Tausendundeine Nacht mit dir
sich zwischen ihnen beiden eine unterschwellige sexuelle Spannung aufgebaut, die man beinahe greifen konnte. Die Intensität dieses Gefühls ließ sie erzittern.
„Dabei war Ihr letzter Liebhaber doch Italiener!“
Erneut überzog heiße Röte ihre Wangen. Seine Kenntnisse über ihr Liebesleben überraschten sie keineswegs. Die Reporter der Klatschzeitungen verfolgten sie auf Schritt und Tritt. Besonders schlimm war es zu der Zeit, als sie mit Andre Mossimo, einem italienischen Rennfahrer, befreundet gewesen war.
„Er war sicherlich auch der letzte Italiener, der in meinem Leben eine Rolle spielte“, gab sie immer noch lächelnd zurück, aber an ihren funkelnden Augen konnte man deutlich erkennen, wie zornig sie war.
„Sie verließen Andre nach seinem tragischen Unfall, oder?“
Nun wurde es den sie umgebenden Finanziers zu viel. Die Gruppe zerstreute sich in alle Richtungen. Panik stieg in Estrella auf. Jetzt verlor sie die wahrscheinlich einzige Chance, ihren Film anzubieten. Nachdem dieser Mann sie vor so wichtigen Leuten dermaßen blamiert hatte, würde niemand sie mehr ernst nehmen!
„Endlich sind wir allein!“ Er schien tatsächlich hocherfreut darüber zu sein.
Wütend zerknüllte sie die Visitenkarte, die er ihr zuvor aufgezwungen hatte. Wie sollte sie nun noch einen Förderer finden für den Film, der ihr so am Herzen lag, nachdem dieser Mann sie zu einer Witzfigur gemacht hatte?
„Wie konnten Sie mir das nur antun?“, fragte sie mit Verzweiflungin der Stimme. Auf den heutigen Abend hatte sie all ihre Hoffnungen gesetzt!
„Was?“ Lässig stand er ihr gegenüber, die Hände in den Taschen seiner Smokinghose, und spielte den Ahnungslosen. Dabei war es ihm vollkommen klar, was er getan hatte. Nachdem ihm zu Ohren gekommen war, dass Estrella, eines der attraktivsten Models Mailands, sich um eine Einladung zu dieser feudalen Party bemühte, hatte er keine Sekunde gezögert, ihr dazu zu verhelfen.
Er wusste genau, wie hinterhältig und verschlagen das argentinische Model sein konnte, und es interessierte ihn, was diese Frau vorhatte. Warum war sie in Cannes? Wen hatte sie als nächstes Opfer auserkoren?
„Sie haben mich vor diesen wichtigen Leuten beleidigt“, fuhr sie ihn an, die Augen voller Tränen.
Sie war wirklich gut. Ihre Tränen wirkten ausgesprochen echt. Wenn er nicht wüsste, was sie Andre angetan hatte, würde er wahrscheinlich auf den Schmerz, der sich in ihren grünbraunen Augen spiegelte, hereinfallen. Aber genau wie seine Exfreundin Joy war Estrella eine hervorragende Schauspielerin. Diese Art von Frauen fand immer wieder jemanden, den sie ausnutzen konnte.
Carlo winkte einen der Kellner herbei und nahm zwei Champagnerkelche von dem dargebotenen Silbertablett. „Kommen Sie, die Nacht ist noch jung, und das Festival hat doch gerade erst begonnen!“
„Es endet in einer Woche“, entgegnete sie, den Champagner zurückweisend.
„Sieben Tage sind eine lange Zeit. Mit Ihrem Aussehen gelingt es Ihnen sicherlich schnell, einen Gönner zu finden!“
„Gönner?“ Alle Farbe war aus Estrellas Gesicht gewichen.
Er nahm einen Schluck Champagner. „Nun, einen Dummen, der Sie aushält.“
„Glauben Sie wirklich, dass ich darauf aus bin?“
„Sie sind eine wunderschöne Frau!“
Sie zuckte zusammen. „Und diese Tatsache macht mich gleich zu einer Dirne?“
Estrella schien ehrlich schockiert zu sein. Sie war eine noch bessere Schauspielerin, als er erwartet hatte. Vielleicht war er durch seine Erfahrung mit Joy aber auch sensibler für solche Dinge geworden.
„Nein, cara. Sie sind zauberhaft und haben wirklich das Auftreten einer Prinzessin.“
„Und Sie haben eine Schwäche für Prinzessinnen, richtig?“
„Für verwöhnte Prinzessinnen“, gab er zurück, die feinen Perlen in seinem Glas betrachtend. „Ich kenne Sie recht gut.“
Manchmal verwünschte Estrella ihre Modelkarriere. Ihr Gesicht und ihr Körper waren so vielen fremden Menschen vertraut. Aber als sie sich mit achtzehn Jahren entschloss, als Fotomodell und Mannequin nach Europa zu gehen, war es ihre Chance, Argentinien zu verlassen, und das hatte sie niemals bereut.
„Sie kennen mich überhaupt nicht“, entgegnete sie kühl. Dank ihres Vaters Tino Galván, der zu den reichsten Aristokraten Argentiniens zählte, hatte sie alles über arrogante und mächtige Männer gelernt.
„Dann klären Sie mich auf. Ich brenne darauf, mehr über Sie zu erfahren.“
Am liebsten wäre sie vor so viel Verachtung
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