugel gerollt, die aufzufalten eine Ewigkeit gedauert hatte. Noch mehr arabische Zeichen, wie schon auf dem ersten Zettelchen. Und eine Karte, die aussah, als hätte man sie aus einem alten Telefonbuch gerissen, auch sie fest zusammengeknüllt.
    Fredrika runzelte die Stirn. Es war ein Stadtplan der Innenstadt von Uppsala. An den Rand der Karte hatte jemand etwas geschrieben, das ebenfalls aussah, als wäre es Arabisch.
    Die Müdigkeit, die ihr Gehirn zeitweilig lähmte, ließ ein klein wenig nach. Sie ging ins Nachbarzimmer zu Ellen.
    » Haben wir jemanden, der Arabisch kann?«, fragte sie.
    Alex Recht nahm den Anruf des Pfarrers aus der Gemeinde Bromma selbst entgegen. Sie tauschten ein paar Höflichkeiten aus, ehe der Pfarrer schließlich sein Anliegen vortrug. » Ich rufe wegen Jakob Ahlbin an, der gestern tot aufgefunden wurde.«
    Alex wartete.
    » Seien Sie im Namen der Gemeinde all unserer Hilfe versichert. Es ist ein ungeheuer schwerer Tag für uns. Es ist einfach unbegreiflich, was da geschehen ist.«
    » Das verstehe ich«, sagte Alex. » Hatten Sie auch privat Kontakt?«
    » Nein, das hatten wir nicht«, sagte der Pfarrer. » Aber er war ein hochgeschätzter Mitarbeiter unserer Gemeinde. Und Marja ebenso. Die beiden hinterlassen eine große Lücke.«
    » Können wir Sie heute im Laufe des Tages besuchen?«, fragte Alex. » Wir würden gern so viele Menschen wie möglich aus dem Umfeld der beiden befragen.«
    » Ich stehe Ihnen zur Verfügung, wann immer Sie es wünschen«, antwortete der Pfarrer mit fester Stimme.
    Alex musste kurz an seinen Vater denken. Er war ebenfalls Pfarrer der Schwedischen

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