Tausendundeine Nacht mit dir
Generationen von al Akhtar-Blut floss in seinen Adern, Generationen von Kriegern, Anführern, Piraten. Seine Vorfahren waren berüchtigt gewesen für ihre hitzige Leidenschaft und ihre Entschlossenheit, wenn es um etwas ging, das sie haben wollten.
Wer sollte sich gegen ein solches Erbe wehren können?
Schon jetzt konnte er den Geschmack ihrer Haut auf seiner Zunge spüren, berauschend wie eine Droge. Er dachte an das Gefühl, wie sie unter ihm gelegen hatte, weich und gleichzeitig voller Kraft, und er wusste, sie passte perfekt zu ihm.
Er brauchte nur die Hände auszustrecken und sich nehmen, was er wollte.
Und dann holte ihn die Realität ein, als er ihre riesengroßen Augen bemerkte. Er schüttelte den Kopf, um den Nebel zu verscheuchen, der seinen Verstand eingehüllt hatte.
„Es ist nichts“, antwortete er heiser.
Sie ließ die Hand sinken, wandte den Blick ab.
Er war ein Wilder, der schlimmste, den man sich vorstellenkonnte. Mitgefühl, die Regeln der Zivilisation, sein Verantwortungsgefühl – all das sagte ihm, dass sie nicht für ihn bestimmt war. Sagte ihm, dass er dieses drängende Verlangen für sie nicht fühlen dürfte.
Und doch war es so. Als er ihr zum ersten Mal in die Augen gesehen hatte, waren Flammen in ihm aufgelodert. Und diese Flammen verbrannten ihn jetzt.
Dabei war es seine Pflicht, sie zu beschützen.
„Lassen Sie mich Ihre Verletzungen ansehen.“ Seine Stimme klang samten, streichelte leicht wie eine weiche Feder auf bloßer Haut.
Sie sah zu ihm hin, nahm zum ersten Mal bewusst seine Augen wahr. Sie waren nicht schwarz, wie vermutet, sondern von einem tiefen, klaren Grün. So grün wie die Wasser, in denen sie während der ganzen letzten Woche hinabgetaucht war. Sie starrte ihn an, verzaubert durch das Aufblitzen von Verlangen, das sie in diesen kühlen Augen erkennen konnte.
Doch seine Miene blieb hart, fast ablehnend. Hatte er ihre geheimen Gedanken erraten? Hatte er erkannt, welch köstlicher Schauer sie durchlief, während er dort vor ihr stand? Oder ihre Erregung, als er sich das Hemd auszog?
Es kostete sie Anstrengung, den Blick auf sein Gesicht gerichtet zu halten. Mit seinem Aussehen und seiner Ausstrahlung lagen ihm wahrscheinlich sämtliche Frauen zu Füßen. Und jetzt hoffte er, dass diese Karikatur von einer Frau, die er gerettet hatte, nicht den gleichen Weg beschritt. Wenn sie Glück hatte, würde er es als posttraumatischen Stress abtun. Sie hatte jedenfalls fest vor, es als solches zu betrachten!
Geschmeidig setzte er sich vor sie hin. „Zeigen Sie mir Ihre Handgelenke, Miss Winters.“
Belle schnappte leise nach Luft, als er nach ihren Händen griff und seine Aufmerksamkeit gänzlich auf ihre geschundene Haut richtete. Die Berührung dieser langen starken Finger war ihr bereits vertraut, was jedoch nicht verhinderte, dass sie praktisch dahinschmolz.
„Ich heiße Belle“, brachte sie schließlich hervor.
„Belle.“ Er ließ sich den Namen auf der Zunge zergehen und hob den Blick. „Dann müssen Sie mich Rafiq nennen.“
Sie nickte. Sie hätte wissen müssen, dass selbst sein Name sexy war.
„Ihre Handgelenke sehen schlimm aus, aber mit der richtigen Behandlung wird das wieder heilen.“ Er ließ ihre Hände los und widmete sich ihren Füßen, hob einen sanft an, inspizierte die Wunden. „Den Umständen entsprechend“, lautete sein Urteil. „Mit etwas Glück bleiben keine Narben zurück.“
Sie konnte nur stumm nicken, erleichtert, dass er sie nicht mehr berührte. Allein sein warmer Atem an ihrer Haut stürzte all ihre Sinne in einen Tumult. Und wahrscheinlich konnte er das Verlangen in ihren Augen erkennen.
„Haben Sie noch andere Verletzungen davongetragen?“ Mit zusammengepressten Lippen sah er auf den großen Bluterguss an ihrem Schenkel, unverkennbar der Abdruck einer brutalen Hand.
Belle schaute auf den leeren Ozean hinaus, und in diesem Moment durchlebte sie die schrecklichen Szenen erneut. Große, plumpe Kerle, die nach Schweiß rochen und ihr unmissverständlich zu verstehen gaben, wie sehr sie es genießen würden, Duncan zu verstümmeln und sie zu quälen. Sie schloss die Augen, als sie in diesen Albtraum zurückgezogen wurde und Panik sie anfiel. Sie blinzelte, verdrängte die Erinnerung.
„Da sind noch ein paar blaue Flecke an meiner Hüfte.“ Vorsichtig legte sie die Finger an die Stelle und zuckte zusammen. „Doch die werden mit der Zeit vergehen.“Ihr Retter stieß einen hitzigen Fluch in Arabisch aus. Verwirrt sah
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