Tausendundeine Nacht mit dir
mein Dank. Miss Winters und Mr. MacDonald sind wichtige Gäste unseres Landes. Halten Sie mich über alle Fortschritte auf dem Laufenden.“
Anstatt bei Belle zu verbleiben, folgte er dem Arzt hinaus auf den Gang und widerstand auch dem Drang, sich noch einmal nach ihr umzudrehen.
Duncan MacDonalds Zimmer war identisch mit dem Raum, in dem Belle lag, nur dass hier das Fenster offen stand. Die Nachmittagssonne fiel herein und ließ Duncans rötliches Haar aufleuchten. Sein Bein hing vergipst in einer Schlaufe über dem Bett, der Oberkörper war straff verbunden. Er war verletzt worden, als er Belle Winters vor den Entführern hatte schützen wollen.
Ein tapferer Mann. Warum also widerstrebte es Rafiq, ihm gegenüberzutreten?
„Mr. MacDonald, es ist eine Freude zu sehen, dass es Ihnen schon so viel besser geht.“
„Euer Hoheit. Ich muss mich bei Ihnen bedanken. Wie mir gesagt wurde, haben Sie uns gerettet.“
„Sie brauchen mir doch nicht zu danken, Mr. MacDonald. Wir alle sind sehr froh, dass Sie und Miss Wintersin Sicherheit sind.“
„Wie geht es Belle?“ Die Sorge in seiner Stimme war nicht zu überhören.
„Miss Winters schläft. Die Ärzte haben mir versichert, dass sie wieder ganz gesund wird.“
Duncan ließ sich in die Kissen zurückfallen. „Ich fühle mich verantwortlich für sie.“
Rafiq konnte das Gefühl nachempfinden. Allerdings fühlte er auch die Schuld auf seinen Schultern lasten, schließlich war er der ausschlaggebende Grund für diese Entführung. Dieses Bewusstsein quälte ihn.
„Im Namen aller Q’aroumis möchte ich Ihnen unser tiefstes Bedauern über diesen Vorfall aussprechen. Unsere Sicherheitskräfte durchkämmen in diesem Moment das ganze Land, um die Verbrecher zu fassen.“
„Sie werden vor Gericht gestellt?“
„Natürlich.“ Rafiq lächelte grimmig. „Die Zeiten der Lynchjustiz in Q’aroum sind vorbei. Sie werden als Zeuge bei der Verhandlung aussagen müssen.“
Duncan nickte. „Wenn Sie sie schnappen.“
„Ich kann Ihnen garantieren, dass diese Männer gestellt werden.“ Dafür würde er persönlich sorgen. Nach dem, was sie getan hatten, würden Selim und seine Anhänger gejagt werden wie räudige Hunde.
Eine andere politische Ansicht war eine Sache, Gewalt eine ganz andere. Gewalt würde er in seinem Land nicht tolerieren. Die Entführung war Teil einer groß angelegten Intrige, um die Demokratie in Q’aroum zu destabilisieren. Selim versteckte sich hinter einer radikalen Ideologie, obwohl es ihm in Wirklichkeit um die Machtergreifung ging.
„Wenn Sie nicht rechtzeitig gekommen wären …“, setzte Duncan an, doch Rafiq hieß ihn mit einer Geste schweigen.
„Sie hätten überlebt.“ Er wollte keinen Dank von MacDonald.„Miss Winters hätte alles dafür getan. Sie ist eine beeindruckende Frau.“ Dabei wusste er, wie heikel die Situation gewesen war. Nur gut, dass er darauf bestanden hatte, persönlich bei der Suche mitzumachen. Nur weil er Selim, seinen Cousin zweiten Grades, so genau kannte, hatte er sich auf das richtige Gebiet konzentriert. „Sagen Sie, gibt es irgendetwas, das ich für Sie tun kann, um Ihnen Ihren Aufenthalt angenehmer zu machen?“
„Nun, etwas gäbe es schon.“ Duncan zögerte kurz. „Meine Freundin hat kein Visum für Q’aroum, und ich weiß, die Ausstellung dauert Wochen.“
Es war das erste Mal seit Beginn dieser Angelegenheit, dass ein echtes Lächeln auf Rafiqs Miene zog. So, MacDonald hatte also eine Freundin in England. „Ich werde mich sofort darum kümmern.“ Er machte eine kunstvolle Pause. „Wir sollten Miss Winters fragen lassen, ob sie einen ähnlichen Wunsch hat.“
Duncan schüttelte den Kopf. „Das wird nicht nötig sein, Belle hat keinen Freund.“
Aha. Das wurde immer interessanter.
Erleichtert lehnte Belle sich in die ledernen Polster der Limousine zurück. Zumindest fuhren sie jetzt endlich los.
Nach drei Tagen im Krankenhaus hätte sie vor Ungeduld die Wände hinaufkriechen können! Doch die Ärzte wollten sie nicht gehen lassen, sie wollten absolut sicher sein, dass keine Komplikationen mehr auftreten würden. Und hätte Belle sich nicht selbst entlassen, läge sie wahrscheinlich noch immer in dem Bett dort.
Und jetzt das. Sie sah sich in dem luxuriösen Innern des Wagens um. Ein einfaches Taxi hätte doch gereicht. Schließlich war sie keine bedeutende Persönlichkeit.
Sie konnte es kaum erwarten, endlich wieder in ihr Quartier zu kommen, ebenso wie sie sich auf ihre Arbeit
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