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Tausendschön

Tausendschön

Titel: Tausendschön Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: K Ohlsson
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wirkte angespannt und verunsichert.
    » Wie war Ihre Beziehung zu den beiden in der letzten Zeit?«
    Zögern und Verlegenheit. » So, wie sie schon sehr lange war«, sagte Elsie leise. » Nicht so gut wie früher einmal, aber doch gut genug, dass wir manchmal noch etwas zusammen unternahmen.«
    » Woran lag es, dass Sie sich nicht mehr so häufig sahen wie früher?«
    Elsie Ljung sah traurig aus. » Dazu kann Sven eigentlich mehr sagen«, sagte sie. » Er und Jakob hatten unterschiedliche Ansichten …«
    » Worüber hatten sie unterschiedliche Ansichten?«
    Die ältere Frau schwieg.
    » Sie müssen keine Angst haben, mir etwas Heikles zu erzählen«, sagte Fredrika sanft und legte eine Hand auf Elsies Arm. » Ich verspreche Ihnen, dass wir uns so diskret wie möglich verhalten werden.«
    Es war noch ein Weilchen still. Der Wasserhahn tropfte. Fredrika unterdrückte den Impuls aufzustehen und ihn fest zuzudrehen.
    » Sie haben sich gestritten, vor Jahren …«, sagte Elsie Ljung mit dünner Stimme. » Es ging dabei um Jakobs … Tätigkeit.«
    Fredrika wartete.
    » Er versteckte Flüchtlinge«, erklärte Elsie, » oder zumindest hatte er das vor.«
    » Und Ihr Mann hatte etwas dagegen?«
    » Na ja, so einfach war es nicht. Es war mehr so, dass Sven … Nun ja, er denkt immer sehr praktisch, und er fand, dass Jakob ein viel zu großes Risiko einging. Ohne selbst etwas dafür zu bekommen.«
    Fredrika runzelte die Stirn. » Aber Flüchtlingsarbeit hat doch in den wenigsten Fällen etwas mit Geld zu tun, oder?«
    » Nein, und genau das fand Sven ungerecht«, sagte Elsie mit festerer Stimme. » Dass Jakob Haus und Hof für Menschen auf der Flucht öffnete, ohne im Gegenzug auch nur das Geringste davon zu haben. Sven war der Überzeugung, dass von all denjenigen, die hierherkämen, doch viele einigermaßen vermögend wären. Schließlich kostet es heutzutage eine Unsumme, nach Schweden zu kommen. Und da meinte Sven, wenn man so viel Geld hat, dann hat man auch noch etwas mehr. Jakob war außer sich vor Wut und nannte Sven einen Egoisten und Idioten.«
    Mit Recht, meinte Fredrika, sagte aber nichts.
    » Es dauerte ein ganzes Jahr, bis wir wieder miteinander sprachen«, sagte Elsie und musste sich räuspern. » Aber wir wohnten ja immer noch nah beieinander, und da trifft man sich natürlich ab und zu. Nachdem wir uns ein paarmal zufällig begegnet waren, begannen wir, den Kontakt wieder aufzunehmen. Das war für uns alle gut – es war nie mehr so wie vorher, aber immerhin …«
    In der Küche war es kalt, und Fredrika schauderte. Sie blickte auf ihre Notizen und blieb an einer Formulierung hängen, die sie aufgeschrieben hatte.
    » Sie sagten, Jakob öffnete Haus und Hof …«
    » Ja.«
    » Aber das hatte er doch bereits früher getan. Das war nichts, was er vorhatte zu tun.«
    Einen Moment lang sah Elsie verwirrt aus, und dann schüttelte sie entschieden den Kopf.
    » Nein«, sagte sie, » das stimmt nicht ganz. Es war etwas, das Jakob in der Vergangenheit mal getan hatte, ja. Aber er wollte damit wieder anfangen.«
    » Ich verstehe nicht.«
    » Jakob und Marja waren in den Siebziger- und Achtzigerjahren beide sehr engagiert in der Flüchtlingsarbeit, und sie gehörten zu einem Netzwerk, das Flüchtlingen Schutz bot. Unter anderem versteckten sie draußen auf Ekerö Menschen in ihrem Keller. Das taten sie bis 1992, wenn ich mich nicht täusche. Danach beschlossen sie, sich auf andere Weise zu engagieren, bis Jakob vor einigen Jahren in neuen Bahnen zu denken begann. Aber es wurde nie etwas daraus.«
    Fredrika hatte das Gefühl, dass Elsie Ljung besser informiert war, als sie zugeben wollte. Einerseits zu sagen: » wenn ich mich nicht täusche«, und dann doch sehr konkret eine Jahreszahl zu liefern, weckte ihr Misstrauen.
    Doch die Neugier war stärker, und das Gefühl, dass hier irgendetwas nicht stimmte, musste zurückstehen.
    » Warum wurde nichts aus seinen Plänen?«
    » Ich weiß es nicht«, sagte Elsie ausweichend. » Aber ich glaube, er ist darüber mit seiner Familie in Streit geraten. Marja war ganz und gar nicht überzeugt, und dann hörten wir, dass das Haus auf Ekerö auf die Töchter überschrieben worden war. Soweit ich weiß, war keine von ihnen in die Aktivitäten des Vaters verwickelt, vor allem nicht Johanna.«
    » Wir haben gehört, dass sie die Ansichten ihres Vaters in dieser Frage ganz und gar nicht teilte.«
    Elsie senkte die Stimme. » Sven möchte bestimmt nicht, dass ich das hier erzähle. Er

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