Tausendundeine Nacht mit dir
„Und jetzt ist es meine Pflicht, für Ihre Sicherheit zu sorgen.“
Belle runzelte die Stirn. „Aber ich bin doch in Sicherheit.“
Oder? Die Entführer konnten doch unmöglich erneut … Eine eiskalte Hand griff nach ihrem Herzen, machte ihr das Atmen schwer. Bilder von maskierten Gesichtern tauchten vor ihrem geistigen Auge auf. Bei dem Gedanken an das abgelegene Atoll und die zerfallene Hütte erschauerte sie.
„Dafür werde ich sorgen.“ Rafiq sprach leise, mit entschlossener Miene. „Wir gehen kein Risiko mehr ein. Solange die Banditen nicht gefasst sind, werden Sie hier im Palast wohnen.“
4. KAPITEL
Im Palast? Mit ihm unter einem Dach? Wo sie ihn jeden Tag sehen und ihre Fantasie völlig aus dem Ruder laufen würde? Danke, aber … nein, danke.
„Das wird sicher nicht nötig sein.“ Belle war stolz auf sich, dass sie so gelassen und vernünftig klang, trotz des Tumults, der in ihr tobte.
„Es ist nötig, und deshalb wird es auch so sein.“ Rafiqs Ton ließ keinen Widerspruch zu.
Unwillkürlich strich Belle sich über die Stirn. Sie glaubte, plötzlich in eine Art Paralleluniversum getreten zu sein, das nichts mit ihrer Realität zu tun hatte. Eines, in dem das Unvorstellbare geschehen konnte. Obwohl … nach den Ereignissen der letzten Tage war eigentlich alles denkbar.
„Haben Sie Schmerzen?“ Seine Stimme und seine ganze Haltung verrieten seine Sorge.
Langsam schüttelte Belle den Kopf. „Nein. Ich bin nur verwirrt.“ Und müde, plötzlich unendlich müde.
„Sie brauchen Ruhe. Wir werden morgen früh weiterreden.“
„Nein!“
Er hob eine Augenbraue, jeder Zoll an ihm der regierende Fürst, mit der Arroganz eines Mannes, der zum Herrschen geboren worden war.
„Ich würde lieber jetzt darüber reden“, sagte sie gefasster. „Diese Entführer werden Duncan oder mich doch bestimmt nicht mehr behelligen?“ Noch während sie die Worte aussprach, musste sie an die bewaffneten Wachposten auf dem Krankenhausgang denken, und ihr Magen verkrampfte sich.
„Machen Sie sich keine Gedanken, Belle. Hier sind Sie sicher. Hier wird Ihnen nichts passieren, Sie haben mein Wort darauf.“
Seine unverbrüchliche Zuversicht beruhigte Belle. Es war nicht zu erklären, und doch vertraute sie Rafiq, seit sie ihn zum ersten Mal gesehen hatte. Instinktiv wusste sie, er würde sie beschützen.
„Aber ich werde auch kein Risiko eingehen“, fuhr er fort. „Diejenigen, die hinter Ihrer Entführung stehen, sind skrupellos und verzweifelt. Verzweifelte Männer handeln unbedacht und überstürzt, vor allem, wenn ihr ursprünglicher Plan zerschlagen wurde. Daher werde ich Sie in meiner Nähe halten, um für Ihre Sicherheit garantieren zu können.“
Unmerklich schüttelte sie den Kopf. In seiner Nähe würde ihre Fantasie nur unvernünftige Kapriolen schlagen. Außerdem konnte sie seiner Begründung nicht ganz folgen. In der Klinik hatte sie aufgeschnappt, dass es sich bei ihrer Entführung um eine politisch motivierte Tat handelte. Man hatte einen internationalen Zwischenfall provozieren wollen. Jetzt würde sie doch sicherlich niemanden mehr interessieren, es war ja nicht so, als hätten die Entführer etwas gegen sie persönlich.
„Ich würde es vorziehen, in das Haus des Forschungsteams zurückzukehren.“ Wenn sie sich in ihre Arbeit vertiefen und die Ereignisse endlich hinter sich lassen konnte, würde sie auch dieser Schwäche für Rafiq besser Herr werden. Diese letzten Tage waren irgendwie irreal gewesen, doch die wirren Gefühle für ihn waren nur zu echt – derrasende Puls, das unruhige Atmen, das Blut, das ihr heiß durch die Adern schoss. So etwas hatte sie noch nie erlebt, und es ängstigte sie halb zu Tode. „Ich komme zurecht, und sicher bin ich dort auch.“ Wen wollte sie überzeugen, Rafiq oder sich selbst?
„Sie bleiben hier.“ Mit seinem Blick ließ er sie wissen, dass nichts ihn umstimmen konnte, vor allem nicht etwas so Banales wie ihr Wunsch.
Was prompt ihren Widerspruchsgeist anfachte. „Meine Entscheidung steht fest“, fauchte sie und hätte sich am liebsten sofort auf die Zunge gebissen. Immerhin war er ihr Gastgeber und nicht zuletzt ein königlicher Herrscher.
„Für die Dauer Ihres Aufenthalts in Q’aroum bin ich verantwortlich für Ihre Sicherheit.“ Er sprach geduldig wie zu einem Kind. „Solange ich die Erlaubnis für Ihre Forschungsarbeiten in unseren Gewässern gebe.“
Belle schnappte unmerklich nach Luft. Hatte er ihr etwa gerade gedroht – sehr
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