Tausendschön
später«, sagte Alex knapp.
Dann hörten sie aufmerksam zu, was Fredrika über den Telefonanruf beim Krankenhaus zu berichten hatte.
» Das heißt, es war die Schwester, die Karolina identifiziert hat?«, fragte Joar erstaunt.
» Nicht nur das. Sie war auch mit im Krankenwagen und sogar während der Wiederbelebungsversuche vor Ort. Ich habe mit den Polizisten gesprochen, die sie im Krankenhaus befragt haben. Sie machte offenbar einen verhältnismäßig ruhigen Eindruck und hat ganz sachlich von den Problemen ihrer Schwester berichtet. Die Kollegen meinten, sie hätte sich beinahe erleichtert gezeigt, dass die Schwester jetzt ihren Frieden gefunden habe.«
Alex strich sich übers Kinn. Die Finger schmerzten ein wenig, doch die Krankengymnastik zeigte Wirkung.
» Was fangen wir denn damit an?«, fragte er gedehnt und lehnte sich im Stuhl zurück. » Am vorigen Donnerstag ist Karolina im Krankenhaus gestorben. Erst am Sonntag erhält ihr Vater die Todesnachricht, dem Arzt zufolge von der anderen Tochter, Johanna. Die Mutter darf von alldem nichts erfahren. Und Johanna verschwindet spurlos.« Er schüttelte den Kopf. » Was hört man denn von Johanna Ahlbins Arbeitsplatz?«
» Sie hat Urlaub«, antwortete Joar. » Ich habe endlich rausgekriegt, wo sie arbeitet, und mit ihrem Chef gesprochen. Sie ist seit zwei Wochen weg und wird erst in drei Wochen zurückerwartet.«
» Das heißt, als ihre Schwester starb, hatte sie bereits frei«, sagte Fredrika.
» Ja«, bestätigte Joar. » Zu den Gründen konnte ihr Arbeitgeber natürlich keine Auskunft geben. Und sie wissen auch nicht, ob sie überhaupt im Land ist.«
» Welcher Arbeitgeber genehmigt denn fünf Wochen Urlaub am Stück, ohne dass dafür Gründe genannt werden?«, fragte Fredrika.
» Dieser hier tut das offensichtlich«, sagte Joar, sah aber skeptisch aus. » Ich habe ihrem Chef erzählt, warum wir nach ihr suchen und dass es dringend ist. Doch er hatte keine weiteren Informationen.«
» Und wir haben keine E-Mail-Adresse?«, warf Ellen ein.
» Wir können eine Todesnachricht ja wohl nicht mailen«, warf Alex bestürzt ein.
» Nein, aber wir könnten ihr mitteilen, dass wir sie suchen«, meinte Ellen.
» Ich habe mir natürlich ihre geschäftliche E-Mail-Adresse geben lassen«, sagte Joar. » Aber es ist ja nicht garantiert, dass sie diese Mails während ihres Urlaubs kontrolliert. Das Geschäftshandy hat sie jedenfalls abgeschaltet.«
Es wurde still in der Löwengrube.
Alex drehte und wendete, was er soeben gehört hatte, und wollte, dass die Gedanken sich zurechtlegten, damit sie endlich ein klares Bild ergaben. » Trotzdem stimmt hier irgendetwas nicht«, sagte er schließlich. » Wie, um Himmels willen, kann jemand seinem Vater eine solche Nachricht zukommen lassen und dann einfach verreisen? Ohne mit der Mutter ein Wort darüber gewechselt zu haben?«
Joar nickte nachdenklich. » Es klingt wirklich komisch, vor allem wenn man bedenkt, dass die Drogenkarriere der Schwester in der Familie bekannt war und der Tod deshalb nicht völlig unerwartet kam.«
» Was uns gleich zum nächsten seltsamen Tatbestand bringt«, fuhr Fredrika fort. » Wie konnte Karolinas Drogensucht Teilen des Freundeskreises unbekannt sein? Sie war schließlich schon lange und schwer abhängig.«
» Ich denke, darauf haben wir eine Antwort von Ragnar Vinterman erhalten«, sagte Alex. » Offenbar war die Sucht der Tochter etwas, worüber nicht laut gesprochen wurde.«
» Wenn es aber in irgendeiner Weise zu erwarten war, dass sie womöglich daran sterben würde, dann ist die Reaktion des Vaters erstaunlich«, gab Joar zu bedenken und lenkte so das Gespräch wieder in die alte Richtung. » Ragnar Vinterman zufolge hatte der Drogenkonsum der Tochter die Eltern schon lange Zeit belastet. Und anscheinend war Johanna nicht sonderlich am Boden zerstört, als die Schwester starb.«
» Vielleicht standen sie sich ja nicht so nah«, schlug Fredrika vor. » Was wissen wir über die Beziehung der Schwestern?«
» Und über die Beziehung der Schwestern zu den Eltern?«, fügte Joar hinzu. » Warum ist Johanna unmittelbar nach dem Tod der Schwester verreist? Sie wusste doch, wie labil ihr Vater war. Selbst wenn man Abstand von der Familie hält, wie sie es ja offenbar getan hat, dann heißt das doch nicht, dass man sich so verhält.«
Es wurde wieder still.
Alex trommelte ungeduldig mit den Fingern auf den Tisch. » Wir müssen trotzdem aufpassen, dass wir hier nicht Äpfel mit
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