Tausendundeine Nacht mit dir
subtil natürlich –, seine Erlaubnis zurückzuziehen, falls sie nicht im Palast blieb? Aber nein, das wäre ja lächerlich!
„Kommen Sie.“ Abrupt erhob er sich. „Ich werde Ihnen später alle Fragen beantworten und Ihnen die Details erklären. Doch jetzt sollten Sie sich erst einmal ausruhen.“
Obwohl sie nur wenige Tage im Bett gelegen hatte, wurde ihr schwindlig, als sie aufstand. Sie wankte ein wenig. Sofort spürte sie seine warme Hand an ihrem Ellbogen. Belle war dankbar für die Stütze. Dennoch würde sie sich nicht in ein solches Arrangement zwängen lassen. „Ich danke Ihnen für Ihr großzügiges Angebot, Hoheit, aber …“
„Aber Sie wollen sich unbedingt mit mir streiten?“ Humor blitzte in den kühlen Augen auf. „Morgen früh können Sie mit mir debattieren, so viel Sie wollen.“
Jetzt lächelte er, und Belle konnte nichts anderes mehr tun, als ihn anzustarren. Innerhalb eines Sekundenbruchteils hatte er sich vom autokratischen Herrscher zu einem faszinierenden Mann verwandelt, allein indem er seine Lippen verzog. Sein Daumen streichelte ihre Armbeuge, und sie klammerte sich an die Hoffnung, dass nur die Müdigkeit Grund für ihre plötzlich weichen Knie war.
„Miss Winters“, hob er mit tiefer Stimme an, „würden Sie mir die Ehre erweisen und heute Nacht als mein Gast in meinem Haus bleiben? Es wäre nur eine winzige Wiedergutmachung für die Tortur, die Sie haben durchstehen müssen. Und es wäre mir ein Vergnügen, Ihnen die wahre Gastfreundschaft der Q’aroumis zu zeigen.“
Nun, wenn er es so ausdrückte … „Ich …“ Sie brachte keinen Ton heraus. Wusste dieser Mann überhaupt, wie viel Sex-Appeal er ausstrahlte, wenn er es darauf anlegte? „Das wäre wirklich sehr nett“, hörte sie sich sagen. Er hatte sie ausgetrickst, und es gab nichts, was sie dagegen tun konnte. „Danke für die Einladung.“
„Das freut mich.“ Er nahm ihre Hand in seine und schickte damit einen Stromstoß durch ihren ganzen Körper. Belle starrte in seine Augen und fühlte sich in unbekannte Tiefen gezogen. „Und morgen früh können wir dann alles für Ihren restlichen Aufenthalt besprechen.“
Die Sonne stand hoch am Himmel, als Belle am nächsten Tag in dem großen luxuriösen Bett erwachte. Sie lauschte auf das Konzert der Vögel und betrachtete das Lichtspiel der Sonnenstrahlen, die in das geräumige Zimmer fielen.
Sie lebte. Sie war in Sicherheit.
Und in Rafiqs Haus.
Bei diesem Gedanken war sie sofort hellwach. Bilderfetzen huschten durch ihre Erinnerung, von dem Traum, den sie heute Nacht geträumt hatte. Der Traum von einem verboten attraktiven Korsaren, von einem Prinzen, der erwartete, dass sie jeden seiner Wünsche erfüllte.
Unruhig drehte sie sich auf die Seite, als sie sich daran erinnerte, wie intim manche dieser Wünsche gewesen waren und wie willig sie diesen nachgekommen war. Sie, die sich noch nie etwas von einem Mann hatte sagen lassen!
Abrupt warf sie die seidenen Laken zurück und schwang die Beine aus dem Bett. Dabei sollte sie wohl dankbar sein, dass sie in ihren Träumen nicht die schrecklichen Erfahrungen der letzten Tage verarbeiten musste. Erstaunlich, aber der Horror hatte ihren Schlaf nicht gestört. Stattdessen waren sinnliche, erotische Bilder von ihr und Rafiq als Liebespaar vor ihrem geistigen Auge entstanden.
Die letzten zwei Jahre hatte sie keusch wie eine Nonne gelebt. Jede wache Stunde hatte sie ihrer Arbeit gewidmet, oft an völlig isolierten Orten auf der Welt, wo es weder Zeit noch Möglichkeit für ein Privatleben oder Romantik gab. Vielleicht waren diese Träume nur die natürliche Reaktion eines gesunden Körpers auf die lange sexuelle Enthaltsamkeit.
Allerdings hatte sie mit Enthaltsamkeit leben gelernt. Zwei Beziehungen hatte sie gehabt, und beide waren nicht von langer Dauer gewesen, auch wenn sie jedes Mal gehofft hatte, dass sich etwas Ernsteres daraus entwickeln würde. Für Männer war ihre Hingabe für den Beruf nur schwer zu ertragen, sie war oft und lange unterwegs und ließ sich auch von niemandem reinreden. Sie wollte ihre Unabhängigkeit behalten. Also hatte sie akzeptiert, dass der Romantik wohl nie viel Platz in ihrem Leben eingeräumt werden würde. Ebenso wenig wie dem Sex.
Und wie ließ sich dann ihre Reaktion auf Rafiqs Lächeln gestern Abend erklären? Auf seine harmlosen Berührungen? Man könnte fast meinen, der Zyklon, den sie gemeinsam überstanden hatten, hätte sich in ihrem Innern eingenistet und tobte nun
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