Tausendstern
»Sie benutzen ihre Repulsorfelder, um uns zusammenzupressen, so daß wir uns gefallen lassen müssen, was immer sie gleich mit uns vorhaben.«
»Was sie gleich vorhaben? Wird es denn noch schlimmer?«
»Sie werden uns aus der Säule herausschleudern - in den Stern vielleicht oder in das Loch. Wenn sie Glück haben, werden wir uns nicht rechtzeitig erholen, um aus dem Gravitationsschacht zu entkommen - oder wenn uns das gelingt, verbrauchen wir dabei so viel Treibstoff, daß wir am Ziel nicht mehr sicher landen können. Auf jeden Fall sind wir am Ende aus dem Rennen.«
»Können wir irgend etwas tun?«
»Mach dir keine Sorgen. Den Text über Raumflugmanöver, habe ich aromatisiert.«
»Du hast ihn aromatisiert - ach so, du meinst, du hast das Buch über schmutzige Tricks geschrieben! Nun, ich kann nur hoffen, daß du weißt, was du tust. Im Augenblick kann ich nur feststellen, daß deine Beschimpfungen und Prahlereien uns in immer größere Schwierigkeiten bringen.«
Heem nadelte ein komplexes Nadelstrahlmuster auf die Kontrollknöpfe. Wasser rauschte in das Abteil.
»Aber das ist doch der Beschleunigungsschutz!« rief Jessica. »Für Start und Landung, wenn man bis zu zehn g aushalten muß...« Sie brach mitten im Satz ab und dachte nach. »Ach ja - um vor dem Druck der Repulsorfelder zu schützen. Wie raffiniert. Aber dann kannst du doch das Schiff nicht richtig lenken; es wird allein von der Automatik kontrolliert.«
»Ich habe das Schiff so vorprogrammiert, daß es den Hauptantrieb nach der Beschleunigungsphase abschaltet und sich mit Hilfe der Seitendüsen wieder stabilisiert. Danach übernimmt der Pilot wieder die Kontrolle.« »Aber das hält sie doch nicht davon ab, uns aus dem Korridor herauszuschleudern!«
»Ihre Operation basiert auf der Annahme, daß ich meine normale Beschleunigung beibehalte oder sie erheblich steigere, um ihnen zu entkommen. Die Reaktionen eines steuerlosen, antriebslosen Schiffs sind da ganz anders.«
»Mir erscheint das Schiff eher hilflos!«
Der von den sechs Schiffen ausgeübte Druck nahm noch zu, doch nun spürte Heem kaum etwas davon. Die Schutzflüssigkeit des Schiffes polsterte ihn rundum ab. Abrupt schaltete der Antrieb ab und erlöste seinen Körper vom Druck der Gravitation. Es gab einen heftigen Ruck, als die sechs Schiffe den plötzlich einsetzenden Bremseffekt ausglichen und sein Schiff mit der früheren Beschleunigung mit sich führten.
»Was geschieht gerade?« wollte Jessica wissen. »Ich fing gerade an, etwas zu erkennen, doch jetzt bekomme ich nichts mehr herein. Alles ist weg.«
»Sie jagen uns mit drei g vorwärts«, erklärte Heem und verließ sich dabei auf seine Erfahrung, als er spürte, wie der Antriebsdruck nachließ. »Sie sind nicht geschickt genug, die gesamte Formation geschlossen eine Kursänderung fliegen zu lassen, daher vertrauen sie darauf, daß gewisse Unterschiede bei den Beschleunigungsvorgängen der einzelnen Schiffe uns abdriften und aus dem Korridor geraten lassen. Doch mein Schiff bleibt stabil und liegt genau auf Kurs, deshalb holen wir stetig auf. Sie glauben nach meinem Abschalten des Antriebs, daß ich die Kontrolle über das Schiff verloren habe; im Augenblick schleppen sie ein Wrack mit sich.«
»Tun sie das nicht wirklich?«
Der extreme Beschleunigungsdruck hielt noch für einige Zeit an, dann brach er ruckartig ab. »Jetzt haben sie uns freigegeben. Wahrscheinlich haben sie selbst keinen Treibstoff mehr; ein Raumschiff zu schieben, verbraucht erhebliche Mengen an Energie.« Die Schutzflüssigkeit lief ab und gab ihm seine Bewegungsfreiheit zurück. Heem aktivierte den Raum-Geschmacksscanner. »Und schon schmecke ich wieder!« düste er triumphierend und nahm ein Blip-Muster auf.
Jessica sah sich um. »Wir haben die vor uns liegende Säule mindestens zur Hälfte hinter uns gelassen!«
Heem aktivierte auch den Hauptantrieb. »Und wir haben dabei eine Menge Treibstoff gespart. Nun können wir etwas stärker beschleunigen, ohne unsere Energievorräte vorzeitig zu erschöpfen.« »Das würde doch bedeuten, daß die sechs Schiffe uns in Wirklichkeit geholfen haben und dabei ihre eigenen Reserven vergeudeten!«
»Wie ich vorhin schon düste: es sind Narren. Hätten sie einen der ihren auf diese Weise angetrieben, hätten sie ihm einen guten Platz im Wettrennen verschaffen können. Doch sie ließen sich von meinen Frechheiten derart reizen, daß sie nicht mehr rational denken konnten.«
»Das haben sie wirklich! Man stelle
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