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Tausendstern

Tausendstern

Titel: Tausendstern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Piers Anthony
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Unruhe wartete sie auf die Antwort.
    »Ins Loch.«

4. Lochstern-Abgrund
     
    Vom Grundaroma her schmeckte sie nicht grundlegend anders als ein Männlicher. Doch der Unterschied wurde sogleich offenbar. Jeder Nadelstrahl, den sie von sich gab, hatte eine weibliche Qualität, die nur ein anderer HydrO wahrnehmen konnte, die jedoch speziell diesem HydrO überdeutlich bewußt war. Heem war noch nie zuvor einer weiblichen Vertreterin seiner Spezies begegnet, aber schon beim ersten Kontakt hatte er nicht die geringsten Zweifel an ihrer Andersartigkeit.
    »Wer bist du, die du mich vor dem Ausscheiden bewahrst?« fragte Heem, nachdem er sein inneres Gleichgewicht wiedererlangt hatte.
    »Ich bin Moon von Morgendunst«, antwortete sie mit einem Nadelstrahl, der so schüchtern ausfiel, daß Heem ihn kaum analysieren konnte. Auch sie war sich der Nähe des anderen Geschlechts überdeutlich bewußt.
    »Ich bin Heem von Steilfall.« Er hielt inne, nahm weitere Eindrücke von ihr auf und verspürte plötzlich einen inneren Drang, der ihm völlig neu war. »Du bist die erste Weibliche, die ich je getroffen habe. Sollen wir uns dem sexuellen Spiel hingeben?«
    »Natürlich«, stimmte sie zu.
    »Wird dieses Tal noch von anderen Kreaturen bewohnt?« Er wußte eigentlich nicht, warum er danach fragte, doch er wußte irgendwie, daß diese Information wichtig war.
    »Vier von meinen Schwester-Sprößlingen sind auch noch da.«
    Er wußte, daß deshalb keine Reproduktion erfolgen konnte. Er nadelte einen Schwall reinster Lust auf sie, das Produkt eines Lebens unschuldiger Enthaltsamkeit, fügte dem Strahl jedoch nicht das Schlüsselaroma seiner Signatur hinzu. Sie reagierte mit einem leidenschaftlichen Sprühstoß, der ihn mit ihrem Wesen badete. Die Folge war ein Lustgefühl, so neu und intensiv, daß er sich dem völlig hingab. Er wußte, daß Moon ähnlich reagierte.
    »Du hast sie kaum kennengelernt, und schon habt ihr kopuliert?«
    Hatte Heem sich diese Frage selbst zugenadelt? Er beantwortete sie geistig. Als Jugendlicher hatte er hinsichtlich der Lust keinerlei Hemmungen, und sexuelle Befriedigung war eines der am häufigsten verfügbaren und harmlosen Vergnügen. Derartige Aktivitäten wurden als allgemein übliche Gunstbezeugungen praktiziert, wann immer männliche und weibliche HydrOs einzeln oder in Gruppen zusammenkamen. Als Erwachsener entdeckte er, daß viele vernunftbegabte Cluster-Spezies den Sex mit einer anderen Geschmacksnote versehen hatten. Doch fremdartig blieb nun mal fremdartig; warum Kreaturen derartige natürliche und notwendige Dinge unterdrückten, war kaum etwas, das zu verstehen er sich bemühen mußte. Fremdrassen hatten viele seltsame und abstoßende Gewohnheiten, wie zum Beispiel das Essen oder...
    »Hat das nicht zur Folge, daß weitere Nachkommen die Landschaft verschandeln?« kam der innere Nadelstrahl.
    Natürlich nicht! Sexuelle Kontakte waren Voraussetzung für die Fortpflanzung, waren jedoch nicht gleichbedeutend damit. Zur Reproduktion kam es nur, wenn der Mann seine individuelle Signatur in den Nadelstrahl mischte und die Frau diesen Geschmack akzeptierte. Keiner von ihnen wäre dazu bereit, es sei denn, die äußeren Umstände waren angemessen. Anders als die reine Kopulation war die Reproduktion eine ernste Angelegenheit.
    »Ich nehme an, bei uns ist es genauso«, fuhr die mentale Düse fort. »Wir ergreifen empfängnisverhütende Maßnahmen, so daß wir dem gleichen Spiel frönen können, ohne Nachkommen zu zeugen. Nichtsdestoweniger treffen wir die Wahl der Partner für derartige Intimitäten mit einem gewissen Maß an Besonnenheit. Für uns ist Sex keine nebensächliche Sache, auch wenn er nicht der Fortpflanzung dient.«
    Heem ignorierte den fremden Geschmack und verfolgte weiter seinen verbotenen Erinnerungstraum. Nachdem er sich an Moon lustvoll gesättigt hatte, rollte er mit ihr durch das Tal Morgendunst. Es glich dem Tal Steilfall, jedoch verfügte es nicht über den großen Fluß in der Mitte; statt dessen mündeten mehrere kleine Bäche in einen größeren See, von dem mildaromatische Dämpfe in den frühen Tag aufstiegen. Schon bald war Heem mit den vielfältigen Aromen dieser Region vertraut, die sich nicht grundlegend von der Umgebung in seinem Heimattal unterschied.
    Die vernunftbegabten Bewohner von Morgendunst waren weiblich, da stets Vertreter nur eines Geschlechts solche Gebiete bevölkerten. Heem traf sie jeweils einzeln an und bedachte jede mit einem lustvoll höflichen

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