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Tausendstern

Tausendstern

Titel: Tausendstern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Piers Anthony
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sich vor, mit ihren Rachegelüsten haben sie sich die eigenen Chancen völlig verdorben! Das hätte ich nicht für möglich gehalten!« Sie überlegte. »Nein, es ist durchaus möglich. Mein eigenes Volk ist genauso. Im Laufe der Geschichte werden Dinge getan, die niemals hätten getan werden dürfen, und zwar aus Rache, während notwendige und positive Dinge unterlassen wurden. Milliarden für die Verteidigung, und nicht ein Cent für Verbesserungen. Aber trotzdem ist eine solche Taktik ziemlich verrückt.«
    Heem stellte fest, daß er ihr rein intellektuell recht gab, jedoch nicht gefühlsmäßig. Er war dazu getrieben worden, das zu vergelten, was Schlängelschreck Squam getan hatte, und dies hatte sein Leben nachhaltig beeinflußt. Er konnte nicht behaupten, daß es nicht zutraf; es mußte Gerechtigkeit geben, und ohne nachzuhelfen, würde es eben keine Gerechtigkeit geben.
    »Oh, damit bin ich nicht einverstanden!« protestierte Jessica.
    »Das brauchst du auch nicht.« Heem schwenkte wieder in die Säulenformation ein, damit sein Blip für die anderen nicht so deutlich sichtbar war. Von den sechs Schiffen, die ihn so weit nach vorne gebracht hatten, war keine Reaktion erfolgt; in dem Moment, in dem er seinen Hauptantrieb wieder eingeschaltet hatte, war ihnen klar geworden, daß sie ausgetrickst worden waren, und sie waren nicht gerade scharf darauf, damit Reklame zu machen, wie sie überlistet worden waren.
    Heem, der nun mit konstanten 1,1 g beschleunigte, überholte ein Schiff nach dem anderen. Hier in der mittleren Zone der Säule flogen die Konkurrenten etwas geordneter und verzettelten sich nicht in persönlichen Zweikämpfen. Hier befanden sich die intelligenteren, umsichtigeren Wettstreiter, was mit ein Grund war, daß sie es bis hierher geschafft hatten.
    Es war ein langer, stetiger Flug. Heem, der nun seine Müdigkeit spürte, schlief. Jessica, der Heems Sinneseindrücke fehlten, schlief ebenfalls.
    Wie die meisten Vertreter intelligenter Spezies, träumte Heem. Das Träumen war eine Art Aufarbeitung und Bewertung früherer Erlebnisse, wobei die wichtigen aussortiert und nach ihrer Bedeutung im Gedächtnis fixiert wurden. Oft waren Heems Träume unangenehm, denn sein Leben war nicht immer besonders freundlich gewesen. Eine ganze Reihe seiner Träume beschäftigten sich mit illegalen Dingen. Diesmal jedoch waren seine Traumbilder seltsam und angenehm.
    Er saß auf einem unterwürfigen Flachsegler, der widerspruchslos jedem Nadelstrahl gehorchte. Doch Heem nadelte ihn gar nicht; er überließ ihm die Initiative. Gemeinsam segelten sie über Hügel und Bergketten, glitten in ein Flußtal hinunter und überquerten den Fluß. Die Szenerie war wunderbar, und die Vegetation versprühte angenehme Geschmackswolken. Heem befand sich wieder in seiner Jugendphase, glücklich und zuversichtlich in die Zukunft blickend. Seine jugendlichen Gefährten befanden sich bei ihm im Tal von Steilfall.
    »Laß ihn schneller segeln, Jess!« nadelte sein Gefährte.
    »Er bewegt sich bereits mit Reisegeschwindigkeit vorwärts, Jess. Er kann nicht gefahrlos beschleunigen.«
    »Reisegeschwindigkeit? Drachen haben keine Reisegeschwindigkeit! Sie beschleunigen so lange, bis sie nicht mehr schneller werden können!«
    »Nun, genauso schnell will ich dahinjagen, Klon-Bruder!«
    Klon-Bruder? Das ist nicht mein Traum! nadelte Heem bei sich. Doch er erwachte nicht. Sein Traum wechselte in eine andere Wirklichkeit. Er rollte verzweifelt der Freiheit entgegen, als er noch einmal den Alptraum seiner Flucht aus der Gefangenschaft erlebte. Doch das wesentlichste Element dieser Erfahrung war nicht die physische Flucht, denn die war ihm gelungen. Es war die emotionale Flucht, bei der er keinen Erfolg gehabt hatte.
    Er rollte zu einem Sicherheitskäfig und nadelte seinen Identifikationsgeschmack in dessen Schloß. Der Mechanismus brauchte eine Weile zur Analyse. Dann gab das Schloß nach, und das Tor ging auf. Heem rollte hinein, und sein Gewicht bewirkte, daß das Tor in seine Position zurückglitt und sich wieder abschloß.
    Nun war er für die Nacht sicher untergebracht. Der Käfig war dazu konstruiert, Squams draußen zu halten; die Erbs waren natürlich keine Bedrohung. Er konnte schlafen und sich entspannen und seine Wachsamkeit nachgeben lassen. Natürlich trug das Schloß jetzt seinen Geschmack, und der würde die Regierungsorgane auf seinen Aufenthaltsort aufmerksam machen, doch die Geschmacks-Kredits wurden nur einmal am Tag

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