Tausendschön
Dann warte doch, bis du die Informationen bekommen hast, und dann überlegen wir, wie wir in dem Fall weiterverfahren. Wenn wir überhaupt weitermachen«, fügte er hinzu.
Ob es nun die Schwangerschaft war oder etwas anderes, war schwer zu sagen, doch Fredrika hatte hiergegen nichts einzuwenden.
Sie ist einfach nicht sie selbst, dachte Alex und wurde mit einem Mal besorgt. Sonst pflegte sie ihre Ideen mit großer Hartnäckigkeit durchzusetzen.
In diesem Augenblick wurde das Treffen durch ein Klopfen an der Tür unterbrochen, und dann betrat Peder den Raum. Er vermied es, einen der anderen anzusehen, und rutschte nur gebeugt auf einen freien Stuhl.
» Hallo.«
Direkt hinter ihm folgte ein Typ, den Alex aus der Technikabteilung kannte. » Entschuldigt die Störung«, sagte er mit träger Stimme und stellte sich in die Türöffnung, » aber ich dachte mir, dass ihr die bestimmt sehen wollt.« Er reichte Alex ein paar Papiere.
» Worum geht’s?«, fragte Alex.
» Das sind Ausdrucke aus dem E-Mail-Account, den Jakob Ahlbin über die Kirche hatte«, antwortete der Techniker. » Da konnten wir heute ran. Scheint so, als wäre er schon eine ganze Zeit lang bedroht worden. Er hatte diese Nachrichten in einen separaten Ordner verschoben.«
Alex zog die Augenbrauen hoch. » Ist das wahr?«
Der Techniker nickte. » Lest selbst«, sagte er. » Das sind echt fiese Sachen, die sie ihm da androhen, wenn er seine Aktivitäten nicht einstellt. Scheint ganz so, als wäre er in einen Konflikt geraten, den er lieber hätte meiden sollen.«
Joar stand auf und stellte sich hinter Alex, um über seine Schulter lesen zu können.
» Sieh mal das Datum«, sagte er und zeigte darauf. » Die letzte Mail kam vor weniger als einer Woche.«
Alex spürte, wie sein Puls stieg. » Es gab also doch ein Drohszenario«, sagte er mit Nachdruck.
Und damit hatte der Fall der toten Eheleute Ahlbin eine neue Wendung genommen.
Bangkok
Ihr Freund hatte ihr versprochen, sich bis spätestens vierzehn Uhr am nächsten Tag zu melden, und sie angewiesen, bis dahin abzuwarten. Besorgt sah sie auf die Uhr. Es war kurz nach drei, zu Hause in Schweden neun Uhr morgens.
Zum bestimmt hundertsten Mal nahm sie das Telefon aus der Tasche und sah aufs Display. Keine Anrufe in Abwesenheit, immer noch nicht. Andererseits war Pünktlichkeit noch nie seine Sache gewesen.
Der Leiter des Internetcafés wollte sie zu einem weiteren Kaffee einladen. Inzwischen erkannte er sie schon wieder und sah traurig aus, als sie ablehnte.
» Can I help?«, fragte er.
Sie versuchte zu lächeln und schüttelte den Kopf. » Nein, aber trotzdem vielen Dank.«
Sie richtete ihren ängstlichen Blick wieder auf den Bildschirm. Sie wünschte sich, ihr Problem wäre nicht größer, als dass ein thailändischer Cafébesitzer es lösen könnte. Sie hatte wieder und wieder versucht, ihre Eltern anzurufen – ohne Erfolg. Der einzige Unterschied zu gestern war, dass inzwischen auch das Handy ihrer Mutter abgemeldet war. Ihre E-Mails konnte sie immer noch nicht abrufen, und Thai Airways bestand weiterhin darauf, dass sie noch nie etwas von ihrer Buchung gehört hätten.
» Mach dir keine Sorgen«, hatte er ihr gesagt. » Ich kümmere mich um alles. Wenn du es noch bis morgen aushältst, dann wird alles gut, du wirst sehen.«
Sie erwog, ihn noch einmal anzurufen, nur um zu fragen, warum er sich nicht meldete.
Ihr Magen knurrte, und ihr Kopf war schwer. Sie sollte etwas essen und trinken, um Energie zu tanken. Und so entschied sie, sich auf dem Weg zurück ins Hotel um etwas zu essen zu kümmern.
Als sie auf den Bürgersteig trat, schlug ihr die Hitze entgegen. Sie bewegte sich in dem frohen Bewusstsein, dass ihr Hotel nur wenige Blocks entfernt an der Sukhumvit, der großen Verkehrsader durch Bangkok City, lag.
Der Riemen ihrer Handtasche scheuerte auf der Schulter und ließ sie schneller gehen. Sie bog in eine Seitenstraße ein, um der Sonne auszuweichen. Sie blickte nach links und nach rechts, immer hin und her, während sie den erstbesten Ort suchte, wo sie etwas zu essen bekommen würde. Die Suche machte sie unkonzentriert, und deshalb sah sie ihn erst, als es zu spät war.
Plötzlich stand er einfach da, mitten auf dem Bürgersteig, das Messer gezogen und die Lippen zusammengepresst. Der Lärm von Autos und Menschen war weniger als dreißig Meter entfernt, doch auf der Straße, auf der sie nun standen, war sonst niemand mehr.
Ich werde ihm nicht entkommen, stellte sie fest,
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