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Tausendschön

Tausendschön

Titel: Tausendschön Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: K Ohlsson
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Situation auffassen würde. Das erklärte er ihr auch und verlangte, dass sie ihren Teil der Verantwortung übernahm, wenn sie schon nicht einsehen wollte, dass sie an allem schuld war.
    Es endete damit, dass er sich bereit erklärte, die Verantwortung zu übernehmen. Aber erst am Tag danach, als sie beide nüchtern waren und eine normale Konversation führen konnten. Doch so hatten sie zumindest ihren Disput gehabt.
    Peder fand immer noch, dass es ihre Schuld gewesen war und nicht seine.
    Und jetzt saß er hier auf Arbeitszeit in der Aula eines Gymnasiums und wurde von einer Frau, die aussah wie eine Vogelscheuche und die keinen Sex mehr gehabt zu haben schien, seit Jesus in Sandalen herumspazierte, in Sachen Gleichberechtigung unterrichtet.
    Peder seufzte lautlos. Immer diese Ungerechtigkeit. Immer diese Missverständnisse, die jede Freude und jedes Glück im Keim erstickten. Das Arschloch, das der Personalerin die Sache mit den Zimtröllchen gesteckt hatte, sollte sich nur in Acht nehmen. Die betreffende Person hatte sich jetzt einen Feind gemacht. In der Nacht hatte sich bei Peder ein Verdacht eingestellt, und je länger er darüber nachdachte, umso wahrscheinlicher erschien es ihm, dass er richtiglag.
    » Geschlecht ist Macht«, konstatierte die Vortragende mit lauter Stimme. » Frauen sind in diesem Land Bürger zweiter Klasse und das, obwohl Schweden unter allen Demokratien am weitesten fortgeschritten ist.« Sie holte Luft, die Haare schwangen von einer Seite auf die andere. » Jetzt werden wir eine kleine Übung machen«, sagte sie und nahm ihr Publikum ins Visier. » Dazu benötige ich die Hilfe eines netten Mannes.«
    Niemand rührte sich.
    » Ach, jetzt kommen Sie schon«, gurrte die Frau. » So schlimm es ist nicht. Eine uralte Übung, und Spaß macht sie auch.«
    Peder seufzte. Er seufzte, und seine Gedanken wanderten zu Ylva, von der er sich vor einem halben Jahr getrennt hatte. Monate einsamer Abende in der Vorortwohnung, wo die Jungen ihn jedes zweite Wochenende besuchen kamen. Einzelne Abende und Wochen voller sinnloser Verabredungen, aus denen nie etwas anderes wurde als Sex, der im Augenblick zwar heiß, hinterher aber umso schaler war.
    Es drückte auf seiner Brust und brannte in den Augen, und er sackte ein wenig im Stuhl zusammen. Ob es Ylva genauso ging? Ob sie sich wohl auch so leer fühlte?
    Denn so fühlte es sich an.
    Leer. Alles war so verdammt leer geworden.
    Die Stimme des Arztes gab Fredrika Bergman das Gefühl, beobachtet zu werden, auch wenn sie wusste, dass das lächerlich war. Sie hatte den Arzt am Telefon und nicht direkt vor sich. Wenn sie hätte raten müssen, wie er aussah, hätte sie gesagt: dünne Haare und Brille. Und vielleicht schmale grüne Augen.
    » Karolina Ahlbin kam am Donnerstag mit dem Rettungswagen ins Krankenhaus«, berichtete Göran Ahlgren. » Umgangssprachlich war es der goldene Schuss – in diesem Fall eine Überdosis Heroin, die in die Armbeuge injiziert worden war. Wir haben getan, was wir konnten, um sie zu retten, aber ihre Organe waren bereits so stark geschädigt, dass eine Wiederbelebung unmöglich war. Sie starb weniger als eine Stunde nach ihrer Einlieferung.«
    Fredrika notierte, was der Arzt gesagt hatte.
    » Ich kann Ihnen die Kopie des Totenscheins und die Feststellung der Todesursache rüberschicken«, fügte er hinzu.
    » Die haben wir bereits«, sagte Fredrika, » aber ich hätte gern der gesamte Akte der Patientin.«
    Sie spürte, wie Göran Ahlgren zögerte.
    » Liegt denn ein Verbrechen vor?«, fragte er.
    » Nicht in ihrem Fall«, antwortete Fredrika. » Aber es gibt Verbindungen zu einem anderen Todesfall, und deshalb …«
    » Ich werde dafür sorgen, dass Sie die Unterlagen spätestens heute Nachmittag bekommen.«
    Fredrika hatte fast das Gefühl, als wolle er auflegen. » War sie schon früher bei Ihnen Patientin?«, fragte sie schnell.
    » Nein«, antwortete Göran Ahlgren. » Nie.«
    Es klopfte an Fredrikas Tür, Ellen Lind trat ein und legte einige Papiere auf Fredrikas Schreibtisch. Sie nickten einander kurz zu, und Ellen verschwand wieder.
    Wir sollten mehr miteinander unternehmen, dachte Fredrika, doch allein schon der Gedanke machte sie müde. Sie schaffte es kaum, sich um ihre Freunde zu kümmern.
    Göran Ahlgren räusperte sich und erinnerte sie daran, dass er am anderen Ende der Leitung wartete.
    » Entschuldigung«, sagte Fredrika eilig. » Ich hätte noch ein paar Fragen dazu, wie Karolina identifiziert wurde. Hatte sie

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