Tausendschön
Wer ist das?«
» Ein Kollege von uns.«
Unwillkürlich trat Alex auf die Bremse.
» Und woher weißt du das? Also, wie sicher bist du dir?«
» Ganz sicher«, antwortete Fredrika, und Alex konnte hören, dass sie lächelte. » Tony Svensson hat ihn nämlich auf seinem Diensthandy angerufen, und ich hatte somit einen Treffer in unserem internen Telefonregister.«
Hinter ihnen hupte ein Auto, und Peder sah Alex erstaunt an.
» Es ist grün«, sagte er, als ob seinem Chef das entgangen sein könnte.
Rasch wechselte Alex von der Bremse aufs Gaspedal. Sollte man doch behaupten, dass Automatikgetriebe zur Umweltbelastung beitrugen. Sie waren doch ein Geschenk an die Menschheit.
» Verdammt aber auch«, murmelte er. » Aber es kann ja auch andere Gründe für diesen Kontakt geben. Ich meine, es muss nicht zwangsläufig mit unserem Fall zu tun haben. Ich habe noch nie von einem Viggo Tuvesson gehört.«
Peder zog die Augenbrauen hoch und verfolgte interessiert das Gespräch.
» Er arbeitet bei der Polizei Norrmalm«, sagte Fredrika. » Er und ein Kollege waren die Ersten vor Ort, nachdem das Ehepaar Ljung die Toten gefunden und die Polizei alarmiert hatte.«
Alex bekam einen ganz trockenen Mund und sah zu Peder, der neugierig aufzuschnappen versuchte, was das für Informationen waren, mit denen Fredrika aufzuwarten hatte.
» Okay«, sagte er. » Das müssen wir am Montag sofort angehen. Kannst du den ganzen Scheiß zusammenschreiben – entschuldige bitte die Wortwahl eines erschöpften Kommissars – und mir auf den Schreibtisch legen?«
Für den Fall, dass du am Montag nicht da bist, dachte er.
» Schon erledigt«, sagte Fredrika. » Für den Fall, dass ich am Montag nicht hier bin.«
Er lächelte.
Während sie weiter Richtung Bromma fuhren, setzte Alex Peder von Fredrikas Entdeckungen in Kenntnis.
» Manchmal ist sie wirklich verdammt scharfsinnig«, sagte Peder spontan.
» Ja, das ist sie.« Dabei hatte er während der ersten Monate, die Fredrika ihrem Team angehört hatte, fortwährend ihre Kompetenz angezweifelt.
Diesmal stand Ragnar Vinterman nicht auf der Veranda, um seine Gäste in Empfang zu nehmen. Stattdessen mussten sie lange und vernehmlich an die Tür zum Pfarrhaus klopfen, ehe er öffnete.
Sie hatten noch im Auto den geplanten Verlauf des Verhörs besprochen. Ragnar Vinterman war inzwischen der Einzige, der es nach wie vor für wahrscheinlich hielt, dass Jakob Ahlbin Selbstmord begangen hatte. Und er war überzeugt davon, dass Karolina Ahlbin ein Drogenproblem gehabt hatte. Er widersprach somit allen anderen, mit denen sie gesprochen hatten. Aber er hatte Jakob Ahlbin zu nahe gestanden, als dass man seine Eindrücke und Ansichten einfach ignorieren konnte.
» Leider habe ich nicht so viel Zeit«, verkündete er, als er seine Gäste in die Bibliothek führte. »Ich bin gerade von einem Gemeindemitglied angerufen worden, deren Ehemann längere Zeit krank war und jetzt verstorben ist. Sie erwartet mich in Kürze.«
Alex nickte. » Wir wollen Sie nicht allzu lange in Anspruch nehmen«, versicherte er. » Allerdings sind noch ein paar Fragen offen, die ich gern mit Ihnen besprechen würde.«
Nun war es an Ragnar Vinterman zu nicken.
Alex beobachtete ihn. Der Rücken gerade, die Hände auf den Armlehnen des Sessels. In Alarmbereitschaft und bis zu den Zähnen bewaffnet. Die Situation kam Alex bekannt vor, als hätte er sie schon in einem Film gesehen.
Der Pate!, dachte er und musste fast lachen. Als wäre dies hier ein italienisches Mafiatreffen, wo man erst einmal die Knarren auf den Verhandlungstisch legte.
Alex konnte unmöglich sagen, was die Ursache für den Sinneswandel des Pfarrers war, aber er war entschlossen, seine Fragen zu stellen und ordentliche Antworten darauf zu bekommen. Er war sicher, dass Peder, der schweigend neben ihm saß, die Stimmung ebenso auffasste wie er selbst.
» Als wir das letzte Mal miteinander sprachen, haben wir auch über Karolina Ahlbins Drogensucht geredet«, begann Alex und lehnte sich im Sofa zurück. » Erinnern Sie sich noch, wann genau die begonnen hat?«
Auch Ragnar Vinterman lehnte sich zurück und sah jetzt fast aufmüpfig aus. » Ich denke, ich habe letztes Mal recht deutlich gemacht, dass ich alle Informationen hierüber von Jakob selbst erhielt. Und deshalb fällt es mir schwer, Ihre Frage mit größerer Genauigkeit zu beantworten.«
Er sah Alex an, um sich zu vergewissern, dass er zuhörte und verstand. Das tat er.
» Aber vorsichtig
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