Tausendschön
einer. » Du weißt, dass du uns nicht entkommen wirst! Bleib stehen! Um des Kindes willen!«
Doch die Worte peitschten sie nur noch weiter. Sie wollten das Kind haben, sie wollten an ihr Kind heran! Einer der Männer hielt ein Messer, das hatte sie gesehen. Lang und funkelnd. Wenn sie sie eingeholt hätten, würden sie ihr das Kind aus dem Bauch schneiden und sie zum Sterben im Wald zurücklassen – genau wie sie es mit all den anderen Frauen getan hatten, die sie zwischen den Bäumen hatte liegen sehen.
Ihre Kräfte ließen nach, die Verzweiflung wuchs. Sie würde sterben, ohne ihr ungeborenes Kind retten zu können. Das Weinen zerrte und riss an ihr und ließ die Schritte, die zu Anfang so lang und schnell gewesen waren, immer kürzer werden.
Und dann stolperte sie über eine Wurzel und fiel hart zu Boden. Sie landete direkt auf dem Bauch, und das Kind gefror in ihr zu Eis.
Ein paar Sekunden nur dauerte es, da standen sie im Kreis um sie herum. Groß und finster. Jeder mit seinem Messer. Einer von ihnen kniete sich neben sie.
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» Aber, Fredrika«, flüsterte er und strich ihr über die Stirn. » Warum machst du so schwer, was doch so einfach sein könnte?«
Sie gruppierten sich um ihren kraftlosen Leib, zwangen sie auf den Rücken und hielten sie fest.
» Atmen, Fredrika, atmen«, sagte die Stimme, und sie sah, wie gleichzeitig eines der Messer erhoben wurde. Sie schrie aus voller Kraft und kämpfte, um loszukommen.
» Fredrika, um Himmels willen, du erschreckst mich ja zu Tode!«, rief eine wohlbekannte Stimme.
Sie zwang sich, die Augen zu öffnen, und sah sich verwirrt um. Ihre Beine waren in die Decke verwickelt, und es waren Spencers Arme, die sie hielten. Ihre Haut war schweißbedeckt, und die Tränen liefen ihr übers Gesicht.
Spencer spürte, wie sie sich ganz langsam entspannte. Schweigend hielt er sie im Arm.
» Mein Gott, was ist nur los mit mir?«, flüsterte Fredrika und schluchzte.
Spencer antwortete nicht, sondern umarmte sie nur fest. » Entschuldige, dass ich nicht früher gekommen bin«, sagte er leise. » Es tut mir leid.«
Fredrika, die sich nicht einmal daran erinnern konnte, dass sie sich verabredet hatten, war einfach nur dankbar für seine Gegenwart.
» Wie spät ist es?«, fragte sie.
» Halb zwölf«, seufzte Spencer. » Der Flieger aus Madrid hatte Verspätung.«
Eine Erinnerung tauchte auf. Madrid. Er war in Madrid auf einer Konferenz gewesen. Er hätte schon um halb sieben landen sollen, dann wollten sie zusammen zu Abend essen. Jetzt war er stattdessen erst kurz vor Mitternacht und mit seinem eigenen Schlüssel in die Wohnung gekommen. Früher, ehe sie schwanger geworden war, hatten sie sich immer in der Wohnung von Spencers Vater getroffen, doch mit dem Kind und Fredrikas Problemen sahen sie sich inzwischen meist bei ihr daheim. Neue Herausforderungen verlangten neue Routinen.
Tränen der Verzweiflung traten ihr in die Augen.
» Ich bin das alles so verdammt leid! Ich dachte, wenn man schwanger ist, wird man ausgeglichen und glücklich. So lächerlich überglücklich.«
Spencer lächelte sein schiefes Lächeln, das ihr immer wieder von Neuem klarmachte, dass sie ihn mehr begehrte als irgendeinen anderen Mann.
» Lächerlich? Du?«, grinste er und schälte sich aus dem Mantel.
Er ging in die Diele.
» Hast du noch nicht einmal abgelegt?«, fragte Fredrika matt.
» Nein, du hast so ein Theater gemacht, als ich zur Tür hereinkam, dass ich mich erst einmal um dich kümmern wollte.«
Er kam zurück, die Haare zerzaust und mit müdem Blick. Er war kein junger Mann mehr, und bald würde er zum ersten Mal in seinem Leben Vater werden.
» Gott, Fredrika, geht das eigentlich jede Nacht so?«
» Fast«, antwortete sie ausweichend. » Du kennst das doch schon.«
» Ja, aber ich habe gedacht, es wäre die Ausnahme. Eine schreckliche Vorstellung, dass so etwas passiert, wenn ich nicht hier bin.«
Dann sei doch hier, wollte Fredrika sagen. Verlass deine langweilige Frau. Heirate stattdessen mich.
Die Worte gefroren in ihrem Innern und verschwanden in einem Ozean aus alten Gewohnheiten. Ihre Beziehung zu Spencer war so kristallklar, wie sie es immer schon gewesen war. Zwar waren sie ein Paar, doch nur innerhalb bestimmter Gegebenheiten. Er hatte ihr niemals Anlass zur Hoffnung gegeben, dass sich das ändern würde, nur weil er die Rolle als Vater ihres Kindes annehmen wollte.
Spencer verschwand in der Küche, um sich ein Brot
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