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Tausendstern

Tausendstern

Titel: Tausendstern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Piers Anthony
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etwas noch einmal mitzumachen! Diese schreckliche Kuh - wie konntest du nur?«
    Ihr Klon-Bruder spreizte die Hand in einer beschwichtigenden Geste. Er war ein schmächtiger, aber durchaus attraktiver junger Mann mit dunkelblauem Haar, das ihm in Locken in den hellblauen Nacken fiel, und mit ebenso blauen Augen. Seine Gesichtszüge waren ebenmäßig, in ihrer Perfektion fast schon nichtssagend. An ihm war nichts übermäßig Aggressives oder Maskulines. Was natürlich von Vorteil war, denn die Gesichtszüge des Klon-Paares waren identisch. Doch wenn sie sich eine weibliche Perücke aufsetzte, war sie rundum eine Frau.
    »Diese Kuh war die reinste Herausforderung, Jessica. Wärest du ein Mann, dann würdest du das verstehen. Nicht gerade der Typ, mit dem ich mein Leben teilen möchte, doch ansonsten...! Was für eine heiße Nummer!«
    »Aber ich bin kein Mann, und ich verstehe nicht! Warum soll ich bei deinen Eskapaden immer die Leidtragende sein? Ich führe ein eigenes Leben, vergiß das nicht!«
    »Aber nicht als mein Klon, hörst du!«
    »Verdammt noch mal! Immer kommst du damit! Angenommen, du wärest mein Klon? Es ist einfacher, ein X-Chromosom zu entfernen als eines hinzuzufügen.«
    Er hob eine Augenbraue. »Das, liebe Klon-Schwester, kommt auf die Technologie an. In unserem Fall hielt man es für geraten, den X-Faktor aus einer anderen Samenzelle derselben Bank mit einem geklonten Embryo zu verschmelzen, deshalb...«
    »Ich kann nichts erkennen«, beschwerte Heem sich. »Ich schmecke die Unterhaltung, doch die Farbe des Pelzes - der Haare - kommt nicht durch.«
    »Das ist doch erst der Anfang«, beschwichtigte Jessica ihn. »Eine Art Einstimmung. Jetzt tauche du einmal in deine Erinnerung, und ich werde versuchen, sie - sichtbar zu machen. Das machen wir jetzt abwechselnd, bis uns eine Verbindung gelingt.«
    Die Arena befand sich auf neutralem Gebiet: in der Tropenregion der Erbs. Erbs bevölkerten den Zuschauerbereich, wo sie ihre Wurzeln gespannt in den Boden gebohrt hatten. Es machte ihnen Spaß, den Kämpfen zwischen Squams und HydrOs zuzusehen.
    Heem rollte auf das Feld, um auf seinen Gegner zu treffen. Der Streit ging um fünf Täler entlang der Grenze: sollten sie von den HydrOs oder den Squams kontrolliert werden? Die Squams hatten die Gegend bereits erforscht, nahmen sie doch an, daß sie ihrem Gebiet zugeschlagen würde; Heem war ab und zu Zeuge dieser Aktivitäten geworden. Deshalb war er hier; er hatte ein ganz spezielles Motiv für seine Kampfbereitschaft. Diese Auseinandersetzung würde die Entscheidung bringen, ob Schlängelschrecks Arbeit sich für die Squams auszahlte.
    Unglücklicherweise war es nicht Schlängelschreck, der das Duell ausfechten sollte, sondern ein anderer Meister der Squams. Voller Selbstvertrauen, ja, fast schon gelangweilt wand die Kreatur sich über den Boden, wußte sie doch, daß kein HydrO einem Squam gefährlich werden konnte. Allerdings hatte bisher kein Squam mit einem HydrO seine Kräfte gemessen, der so streitbar und erfahren war wie Heem...
    »Nein, nicht diese Erinnerung; das ergibt viel zu viel Aktion und zu wenig Szenerie. Wir brauchen eine hauptsächlich visuelle Erinnerung, etwas Bildhaftes, Farbe, etwas Handfestes. Geh zurück nach Morgendunst.«
    Heem begab sich ins Morgendunsttal, obgleich er sehr gerne seinen Sieg über den Squam-Meister vorgeführt hätte - immerhin hatte dieser Sieg ihn zu Heem, dem Helden unter seinesgleichen, gemacht. Für eine Weile jedenfalls.
    Er erinnerte sich an den Geschmack seines Erwachens unter Wasser, wie er begriff, daß er den Zusammenstoß mit Schlängelschreck überlebt hatte, es ihm aber nicht gelungen war, den Squam zu töten. Das Wasser um ihn herum schmeckte sauer nach seiner Scham über dieses Versagen.
    »Aber Wasser kann nicht gesehen werden«, sagte Jessica. »Es ist grünlich, manchmal blau...«
    »Es schmeckt grün«, düste Heem.
    »Nein, nein! Es sieht grün aus! So wie dies!« Und sie entwickelte die Vision von einem kleinen See auf ihrem heimatlichen, menschlichen Landsitz. »Grün.« Sie reagierte mit einem unwilligen mentalen Kopf schütteln.
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    »Oh, jetzt habe ich die Erinnerung übernommen! Eigentlich sollte das deine Vision sein. Ich bin dabei nur Beobachter.« Sie konzentrierte sich. »So, ich ziehe mich wieder in den Hintergrund zurück - so wie jetzt.«
    Dieses Spiel der Geschmacksnuancen war ein interessanter Effekt. »Wie jetzt?« wiederholte Heem, wobei er ihren Rückzug

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