Tausendschön
das kaum den ganzen Nachmittag beschäftigen. Wie wäre es, wenn du dich dann dem Todesfall der Tochter Ahlbin widmen und versuchen würdest, eine Zusammenfassung für uns zu schreiben, damit wir wissen, was da eigentlich passiert ist? Nicht dass ich glaube, wir würden da irgendetwas Überraschendes auftun, aber es wäre doch gut, das ordentlich überprüft zu haben.«
Fredrika lächelte vorsichtig und wagte kaum, zu Joar hinüberzusehen. Hoffentlich war er nicht so ein Typ wie Peder, der es nicht ertrug, übergangen zu werden. Sie hatte sich noch keine richtige Meinung von ihm bilden können, wenn auch der erste Eindruck gut gewesen war – und zwar richtig gut. Ein rascher Blick in seine Richtung beruhigte sie. Er sah absolut entspannt aus.
» Ich sehe mir das gerne an«, sagte sie, » aber ich werde heute Nachmittag nicht so lange arbeiten können.«
» Das musst du auch nicht, du kannst ja morgen weitermachen«, beeilte sich Alex zu sagen.
Peder suchte seinen Blick. Er fragte sich, was hier eigentlich gerade vor sich ging. Alex spürte die Wut in sich hochkochen, schluckte aber ein paarmal. » Joar und ich werden die Gemeinde besuchen, in der das Ehepaar Ahlbin gearbeitet hat«, verkündete er dann. » Ich bin heute von dem dortigen Pfarrer angerufen worden, und er war sehr bemüht, kooperativ zu erscheinen. Wir werden ihn erst mal befragen und dann entscheiden, wie wir am besten weitermachen, ob wir Grund zu der Annahme haben, dass jemand anderes am Tod der Eheleute beteiligt war, oder ob wir beschließen, dass Jakob Ahlbin der Schütze war. Und dann hoffen wir mal, dass wir vor heute Abend noch die Tochter ausfindig machen können.«
Peder starrte Alex an. » Und was soll ich tun?« Sein Versuch, nicht beleidigt zu klingen, schlug fehl.
» Du wirst dich um zwei Uhr bei unserer Personalchefin einfinden«, sagte Alex finster. » Und wenn ich du wäre, würde ich nicht zu spät kommen.«
Peder wirkte sichtlich überrumpelt.
» Sonst noch was?«, fragte Alex.
Joar zögerte, ergriff dann aber doch das Wort. » Wir hatten das Gefühl, dass die Wohnung nicht ihr eigentliches Zuhause war …«
» Wie bitte?«, fragte Alex.
Joar schielte zu Peder, stellte aber fest, dass der Kollege nur mit verkniffener Miene an die Wand starrte.
» Es war, wie gesagt, nur so ein Gefühl«, sagte Joar. » Aber die Wohnung war so unpersönlich eingerichtet, dass wir den Eindruck hatten, sie würde womöglich allein Repräsentationszwecken dienen.«
» Dem müssen wir nachgehen«, meinte Alex. » Sommerhäuser und dergleichen müssen ja nicht zwangsläufig auf die Eltern eingetragen sein, sondern können genauso gut auch auf eine der Töchter laufen. Fredrika, kannst du das prüfen, wenn du schon dabei bist?«
Dann erklärte Alex die Sitzung für beendet.
Um Punkt vierzehn Uhr fand sich Peder voll böser Vorahnungen vor dem Büro der Personalleiterin Margarete Berlin ein. Den harten Blick von Alex hatte er noch immer vor Augen. Er musste einen Moment warten, bis er hereingebeten wurde. Was zum Teufel ging hier eigentlich vor?
» Schließen Sie die Tür«, sagte Margareta Berlin mit ihrer unnachahmlich heiseren Stimme, höchstwahrscheinlich das Ergebnis von zu viel Whiskey, gepaart mit lauten Befehlen, die sie auf ihrem Karriereweg auf ihre Untergebenen hinabgebrüllt hatte.
Peder tat wie geheißen. Sein Respekt vor der großen, kräftig gebauten Frau hinter dem Schreibtisch war enorm. Trotz der Kurzhaarfrisur schaffte sie es, überaus weiblich zu wirken. Sie wies ihn an, sich auf der anderen Seite des Schreibtisches niederzulassen.
» Wissen Sie, wer Anna-Karin Larsson ist?«, fragte sie mit so barscher Stimme, dass Peder zusammenzuckte.
Er schüttelte den Kopf und schluckte. » Nein«, antwortete er dann und musste sich peinlicherweise räuspern.
» Ach nein, das wissen Sie also nicht?«, stellte Margareta ein wenig sanfter fest, wenngleich ihre Augen schwarz vor Wut schienen. » Das habe ich mir fast gedacht.« Sie hielt kurz inne, ehe sie fortfuhr: » Aber Sie können mir bestimmt sagen, ob Sie zum Kaffee gern Zimtröllchen essen?«
Peder war nahe daran, einen Seufzer der Erleichterung auszustoßen. Wenn es nichts Schlimmeres war als diese dumme Geschichte, dann würde das Treffen bald beendet sein. Aber wer Anna-Karin Larsson war, wusste er immer noch nicht.
» Also«, begann Peder und setzte das schiefe Lächeln auf, mit dem er immer Frauen unterschiedlichen Alters zu umgarnen suchte, » wenn es um diese
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