Tausendundeine Nacht mit dir
„Mein Wagen wartet vor dem Hotel. Wir fahren gemeinsam zum Organisationsbüro des Festivals.“
Als sie auf der Rückbank der Limousine saß, gelang es Estrella kaum, ihren Kaffee zu halten, so stark zitterten ihre Hände. „Ich verstehe das alles nicht.“
„Ich wollte mehr Informationen über Ihren Film einholen.“
„Warum?“
„Weil Sie mich neugierig gemacht haben.“
„Sie waren der Meinung, ich hätte Ihnen etwas vorgeschwindelt, richtig?“
„Estrella, Sie sind ein Model …“
„Fahren Sie zur Hölle, Carlo!“ Sie beugte sich nach vorn, um an die Scheibe zu klopfen, die den Fahrer von den Passagieren auf der Rückbank trennte. „Bitte halten Sie an. Ich möchte aussteigen!“
Carlo hielt sie am Arm zurück. „Seien Sie nicht albern. Wir sind beinahe da.“
Sie schüttelte seine Hand ab. „Das ist mir egal. Woher nehmen Sie das Recht, über mich zu urteilen? Auch ohne Ihre Einmischung habe ich schon mit genügend Problemen zu kämpfen!“
Der Fahrer hatte den Wagen inzwischen zum Stehen gebracht. Schnell nahm Estrella ihre Handtasche und den dicken Ordner, der alle Informationen über den Film sowie das Drehbuch und Biografien enthielt.
„Ich versuche, Ihnen zu helfen, Estrella“, startete Carlo einen erneuten Versuch, sie am Aussteigen zu hindern.
„So wie Sie mir gestern Abend im Hotel Majestic geholfen haben?“ Dieser Mann war einfach unglaublich! Entschlossen öffnete sie die Tür. „Hören Sie bitte damit auf. Ihre Art von Hilfe macht alle Chancen zunichte, einen Investor für meinen Film zu finden!“
Im Büro des Internationalen Filmfestivals stieß Estrella mit ihrer Bitte um eine Erklärung auf pure Gleichgültigkeit.
„Das Kino ist nicht länger verfügbar für Sie“, erklärte die zuständige Dame, nachdem sie einen Stapel Formulare durchgeblättert hatte.
Estrella legte den schweren Aktenordner auf den Tresen. „Aus welchem Grund?“
„Für den Vorführraum des Riviera lag eine doppelte Buchung vor. Es kann nur ein Film gezeigt werden, und leider hat man sich gegen Ihre Dokumentation entschieden.“
„Ich habe den Raum vor Wochen gebucht.“ Hektisch durchwühlte Estrella ihre Unterlagen. „Ich kann Ihnen die Bestätigung zeigen.“
„Das ist nur ein Stück Papier. Jeder hier hat so etwas, und jeder hat einen Film, den er zeigen möchte. So ist das nun einmal hier in Cannes!“
Erneut hielt Estrella der Angestellten die Bestätigung hin. „Sie müssen doch etwas tun können!“
„Leider kann ich Ihnen in diesem Fall nicht helfen!“
Estrella konnte es nicht fassen. „Wann wurde die Entscheidung getroffen, meinen Film nicht zu zeigen?“
Die Frau murmelte etwas auf Französisch, bevor sie zu ihrem Computer ging, um dort eine Datei zu öffnen. „Das war gestern Abend. Es fand noch eine Besprechung nach dem Gala-Empfang im Majestic statt.“
Es war eindeutig. Man hatte beschlossen, ihre Dokumentation aus dem Programm zu streichen, nachdem Carlo sie auf dieser wichtigen Veranstaltung in Verruf gebracht hatte.
Wie hoffnungslos alles war! Sie fühlte sich erschöpft und ausgelaugt. Dabei hatte sie so lange für dieses Projekt gekämpft!
Wortlos und mit hängenden Schultern verließ Estrella das Büro. Das helle Sonnenlicht ließ sie blinzeln. Dann sah sie Carlo, der ein paar Meter entfernt vor seinem Wagen stand und offensichtlich auf sie wartete.
Bei seinem Anblick verlor sie die Beherrschung. Wütend lief sie auf ihn zu. „Es ist alles Ihre Schuld“, schrie sie aufgebracht. „Die Vorführung wurde abgesagt, nachdem Sie mich vor all diesen wichtigen Leuten zur Witzfigur gemacht haben!“
„Moment!“ Beschwichtigend hob er beide Hände. „Beruhigen Sie sich!“
„Warum sollte ich? Ich kam hierher, um die Rechte an meinem Film zu verkaufen, und nun sind all meine Hoffnungen zerstört, genau wie mein guter Ruf. Warum gehen Sie so mit anderen Menschen um, Gabellini? Können Sie morgens überhaupt noch in den Spiegel sehen?“
„Ich habe nicht …“
„Und ob Sie haben!“ Ihr Herz schlug heftig, und sie war so aufgebracht, dass ihre Hände zitterten. Alles wäre gut verlaufen, hätte Carlo sie einfach in Ruhe gelassen! „Alle Filmtheater sind seit Monaten ausgebucht, einige schon seit Ende des letzten Festivals. Es besteht keine Möglichkeit, in letzter Minute einen Ersatz für den Kinosaal zu finden.“
Betreten sah Carlo sie an. „Es tut mir leid.“
Tränen brannten in ihren Augen, aber sie ließ sich nichts anmerken. „Das glaube
Weitere Kostenlose Bücher