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Tausendschön

Tausendschön

Titel: Tausendschön Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: K Ohlsson
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nächsten Tag eine gute Leistung erbrachte.
    Für seine Frau und seine Kinder. Und für seinen Vater und seinen Großvater.

Als sie die Wohnung verließen, um zu ihren Eltern zu fahren, erwog Fredrika Bergman ernsthaft, die ganze Sache abzublasen. Aber Spencer, der ihren Widerstand spürte, nahm sie behutsam in den Arm und führte sie über den Bürgersteig und zu seinem Auto.
    Und damit trat ihrer beider Beziehung in eine neue Phase ein.
    Sie waren immer nur zu zweit gewesen. Allein in einer Glaskugel, ohne irgendwelche Abendessen mit anderen Paaren oder Eltern. Ihr gemeinsames Rückzugsgebiet, wo sie sich Lebenslust und Energie holten – und wo jetzt auf einmal auch ein ungeborenes Kind und Schwiegereltern Platz haben sollten.
    Letzteres war natürlich bizarr, da Spencer, anders als Fredrika, ja bereits Schwiegereltern hatte.
    » Und wann lerne ich deine Eltern kennen?«, fragte sie, als Spencer vor dem Haus ihrer Eltern parkte.
    » Am liebsten niemals, wenn es recht ist«, antwortete er nonchalant.
    Die gespielte Arroganz ließ Fredrika in lautes Lachen ausbrechen.
    » Du wirst doch nicht hysterisch werden?«, fragte Spencer gespielt besorgt.
    Er ging um das Auto herum, um ihr die Tür aufzumachen, doch Fredrika war schneller und stieg aus, während er noch die Motorhaube umrundete.
    » Sieh nur«, sagte sie triumphierend, » ich kann ganz allein aus dem Auto aussteigen.«
    » Das war ja wohl kaum die Frage«, murmelte Spencer, für den es mehr eine Sache des Prinzips war, dass der Mann seiner Frau die Tür aufhielt.
    Die Tür kann er seiner anderen Frau aufhalten, dachte Fredrika, sagte aber nichts.
    Sie sah ihre Mutter durchs Küchenfenster. Ihnen war oft nachgesagt worden, dass sie einander ähnlich waren. Fredrika winkte. Die Mutter winkte zurück, doch ihre Miene verriet, dass sie – obwohl sie sich bestimmt darauf vorbereitet hatte – schockiert war beim Anblick ihrer hochschwangeren Tochter und beim Anblick des Mannes, der Fredrikas Vater hätte sein können.
    » Bereit?«, fragte Fredrika und schob ihre Hand in die von Spencer.
    » Es wird schon gehen«, erwiderte er und drückte ihre Hand. » Kann kaum schlimmer ausgehen als andere Sachen, die ich in diesem Zusammenhang schon erlebt habe.«
    Fredrika hatte nicht die geringste Ahnung, was das heißen sollte.
    Es fing nicht besonders gut an, weil sie den Fehler machte, um ein Glas Wein zu bitten, obwohl ihr keines angeboten worden war.
    » Fredrika!«, rief ihre Mutter bestürzt. » Du wirst in deinem Zustand doch wohl nicht trinken!«
    » Mein Gott, Mama«, sagte Fredrika, » seit Jahrhunderten haben schwangere Frauen Wein getrunken. Das britische Gesundheitsministerium hat neulich erst seine Richtlinien geändert und verkündet, dass man ohne Probleme ein, zwei Gläser in der Woche trinken darf.«
    Das wirkte nicht im Geringsten beruhigend auf ihre Mutter, die offenkundig nicht viel für die britischen Vorstellungen übrighatte und deshalb ihre Tochter ansah, als wäre sie verrückt geworden, als diese das Weinglas zum Mund führte und einen Schluck nahm.
    » Gut«, sagte sie und lächelte ihrem Vater, der ebenfalls sehr erstaunt aussah, anerkennend zu.
    » Du bist doch nicht zur Alkoholikerin geworden, seit du bei der Polizei angefangen hast, oder?«, fragte er besorgt.
    » Jetzt hört aber auf!«, rief sie und wusste nicht, ob sie lachen oder weinen sollte.
    Ihre Eltern sahen sie lange an, sagten aber nichts mehr.
    Die Platzverteilung am Tisch erinnerte Fredrika daran, wie sie als kleines Mädchen ihre Puppen beim Spielen aufgereiht hatte. Mama und Papa auf der einen Seite, die Gäste auf der anderen.
    Ich bin Gast, erkannte sie fasziniert. Ein Gast in meinem eigenen Elternhaus.
    Sie versuchte, sich zu erinnern, wann sie ihren Eltern das letzte Mal einen Mann vorgestellt hatte. Es war lange her, zehn Jahre, um genau zu sein. Und der Mann hatte Elvis geheißen, was ihre Mutter unglaublich amüsiert hatte.
    » Wie ich hörte, arbeiten Sie an der Universität Uppsala«, sagte ihr Vater.
    » Ja, das stimmt«, antwortete Spencer. » Ich mag es ja kaum zugeben, aber ich bin bald fünfunddreißig Jahre dort angestellt.«
    Er lachte laut und merkte gar nicht, wie Fredrikas Eltern erstarrten.
    Eigentlich müssten sie doch vieles gemeinsam haben, dachte Fredrika. Spencer ist doch nur fünf Jahre jünger als Papa.
    Das gleiche ungestüme Lachen, das sie schon im Auto empfunden hatte, begann in ihr zu blubbern. Sie räusperte sich diskret und bat ihre Mutter um

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