Tausendundeine Nacht mit dir
betreten, erwiderte er leichthin: „Nennen Sie es Schicksal!“
Ein harter Zug umspielte Estrellas Mund. „Ich glaube nicht an das Schicksal.“
Die vergoldeten Türen des Aufzuges öffneten sich. Carlo trat näher an Estrella heran, um die hinter ihnen stehende Gruppe vorbeizulassen. Dabei nahm er einen Hauch ihres Parfüms wahr, ein leichter blumiger Duft, der hervorragend zu ihr passte.
„Vielleicht sollten Sie Ihre Meinung ändern“, flüsterte er, bevor er sie küsste.
3. KAPITEL
So hatte Estrella sich einen Kuss immer erträumt – gefühlvoll und leidenschaftlich. Doch es war falsch, ihn zuzulassen!
Carlo streichelte zärtlich ihren Rücken und brachte damit jeden einzelnen Nerv ihres Körpers zum Vibrieren. Er wusste, wie man eine Frau berühren sollte. Seine Umarmung fühlte sich so vertraut und gut an.
Entsprechend leidenschaftlich war Estrellas Reaktion. So hat mich noch nie zuvor ein Mann geküsst, dachte sie benommen. DieserKuss konnte alles verändern!
Sacht gab Carlo sie frei und fuhr mit dem Daumen über ihre Wange. „Wir sehen uns morgen, cara.“
Plötzlich wurde ihr klar, was sie tat! „Was werden Sie tun? Mich beschatten? Ich mag Sie immer noch nicht, Mr. Gabellini!“
Carlo lächelte sie an. „Gut. Und ich begehre Sie überhaupt nicht!“ Der Ausdruck seiner Augen strafte seine Worte Lügen.
Als Carlo die Hotelhalle durchquerte, um zu seinem Wagen zu gehen, hielt ihn plötzlich eine Stimme zurück. „Carlo. Komm, leiste mir ein wenig Gesellschaft!“
Es war Remy, ein alter Freund aus Studienzeiten, der inzwischen eine erfolgreiche Castingagentur in Paris betrieb. „War das eben nicht Estrella Galván?“, erkundigte Remy sich, während er bei dem Barkeeper zwei Cognacs bestellte.
Carlo nahm auf einem Barhocker neben seinem Freund Platz. „Ja“, erwiderte er gedankenverloren. Estrella Galván hatte etwas an sich, das ihm unter die Haut ging. Er mochte sie, obwohl er sich dagegen sträubte.
„Ich dachte, du interessierst dich nicht mehr für Models“, erkundigte Remy sich.
„Tue ich auch nicht.“
„Dann seid ihr nicht zusammen?“
„Nein.“ Carlo ging die Art, wie sie seinen Kuss erwidert hatte, und die Leidenschaft in ihren Augen nicht aus dem Sinn. Er glaubte noch immer, ihren weichen, wohlgeformten Körper zu spüren. „Warum?“
„Weil ich mit dieser Frau gerne eine Nacht verbringen würde!“
Unvermittelt stieg Eifersucht in Carlo auf. Dabei war nicht einmal sicher, dass Estrella an Remy interessiert war.
„Wie geht es übrigens Joy?“, erkundigte sich Remy beiläufig, während er ein Zigarettenetui aus seiner Jackentasche zog.
Carlo lehnte die dargebotene Zigarette ab. Joy, das amerikanische Model, mit dem er vor einigen Jahren befreundet gewesen war, hatte seinen Freund schon immer fasziniert. Dabei war sie eine Frau, die über Leichen ging und jedermann benutzte, um ihre Ziele zu erreichen. Auch seine jüngere Schwester Gabi, der sie die treue Freundin vorspielte. Aber als Joy ihn fallen ließ, brach sie gleichzeitig rigoros den Kontakt zu seiner Schwester ab, für die daraufhin eine Welt zusammenbrach.
„Keine Ahnung.“
Remy zündete sich eine Zigarette an. „Wie ich hörte, ist Estrella auf der Suche nach einem Sponsor für ihren Film. Unglücklicherweise kennt sie nicht die wichtigste Regel, um einen Film zu vermarkten.“
„Sie ist doch nicht die Produzentin, oder?“
„Nun, es handelt sich sicherlich nicht um einen großen Film.“ Remy stieß eine Rauchwolke aus. „Es ist eine Dokumentation, die das Leben indischer Waisenkinder beschreibt. Eigentlich war Estrella nur als Moderatorin engagiert, dann aber verunglückte die Regisseurin, eine junge Irin, tödlich, kurz nach dem Ende der Dreharbeiten, und Estrella übernahm die Aufgabe, den Film auf den Markt zu bringen.“
Carlo fühlte sich ziemlich unbehaglich, als er an die Szene im Hotel Majestic zurückdachte. Er hatte Estrellas Absichten völlig verkannt! „Dann ist sie also wirklich wegen eines Films hier in Cannes?“
„Ja. Der Titel lautet übrigens ‚Ein Herz‘. Warum bist du nicht darüber informiert? Es ist allgemein bekannt, wie schwer Estrella es hat, Unterstützung für ihren Film zu finden. Aber bis jetzt hat noch niemand das Werk gesehen, und sei doch mal ehrlich, sie ist ein Model und keine Intelligenzbestie. Was kann dieser Film schon zu bieten haben?“
Carlo verließ die Bar, ohne seinen Cognac auch nur angerührt zu haben. Wenn Estrellas Film tatsächlich
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