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Tausendundeine Nacht mit dir

Tausendundeine Nacht mit dir

Titel: Tausendundeine Nacht mit dir Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Annie West
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dort mit unverminderter Kraft weiter, zerstörte ihre guten Vorsätze, ihre Verteidigungsmechanismen und ihre Selbstbeherrschung.
    Belle schüttelte leicht den Kopf. Letzte Nacht war sie einfach erschöpft gewesen. Von der Therapeutin, die Rafiq ihr zur Verfügung gestellt hatte, war sie bereits gewarnt worden, dass die Nachwirkungen des Schocks erst später einsetzen würden. Wahrscheinlich hatte sie deshalb so ungewöhnlich reagiert. Posttraumatischer Stress, das war alles.
    Und heute würde sie sich davon überzeugen können. Sie würde Rafiq sehen und nichts außer Dankbarkeit fühlen, auch dafür, dass er ihr eine Nacht in einem Märchenpalast ermöglicht hatte.
    So einfach war das.
    Eine halbe Stunde später folgte Belle einer Dienerin durch ein Labyrinth von Gängen und Korridoren hinaus in einen kleinen Außenhof.
    Bezaubert blieb Belle stehen. Die vier hohen Säulen, die das Dach trugen, waren aus feinstem Marmor und mit filigranen Gravuren geschmückt. Die Mitte des Hofs wurde von einem flachen Wasserbecken beherrscht, gesäumt von sprudelnden Fontänen und Zitronenbäumen. Das Plätschern von Springbrunnen lag in der Luft, ebenso wie der Duft von Orangenblüten. Doch es war das Mosaik auf dem Boden des Pools, das Belles Aufmerksamkeit fesselte – das Bildnis eines farbenprächtigen Pfaus, mehrere Meter groß. Das aufgeschlagene Rad funkelte im Sonnenlicht, das sich in den sanften Wellen der Wasseroberfläche brach.
    Mit ehrfurchtsvollem Staunen trat Belle näher an den Rand, um das Kunstwerk genauer zu betrachten. Die herausgearbeiteten Details faszinierten sie.
    „Gefällt Ihnen unser Pfau?“
    Belle musste sich nicht umdrehen, um zu wissen, wem die tiefe Stimme gehörte. Prompt begann ihr Puls zu rasen, ihr Magen zog sich zusammen, und in ihrem Innernbreitete sich jähe Hitze aus. So viel also zu Erschöpfung und posttraumatischem Stress! Sie steckte in ernsthaften Schwierigkeiten, wenn allein seine Stimme diese Dinge mit ihr anstellte.
    Bemüht hielt sie den Blick auf das Mosaik gerichtet. „Es ist atemberaubend. Etwas Vergleichbares habe ich noch nie gesehen.“
    „In Q’aroum wird die Kunst des Mosaiks hoch geschätzt. In jedem Haus werden Sie Mosaike finden, wenn auch kleiner.“ Rafiq näherte sich ihr langsam. „Aber Sie haben recht, etwas Vergleichbares werden Sie nirgendwo finden.“ Er trat an ihre Seite. Sie wusste es, weil ihre Haut zu prickeln begann und die Knospen ihrer Brüste sich unwillkürlich aufrichteten.
    Und noch immer sah sie ihn nicht an. Wagte es nicht, ihm in die Augen zu blicken.
    „Können Sie erkennen, wie das Licht von den Farben reflektiert wird, als brenne dort ein Feuer?“
    Sie nickte. „Ist das vergoldet?“
    „So ähnlich“, murmelte er. Sie spürte seinen warmen Atem an ihrer Wange und wusste, dass er ihr das Gesicht zugewandt hatte. „Es ist pures Gold.“
    „Was?“ Abrupt drehte sie den Kopf und starrte in sein schönes Gesicht. „Aber das sind zahllose Quadratmeter!“
    „Verschwenderisch, mag sein.“ Er zuckte die Achseln. „Aber sehr wirkungsvoll, nicht wahr?“ Jetzt sah er ihr direkt in die Augen und lächelte, und es war um sie geschehen. „Nur so war dem Rest des Bildnisses Genüge zu tun. Der Pfau ist aus Halbedelsteinen zusammengesetzt, Amethyst für Violett, Malachit und Jade für das Grün. Da sind auch Bernstein und Granat, Topaz und Lapislazuli.“
    Belle konnte den Blick nicht von Rafiqs Gesicht wenden. „Das muss ein Vermögen gekostet haben.“
    Rafiq lachte leise auf, und ihr wurde klar, wie albern sichdas anhören musste. Jeder wusste von dem legendären Reichtum der Scheichs von Q’aroum.
    „Meine Vorfahren liebten es, ihre Besitztümer zu zeigen. Dieses Mosaik ist mehrere Hundert Jahre alt, wahrscheinlich das Ergebnis einer besonders erfolgreichen Saison.“
    „Saison?“ Verständnislos runzelte Belle die Stirn.
    Sein amüsiertes Lächeln wurde zu einem breiten Grinsen. „Freibeuterei.“ Er trat näher an sie heran, sodass sie das Gesicht anheben musste, um ihn anzusehen. „Für Generationen waren die Q’aroumis Piraten, die sich die unbehelligte Fahrt auf dem Arabischen Meer bezahlen ließen. Wurde der Wegzoll nicht gezahlt, nahmen sie sich, was und wie viel sie wollten.“
    Belle schnappte leise nach Luft. Sein Blick ging ihr durch und durch. Die Sonne schien auf sein Gesicht, betonte die markanten Züge, ließ den goldenen Ohrring aufblitzen. Sie hatte ihn sich als Korsaren vorgestellt, als einen Mann, der sich nahm,

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