Tausendschön
nachdem er aufgelegt hatte. » Kannst du mich bei Ylva rauslassen? Wenn Fredrika ohnehin im Büro ist, kann sie vielleicht mit dir zu den Ljungs fahren.«
Alex nickte.
Während der kurzen Fahrt zu der Wohnung, die früher das gemeinsame Zuhause von Ylva und Peder gewesen war, dachte Peder zum hundertsten Mal über seine Lebenssituation nach. Die Neuigkeit, dass Pia Nordh mit dem widerwärtigen Joar zusammen war, war mit einem Mal zweitrangig. » Kannst du mich bei Ylva rauslassen«, hatte er zu Alex gesagt. Als wäre das eine Adresse, zu der er niemals eine engere Verbindung gehabt hätte.
Einen Moment lang fürchtete er, es würde ihm das Herz zerreißen. Es war verdammt lange her, dass er jemanden so geliebt hatte.
Das Handy klingelte wieder. Diesmal war es sein Bruder.
» Heeej«, sagte Jimmy mit seiner gewohnten schleppenden Stimme.
» Hej«, erwiderte Peder und hörte seinen Bruder lachen. Manchmal war es wirklich ein Geschenk, dass Jimmy so leicht zu unterhalten und glücklich zu machen war.
» Es ist was passiert«, sagte er aufgeregt.
Peder lachte. » Etwas passiert« konnte ebenso gut heißen, dass der König zu Besuch kam, wie dass der Bruder eine neue Deckenlampe bekam.
» Ich habe eine Freundin.«
» Was?«, fragte Peder überrascht.
» Eine Freundin. Eine richtige.«
Peder musste unfreiwillig lachen.
» Freust du dich?«, fragte Jimmy erwartungsfroh.
Wärme breitete sich in seiner Brust aus und löste ein paar von den Knoten, die sich dort gebildet hatten.
» Aber klar«, antwortete Peder, » da freue ich mich doch glatt ein bisschen.«
Nur wenig später parkten Fredrika und Alex vor der Wohnung der Ljungs am Vanadisplan. Der Stadtteil Vasastan habe ihm schon immer gefallen, erzählte Alex ungewohnt offenherzig, und Lena und er hätten beschlossen, dass sie sich, wenn sie einmal alt wären, in diesem Viertel eine kleine Stadtwohnung nehmen wollten, damit sie nicht draußen auf Vaxholm, wo ihr Haus stand, säßen und vergammelten.
Fredrika sah mit Sorge, wie sich ein gequälter Ausdruck über Alex’ Gesicht legte, als er von sich und seiner Frau sprach.
Da drückt der Schuh. Er hat Eheprobleme.
Alex ging vorweg, und Fredrika betrat hinter ihm das Treppenhaus, in dem sie nur wenige Tage zuvor schon mit Joar gewesen war.
Als sie auf der richtigen Etage ankamen, war die Tür der Ljungs schon angelehnt.
Alex klopfte forsch, und Elsie Ljung kam herbei und begrüßte sie. » Wir haben die Tür offen gelassen, damit wir Sie hören.«
Sie folgten der Gastgeberin ins Wohnzimmer, wo ihr Mann wartete. Beide sahen müde und unglücklich aus.
» Wir werden nicht länger als notwendig bleiben«, versprach Alex und setzte sich in einen der Sessel an den Tisch.
» Wir möchten gern helfen«, seufzte Sven Ljung und machte eine hilflose Geste. » Und jetzt ist auch noch alles in den Medien! Haben Sie Johanna erreichen können?«
» Leider nicht«, antwortete Alex. » Wir können nur hoffen, dass sie sich sofort meldet, wenn die Nachrichten sie erreichen.«
Die beiden älteren Leute sahen einander an und nickten, als wollten sie sagen: Ja, bestimmt wird sie das tun.
» Wir hätten da noch ein paar Fragen zu Ihrem Verhältnis zu den Ahlbins«, sagte Alex sanft und bestimmt und unmissverständlich zugleich. » Wir würden Sie dazu gern jeweils einzeln befragen.« Als weder Elsie noch Sven Ljung antwortete, fuhr er fort: » Während ich mit Herrn Ljung hier spreche, dann kann Fredrika vielleicht mit Ihnen, Frau Ljung, in ein anderes Zimmer gehen? So sparen wir uns den Weg ins Polizeirevier.«
Er lächelte, doch die Botschaft war eindeutig. Das Paar sah verwirrt und besorgt aus, doch er beruhigte sie damit, dass dies in einem solchen Fall reine Routine sei.
Fredrika ging mit Elsie Ljung in die Küche, wo sie die Tür hinter sich schlossen und sich an den Esstisch setzten.
» Ist es Ihr Erstes?«, fragte Elsie Ljung und nickte zu Fredrikas Bauch hin.
Fredrikas Lächeln geriet zu einer Grimasse. Das Baby lag still und schien zu schlafen. Eigentlich sollte sie froh darüber sein, doch unter keinen Umständen wollte sie mit einer Fremden über das Kind reden.
» Ja«, antwortete sie knapp, um überhaupt etwas zu sagen. Einen Moment lang glaubte sie, Elsie würde jetzt anfangen zu erzählen, wie es war, als sie selbst damals ein Kind erwartet hatte.
» Jakob und Marja Ahlbin«, begann Fredrika schnell, um deutlich zu machen, worum es ihr ging. Ihr Tonfall war härter als geplant, und Elsie Ljung
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