Tausendundeine Nacht mit dir
Belles Ohren wider, während sie versuchte, den Sinn dieser unglaublichen Bemerkung zu verarbeiten.
„Sie scherzen!“ Viel zu spät entzog sie ihm ihre Hand. Sie konnte nicht klar denken, wenn er sie berührte, oder wenn er sie so ansah. Wenn sie lodernde Flammen in seinen Augen zu erkennen meinte.
„Bei derart ernsten Angelegenheiten scherze ich nie.“
„Aber das ist doch unmöglich!“
Er schüttelte den Kopf, sodass der goldene Ring in seinem Ohr sich leicht bewegte. „Nein, ganz und gar nicht. Sie und ich müssen nur zusammen sein, mehr nicht.“
Belle presste die Lippen zusammen und rutschte weiter von ihm ab. Er meinte natürlich nicht wirklich zusammen, sondern redete lediglich über eine Geste, wegen der Staatsräson. Eine Zeremonie, die die Erwartungen seines Volkes erfüllen würde. „Eine Frau zu heiraten, nur weil Sie irgendein Lösegeld bezahlt haben … das ist lächerlich.“
Die Wandlung, die er durchlief, war erstaunlich – von sinnlichem Verführer zu beleidigtem Aristokraten. „Es ist nichts Lächerliches daran, den Frieden und die Zukunft meines Landes zu sichern. Als Scheich ist es meine Pflicht, mein Volk zu schützen.“
Aber nicht meine! Belle biss sich auf die Zunge, um die Worte nicht herausschlüpfen zu lassen. „Es muss eine Alternative geben.“ Erstaunlich, wenn er diese einschüchternde Aura von Macht und Autorität ausstrahlte, gelang es ihr viel eher, ihm zu widersprechen. „Eine andere Lösung als eine Heirat.“ Allein das Wort auszusprechen verursachte ihr Gänsehaut am ganzen Körper.
„Wenn Ihnen eine andere Lösung einfällt … Ich bin offen für jeden Vorschlag.“
„Woher soll ich das wissen?“ Hilflos zuckte sie die Schultern. „Ich kann die Situation nicht beurteilen. Aber nur aufgrund der Umstände einen Fremden zu heiraten ist absolut unannehmbar.“
Etwas in seinem Blick änderte sich, etwas, das ihr ganz und gar nicht behagte. „Man kann uns wohl kaum mehr Fremde nennen, Belle.“ Seine verführerische Stimme drang ihr bis ins Mark.
Die Zeit schien stehen zu bleiben, das Blut rauschte in ihren Ohren, als Rafiq sich zu ihr vorbeugte. Sie konnte seine Wärme spüren, den herben Duft seiner Haut wahrnehmen. Es kostete sie übermenschliche Anstrengung, nicht zurückzuzucken. Oder sich vorzulehnen und sich an ihn zu schmiegen. Wenn er sie mit diesem Blick ansah, konnte sie nur zu leicht glauben, dass er die gleiche Anziehungskraft spürte, die sie von Anfang an befallen hatte. Das Problem war eben, dass er eine wahr gewordene Fantasie verkörperte: stark, beschützend, intelligent, ehrenhaft – und das wiederum war zu gut, um wahr zu sein.
„Aber wir sind doch gar nicht ineinander verliebt“, stieß sie verzweifelt aus. Oh Himmel, hatte sie das gerade wirklich gesagt?!
„Liebe?“ Eine dunkle Augenbraue hob sich fragend. „Gibt es denn jemanden, in den Sie verliebt sind?“
„Nein!“ Herrgott, in was hatte sie sich da reingeritten?Je angestrengter sie nach einem Ausweg suchte, desto tiefer versank sie. „Nein, es gibt niemanden. Aber ich hoffe …“ Sie brach ab. Über etwas so Persönliches wollte sie nicht reden, schon gar nicht mit Rafiq. Erstens lagen ihm bestimmt sämtliche Frauen zu Füßen, und zweitens hatte Heirat für ihn nicht unbedingt mit Liebe zu tun, sondern war lediglich eine Notwendigkeit. Sie schob ihr Kinn leicht vor. „Eines Tages werde ich sicherlich jemanden treffen.“
„Also verweigern Sie mir und meinem Volk diese Heirat, nur weil Sie einen nebulösen Wunsch für die ferne Zukunft hegen?“ Verärgert runzelte er die Stirn.
„Ich will gerne helfen, aber … eine Heirat? Das kann Ihr Volk unmöglich erwarten! Sie und ich, wir kennen uns doch nur wenige Tage.“
„Wenige Tage reichen aus, um eine Braut zu wählen. Sie werden feststellen, dass wir Q’aroumis sehr romantisch veranlagt sind. Es fasziniert die Menschen, dass ihr Scheich bereit ist, ein Schmuckstück von unermesslichem Wert für eine Frau zu zahlen. Es spricht ihren Sinn für Dramatik an. Einen solchen Schatz gibt man nur her für die Frau, die man liebt.“
Belle schluckte. Wieso erschütterten diese simplen Worte sie so sehr? „Dann muss es doch möglich sein, diese Annahme zu korrigieren?“
„Das wäre eine Alternative, ja.“
„Aber keine, die Sie ergreifen wollen, nicht wahr?“ So viel stand wohl bereits fest.
„Belle, Sie wissen doch, wie viel Wert Q’aroum auf seine Traditionen legt, und Sie kennen unsere Kombination aus
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