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Tausendundeine Stunde

Tausendundeine Stunde

Titel: Tausendundeine Stunde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christiane Suckert
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überschritten hatte. Als ich mir ihre Haut ansah, dachte ich mir, dass ihr ein paar Fettpölsterchen gut tun würden. Ihre gebleichten Haare hatte sie zu einer Mähne auftoupiert. Sie legte sich derart ins Zeug, dass ich befürchtete, sie würde gleich ihr Gebiss von sich spucken. Die saß bestimmt auch am Abend alleine an ihrem Küchentisch, verschlang Marzipanschweine und ging am nächsten Tag ins Fitnessstudio, um diese Sünde wett zu machen.
    Endlich, sie hatte aufgehört. Wahrscheinlich klatschten die Leute deshalb so anhaltend.
    „Eigentlich wollte ich eine Bekanntschaftsanzeige aufgeben, oder mich an die Partnervermittlung wenden“, sagte ich nun. „Aber ich bin mir nicht sicher, ob es ein gutes Timing ist. Ich bin seit acht Wochen überfällig. Das kommt genau hin mit der Zeit, als ich mich mit diesem Wollinger getroffen hatte.“
    Doris fragte brüsk: „Du hast doch nicht etwa ohne Gummi?“
    Ich zuckte mit den Schultern: „Wir haben vorher beide einen AIDS-Test gemacht. Er wollte es nicht mit Kondom.“
    „Bist du verrückt? So ein AIDS-Test schützt ja wohl nicht vor einer Schwangerschaft.“
    Ich nickte schuldbewusst: „Was mache ich nur, wenn ich tatsächlich schwanger bin?“
    „Hast du noch keinen Schwangerschaftstest gemacht?“, fragte Caroline.
    „Doch, er war negativ. Aber sind die Dinger denn hundertprozentig sicher? Übermorgen habe ich einen Termin beim Frauenarzt. Weil wir gerade beim Thema sind: Die ganze Welt spricht von Safersex. Doch was schützt uns vor der Verletzung unserer Gefühle? Dieser Mann liegt mir noch immer schwer im Magen. Warum haben wir einfach kein Glück mit den Männern?“
    „Vielleicht macht das Glück nur eine längere Pause. Ich bin sicher, dass wir alle früher oder später unser Deckelchen finden werden“, sagte Nele.
    Doris und Caroline nickten übereinstimmend.
     
    Zwei Tage später ging ich zum Frauenarzt. Er konnte nichts tasten und machte einen Schwangerschaftstest. Der war negativ. Die Schwester zapfte mir Blut ab und gab mir einen neuen Termin zur Befundbesprechung. Nach zehn Tagen erfuhr ich die bittere Wahrheit. Mit meinem Hormonspiegel sah es nicht so ganz gut aus. Mein Arzt legte beim Gespräch seine Hand auf meine und erklärte mir, dass es keinen Grund zur Beunruhigung gäbe. Ich wäre in den Wechseljahren und da käme es oft zu Unregelmäßigkeiten. Nun hörte ich es aus berufenem Munde. Ich würde also innerhalb kurzer Zeit zur Matrone mutieren und jenseits von gut und böse sein. War das nun alles? Beim Anzünden meiner Zigarette nahm ich das erste Mal diese Altersflecke auf meinem Handrücken bewusst wahr. Es musste etwas in meinem Leben passieren. Etwas Einschneidendes.
    Auf keinen Fall wollte ich kapitulieren und meine Hitzewallungen zum allgegenwärtigen Gesprächsthema machen. Da musste es doch noch etwas geben.

Kapitel 8
 
    Und das gab es! Ein Becher Magerquark rollte davon und mich in ein neues Leben. Tatsache war, dass der Henkel meiner Einkaufstasche riss und meine Lebensmittel nun munter durch die Markthalle kullerten. Ich kniete mit hochrotem Kopf am Boden, um alles wieder einzusammeln, als ich hinter mir eine nette Stimme hörte: „Vorsicht, der Quark.“
    Ich drehte mich um. Direkt hinter mir kniete ein Mann.
    „Sie waren im Begriff in den Quark zu treten“, grinste er mit angenehmer Stimme belustigt.
    „Wohin damit?“, fragte er mich.
    Ich lächelte verlegen, nickte mit dem Kopf in Richtung Karton, den ich mir kurz zuvor organisiert hatte.
    Ich kannte ihn. Er hatte früher einmal meinen Freundinnen und mir in einem Café trockenen Martini spendiert. Wie uns die Kellnerin berichtet hatte, war er der Ansicht gewesen, dass wir zu viel Blubberwasser getrunken hätten und er hoffte, unser Geschnatter mit den Martinis zu dämpfen.
    Er erhob sich und baute sich vor mir auf: groß, mit breiten Schultern, keine verweichlichten Hüften.
    „Na, geben Sie schon her.“ Er nahm mir den Karton ab, fragte, wo ich mein Auto geparkt hätte.
    „Ich bin mit dem Bus gekommen.“
    „Wenn Sie möchten, fahre ich Sie nach Hause.“
    Ich überlegte kurz und willigte ein. Er lief vor mir her. Sein Gang faszinierte mich. Die meisten großen Männer staken wie Störche im Salatbeet. Sein Gang war lässig und fließend zugleich. Er wirkte völlig entspannt und ich fühlte mich neben ihm auf unerklärliche Weise gut aufgehoben. Ohne Argwohn setzte ich mich in sein Auto. In das Auto eines Fremden, was ich zuvor nie getan hatte.
    „Wir kennen

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