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Tausendschön

Tausendschön

Titel: Tausendschön Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: K Ohlsson
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ihn, aber er konnte nicht festmachen, was es war. Er sah wieder und wieder hin. Karolina und die Eltern und dann Karolina auf einem Pferd.
    Jetzt wusste Alex, woran er hängen geblieben war.
    » Joar, komm mal her!«
    Joars Schritte klangen schwer auf der Treppe.
    » Sieh dir mal die Bilder an«, sagte Alex und wies mit der Hand über die Wand im Wohnzimmer. » Sieh sie dir an, und sag mir dann, was du denkst.«
    Joar studierte sie schweigend und wanderte dabei vor der Wand auf und ab.
    » Ist es etwas Bestimmtes, das dich skeptisch macht?«, fragte er unsicher.
    » Johanna«, sagte Alex bestimmt. » Siehst du es nicht? Sie verschwindet plötzlich von den Bildern, und da ist nur noch Karolina. Die im Übrigen wie die personifizierte Gesundheit aussieht.«
    » Na ja, aber das ist ja auch schon ein paar Jahre her«, gab Joar zu bedenken.
    » Natürlich«, erwiderte Alex, » aber die neuesten sehen aus, als wären sie keine fünf Jahre alt.«
    Sie drehten eine weitere Runde durchs Haus. Auch im oberen Stockwerk war Karolina auf mehreren Bildern zu sehen. Eines zeigte sie zusammen mit den Eltern. Das Foto war eine Vergrößerung und nahm einen Ehrenplatz über dem Fernseher ein. Johanna glänzte durch Abwesenheit.
    Vielleicht mochten sie sich nicht, dachte Alex für sich. Vielleicht hatte es einen Streit gegeben. Doch die Überlegung befriedigte ihn nicht. Das hier war doch auch Johannas Haus. Warum war sie auf kaum einem Bild zu sehen?
    Ein Techniker steckte seinen Kopf durch die Tür. » Sieht ganz so aus, als gäbe es einen Kellereingang auf der Rückseite«, sagte er. » Sollen wir dort auch aufmachen?«
    Das Schloss war eingefroren. Es dauerte fast zwanzig Minuten, bis die Tür mit einem Quietschen aufging. Alex sah hinein und konnte eine kurze, aber steile Kellertreppe erkennen. Er wollte gerade um eine Taschenlampe bitten, als er den Schalter an der Wand sah.
    Der Schein der Lampe offenbarte einen komplett eingerichteten Keller, der schon sehr lange nicht benutzt worden zu sein schien. Die Kücheneinrichtung verströmte den Geist der frühen Achtziger, die Luft war dick von Staub und Dreck. In der einen Ecke stand ein Bettsofa mit Sesseln und Couchtisch. An den Wänden drei Etagenbetten. Nebenan ein einfaches Badezimmer, das ganz leicht nach Schimmel roch. Ein weiteres, noch kleineres Zimmer ohne Fenster, darin ebenfalls ein Etagenbett. Die Betten waren nicht bezogen, aber es lagen Decken und Kissen darauf.
    Alex lachte tonlos. » Verdammt aber auch«, murmelte er. » Es scheint, als sei an dem Gerücht etwas dran. Wenn Jakob Ahlbin hier keine Flüchtlinge versteckt hat, dann wüsste ich ja zu gern, wofür dieser Keller benutzt worden ist.«
    Joar sah sich um. » Vielleicht für Konfirmationsfreizeiten«, bemerkte er trocken.
    Alex musste lächeln.
    Dann wurde er wieder ernst. » Ein Waffenschrank«, sagte er und wies zu einem Metallspind, der in einer Zimmerecke stand.
    Er war unverschlossen.
    » Wir müssen prüfen, wer außer Jakob in dieser Familie einen Waffenschein besaß«, stellte Alex fest.
    Der Ort, an dem der Waffenschrank stand, machte ihn nachdenklich. Warum hier im Keller und nicht in der oberen Wohnung, wenn in der Kellerwohnung doch höchstwahrscheinlich Flüchtlinge versteckt worden waren?
    Vielleicht aber hatte der Schrank früher woanders gestanden, und sein jetziger Standort wies lediglich darauf hin, dass der Keller lange nicht benutzt worden war.
    » Hat er sie hier geholt?«, fragte Joar leise.
    » Was?«
    » Die Tatwaffe«, erklärte Joar. » Hatte er hier vielleicht die Jagdpistole verwahrt, mit der er sich selbst und seine Frau erschossen hat?«
    » Er – oder jemand anders«, sagte Alex nachdenklich.
    Nur eine Stunde nachdem die Polizisten das Haus auf Ekerö verlassen hatten, bog ein weiteres Auto auf das Grundstück ein. Es parkte in den Reifenspuren der Polizisten. Zwei Männer stiegen aus und traten in den Schnee.
    » Verdammt, jetzt sind sie uns zuvorgekommen«, sagte der eine von ihnen.
    Der Jüngere nahm es gelassen. » Es ist ja nichts passiert.«
    » Nein, aber es war verdammt knapp«, zischte der Erste und trat wütend in den Schnee.
    Der Jüngere legte ihm eine Hand auf die Schulter. » Es geht alles nach Plan«, sagte er mit Nachdruck.
    Der Erste verzog das Gesicht. » Also, den Eindruck habe ich ganz und gar nicht«, sagte er. » Wann kommt sie eigentlich zurück?«
    » Bald«, erwiderte der andere, » sehr bald. Und dann wird das alles hier vorüber sein.«

Fredrika

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