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Tausendundeine Nacht mit dir

Tausendundeine Nacht mit dir

Titel: Tausendundeine Nacht mit dir Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Annie West
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eine Dokumentation über das Leben indischer Waisenkinder war, hatte er sie heute Abend vor zahlreichen wichtigen Investoren lächerlich gemacht und ihr damit vielleicht die Chance genommen, ihren Film an den Mann zu bringen! Was war er nur für ein Idiot!
    Nachdem sie heiß geduscht hatte, schlüpfte Estrella in den flauschigen Hotelbademantel und trat auf den Balkon vor ihrem Zimmer. Der heftige Regen war in ein sachtes Nieseln übergegangen, und die Nachtluft war mild und erfrischend. Immer wieder gingen ihr die Ereignisse des heutigen Abends durch den Sinn.
    Alles war so schwierig. Am liebsten würde sie ihre Sachen packen und das nächste Flugzeug nach Indien nehmen. Dort brauchte man sie wirklich. In Cannes war sie nicht willkommen. Das hatte Carlo Gabellini ihr sehr deutlich klargemacht.
    Hier war sie nichts als eine von vielen hübschen, aber nutzlosenFrauen. Als sie Buenos Aires vor sechs Jahren verließ, hatte sie dem oberflächlichen Lebensstil ihrer zwar nachsichtigen, jedoch ständig mit sich selbst beschäftigten Mutter und ihrer nicht weniger oberflächlichen und verschwenderischen Familie entkommen wollen. Seit sie ein kleines Mädchen war, wollte sie ihr Leben mit mehr Gefühl, mehr Leidenschaft und mehr sinnvollen Dingen füllen. Früher hatte sie geglaubt, ihr Beruf als Mannequin sei das Ticket in ein interessanteres Leben, aber heute, sechs Jahre später, fühlte sie sich noch mehr eingeschränkt als je zuvor.
    Den Männern gefiel ihr hübsches Gesicht, doch an ihrer Meinung waren sie in keiner Weise interessiert. Also hatte sie beschlossen, den Mund zu halten und nett zu lächeln. Dabei fühlte sie sich jedoch einsam und unverstanden.
    Mit einem leisen Seufzer lehnte Estrella sich an die Brüstung. Seit beinahe einem Jahr hatte sie sich nicht mehr mit einem Mann verabredet. Nach der unglücklichen Beziehung zu Andre zog sie es vor, allein zu bleiben. Aber Carlos Kuss hatte tief in ihrem Inneren etwas zum Klingen gebracht.
    Obwohl er beinahe genauso grob und unfreundlich war wie ihr Exfreund, musste sie immer wieder an ihn denken. Plötzlich erwachte die Sehnsucht nach einem völlig anderen Leben in ihr.
    Unwillig schüttelte Estrella den Kopf. Sie war einfach nur müde und erschöpft, alles andere war Einbildung. Es wurde Zeit, schlafen zu gehen. Morgen wurde ihr Film vorgestellt. Nur das zählte!
    Der Film konnte deutlicher als Worte über die Not und das Elend der Kinder berichten. Die Menschen würden mit eigenen Augen die vielen kleinen Mädchen sehen, die von ihren Eltern verlassen oder vom Schicksal aus ihren Familien gerissen worden waren und die, wenn sie älter waren, unweigerlich als Prostituierte endeten.
    Estrella machte sich bettfertig und schlief mit dem Gedanken ein, dass am nächsten Tag vielleicht alles, wofür ihre Freundin Allie so hart gearbeitet hatte, wahr werden würde.
    Das Klingeln des Telefons weckte Estrella.
    „Ich hasse es, der Überbringer schlechter Nachrichten zu sein, aber es ist besser, wenn Sie sofort herunterkommen!“
    „Ich bin nicht interessiert“, gab sie knapp zurück, verärgert über sich selbst, weil sie Carlo Gabellinis Stimme sofort erkannt hatte.
    „Es ist wichtig!“
    Sie setzte sich schnell im Bett auf. „Ich habe für Tändeleien keine Zeit!“
    Seine Stimme nahm einen bittenden Ton an. „Estrella, kommen Sie in die Hotelhalle. Es ist sehr wichtig!“
    Etwas in seiner Stimme ließ sie erzittern. Er klang besorgt. Aber Carlo war nicht ihr Freund und stand auch nicht auf ihrer Seite. Warum also sollte er sich Sorgen um sie machen? „Sie flößen mir Angst ein, Carlo!“
    „Es tut mir so leid.“ Er zögerte einen Moment, bevor er weitersprach. „Die Präsentation Ihres Films wurde abgesagt!“

4. KAPITEL
    Estrella fühlte sich, als hätte man sie in Eiswasser getaucht. Die Präsentation ihres Films bot die größte Chance, einen Investor zu finden! „Das kann nicht sein. Ich habe Anzeigen geschaltet und Handzettel verteilt!“
    „Es scheint bei der Organisation etwas durcheinandergeraten zu sein. Wie es aussieht, hat das Kino …“
    Sie legte den Hörer auf, bevor Carlo seinen Satz beenden konnte. Schnell sprang sie aus dem Bett, um sich anzuziehen.
    Keine drei Minuten später war sie unten, unter dem Arm die Unterlagen zu dem Film.
    Carlo erwartete sie in der Hotelhalle.
    „Was ist passiert?“, erkundigte sie sich, während sie mit einer Hand ihre jadegrüne Bluse in die Jeans stopfte.
    Er reichte ihr einen Pappbecher mit Kaffee.

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