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Tausendschön

Tausendschön

Titel: Tausendschön Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: K Ohlsson
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Ungewöhnliches also. Und es war nichts hineingeschrieben. Aber dann waren da noch diese kleinen Zettelchen.«
    Fredrika hörte es am anderen Ende der Leitung rascheln.
    » Auf dem ersten standen zwei Ortsnamen in Stockholm: Globen und Enskede. Es ist sozusagen die arabische Niederschrift der Aussprache. Zumindest wüsste ich nicht, was das sonst heißen sollte. Und ich bin ja schließlich selbst Araber, also sollte ich es wissen.«
    Er lachte kurz, und Fredrika musste lächeln. Dann wurde der Übersetzer wieder ernst.
    » Auf dem anderen Zettel, in den, wie Sie gesagt haben, ein Ring eingewickelt war, stand Folgendes: Farah Hajib, Sadr, Bagdad, Irak.«
    » Was bedeutet das?«, fragte Fredrika.
    » Keine Ahnung«, gab der Übersetzer zu. » Das Nächstliegende wäre, dass in Sadr in Bagdad eine Frau namens Farah Hajib wohnt. Vielleicht gehört der Ring ihr?«
    » Was ist Sadr für ein Ort?«
    » Ein Stadtteil von Bagdad, der zumindest früher ganz oder teilweise von der schiitischen Mehdi-Miliz kontrolliert wurde«, erklärte der Übersetzer sachlich. » Ein Unruheherd, könnte man sagen. Nach dem Sturz des Regimes von Saddam Hussein mussten wegen der Kämpfe zwischen Schiiten und Sunniten nicht wenige Einwohner fliehen.«
    Fredrika erinnerte sich an Nachrichtenbilder jenes Infernos innerer Gegensätze und Streitigkeiten, in das der Irak nach 2003 verwandelt worden war. Millionen von Menschen auf der Flucht ins Landesinnere oder in die Nachbarländer. Und der dazu vergleichsweise geringe Anteil, der es geschafft hatte, den langen Weg nach Europa – und nach Schweden – zurückzulegen.
    » Vielleicht ist sie ja hier?«, meinte Fredrika. » Als Asylsuchende?«
    » Ich schicke Ihnen meine Übersetzung mit der Hauspost«, entgegnete der Übersetzer. » Prüfen Sie das bei der Einwanderungsbehörde. Allerdings fürchte ich, dass es schwer sein wird, sie zu finden, wenn Sie nur den Namen haben. Es ist ja noch nicht einmal sicher, dass sie diesen Namen bei den hiesigen Behörden angegeben hat.«
    » Ich weiß«, sagte Fredrika, » aber ich probiere es trotzdem. Was war denn mit der Karte, haben Sie da etwas herausgefunden?«
    » Ach ja«, sagte der Übersetzer, » die Karte hatte ich schon ganz vergessen.« Er raschelte wieder mit Papier. » Da steht: Fyristorg 8.«
    » Also eine Adresse?«, fragte Fredrika.
    » Ja, so scheint es. Mehr stand da nicht. Aber wie gesagt, ich schicke die Unterlagen zu Ihnen rüber. Melden Sie sich, wenn es noch Fragen gibt.«
    Fredrika dankte ihm für die Hilfe und beschloss, sofort die angegebene Adresse zu kontrollieren. In Stockholm gab es keinen Fyristorg, aber in Uppsala. In der Stadt, in der sie und Spencer sich kennengelernt hatten.
    Es war schon fast zehn, gleich würde die Besprechung anfangen. Spencer bekam die Erlaubnis, wieder aus ihren Gedanken zu verschwinden, damit sie sich konzentrieren konnte. Doch dann fiel ihr ein, was am Fyristorg lag, und sie zog die Augenbrauen hoch.
    Die Forex-Devisenbank.
    Stirnrunzelnd dachte Fredrika nach, warum sie auf den Namen Forex reagierte. Sie kam zu keinem Ergebnis und loggte sich stattdessen in Vilma ein, den Computer der Einwanderungsbehörde, um nachzusehen, ob sie Farah Hajib in dem Register finden konnte. Vielleicht befand sich die Frau ja wirklich in Schweden, und vielleicht vermisste sie einen Ring.

Als er den Schlüssel im Schloss hörte, war er so erleichtert, dass er fast in Tränen ausbrach. Die Nacht war ihm unendlich lang vorgekommen, und in der Wohnung war es kalt gewesen. Eisblumen schmückten die Außenseiten der Fenster – der einzige ästhetisch erfreuliche Aspekt seines vorübergehenden Zuhauses.
    Ali fühlte sich nicht gut. Er hatte schon seit Tagen Bauchschmerzen, und jedes Mal wenn er die Toilette aufsuchte, hatte er Durchfall. Die Luft in der Wohnung war dick vom Zigarettenrauch, und da er nicht lüften konnte, atmete er manchmal minutenlang viel zu flach oder ließ unwillkürlich manche Atemzüge einfach aus. Außerdem litt er unter Schlaflosigkeit. Schon nach der zweiten Nacht hatte er gemerkt, wie die Erschöpfung seine Sinne schwächte. Er vergaß einen Gedanken, noch ehe er ihn zu Ende gedacht hatte. Und mitunter schien es ihm, als würde er schlafen, obwohl er wach war.
    Das hier war nicht das Leben, für das er bezahlt hatte. Auch wenn er viel weniger gezahlt hatte als andere.
    Er ging ihnen im Flur entgegen, wollte ihnen zeigen, wie froh er war, sie zu sehen.
    Es war früh am Tag, erst halb neun.
    Es war

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