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Tausendstern

Tausendstern

Titel: Tausendstern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Piers Anthony
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übersetzten wir den Maschinen- Input, der aus einer visuellen Quelle stammte, aber jetzt kann ich nur noch schmecken und fühlen. Ich kann doch den Himmel nicht direkt erfassen.«
    »Ich gestehe alles, denn diesmal kann ich nicht lügen«, sagte Jessica. »Die Bilder habe ich aus meinem eigenen Bewußtsein. Ich weiß, wie ein Tag auf einem Planeten aussieht; ich habe sehr oft holografische Gemälde davon angefertigt. Ich fühle mich eben nicht wohl, wenn ich blind bin.«
    »Aber wenn dein Bild sich von der Wirklichkeit unterscheidet und mich in die Irre leitet...«
    »Das könnte zu einem ernsten Problem werden, wenn du auf Schlängelschreck triffst«, gab sie zu. »Daran hatte ich nicht gedacht. Wenn du gegen den Squam kämpfst, mußt du alle Details genau kennen. Ich denke, wir können deine Geschmacksreize entsprechend übersetzen, aber das müssen wir noch intensiv üben. Deshalb sollten wir uns von Schlängelschreck lieber so lange fernhalten, bis wir ihm nicht mehr unterlegen sind.«
    Erleichtert gab Heem ihr recht. Er war zwar entschlossen, sich dem Squam zum Kampf zu stellen, doch er wollte das nur aus einer möglichst sicheren Position tun.
    »Trotzdem erhalte ich auch auf direktem Weg einige Eindrücke«, fuhr Jessica fort. »Ich spüre das Sonnenlicht auf deinem Fleisch und die Hitze der Luft; danach müßte es Mittag sein. Daher weiß ich, daß alles, was sichtbar ist, auch zu erkennen sein muß.« Und sie machte das Bild schärfer.
    Heem betrachtete die Landschaft. Sie war wunderschön. Das Sehen gefiel ihm, nun, da er es kennengelernt hatte. Sein Geschmackssinn blieb unbeeinträchtigt; er erlebte das Pflaster, die Auspuffgase des Schiffs, die fremdartige Vegetation in seiner nächsten Umgebung und die Reihe Traktoren am Rand des Landefeldes. An dem Anblick war nichts Bedrohliches.
    Plötzlich erschienen die Traktoren, als Jessica seinen Gedanken auffing.
    Riesige schwarze Maschinen mit mächtigen Ballonreifen und Kühlergrills aus Metall und komplizierten Apparaturen.
    »Oh, hör auf!« nadelte er sie an. »Ich habe keinen Geschmack von derartigen Radkonstruktionen oder Kontrollen. Die Geschmackseindrücke weisen auf kleinere Quellen hin, als du sie mir zeigst.«
    »Autsch!« Die Ballonreifen wurden durch Metallräder ersetzt, und die Traktoren schrumpften sichtlich.
    Heem rollte eilig zum Nächststehenden. Als er ihn berührte und die ihm eigenen Geschmacksreize aufnahm, die Öl- und Treibstoffreste, verschmolzen Geschmacks- und Sichtbild zu einer Einheit. Es war ein Kettenfahrzeug mit einem einzelnen Vorderrad, gerade groß genug für den Körper eines Vernunftbegabten. Die Kontrollen waren in mehrfacher Ausführung vorhanden, so daß HydrO, Squam oder Erb sie bedienen konnten. Heem rollte die schräg geneigte Seitenrampe hinauf und ließ sich in der Kontrollkammer nieder, wo er sich mit den Gegebenheiten vertraut machte. Es handelte sich um ein Standardmodell, dessen Düsenknöpfe in der üblichen HydrO-Weise angeordnet waren. Die Squam- oder Erb-Kontrollen konnte er nicht enträtseln, doch das brauchte er auch nicht.
    Das nächste Schiff kam herunter; Heem spürte die Vibrationen. Jessica bediente sich erneut ihrer künstlerischen Fähigkeiten und lieferte das zugehörige Bild: ein glänzender Metallsplitter, der vor einem blauschwarzen Hintergrund auf einer Säule aus orangefarbenem Feuer balancierte.
    Das Feuer erstarb.
    Heem benadelte die Traktorkontrollen. Die Maschine erwachte stöhnend zum Leben. Flüssigkeit rauschte in die Radkammern, und das Vehikel vollführte einen ruckartigen Satz.
    »Was machst du da, Heem?« schrie Jessica. »Solche Kavalierstarts vergeuden nur Treibstoff!«
    Heem gab keine Antwort. Er lenkte den Traktor mit voller Beschleunigung direkt in den Dschungel. Die Vegetation kam rasend schnell näher und gab ihre Struktur preis, als Jessica die Geschmacksreize interpretierte: grüne Stämme, die in den Himmel ragten und sich in Seitenstränge auffächerten, welche wiederum in weitere Seitenstämme übergingen. »Nimm dich vor den Farnwedeln in acht!« warnte Jessica. »Heem, du brauchst gar nicht so schnell loszurasen...«
    Dann erfolgte der Aufprall. Die Farnbäume schwankten, und der Traktor hüpfte vom Boden hoch.
    »Was war das?« »Das landende Schiff. Hast du denn nicht gesehen, daß ihm der Treibstoff ausging? Es mußte einfach abstürzen.«
    »Oh. Dann hat jemand wohl zuviel riskiert.« Ernüchtert fuhr sie fort: »Kein Wunder, daß du dich so eilig in Sicherheit

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