Taxi 503 (German Edition)
schaute bis spät in die Nacht aus dem Fenster. Die Schwester kam ein paar Mal, um sie daran zu erinnern, dass sie trinken sollte, und half ihr dabei.
So nach und nach begann Abby immer mehr zu frieren. Sie zog die Decke bis unter ihr Kinn, doch es half irgendwie nichts. Sie bekam selbst mit, dass ihr sogar die Zähne klapperten vor Kälte.
Die Schwester, die das Frühstück brachte, machte ein besorgtes Gesicht , als sie Abby so frierend vorfand. Ohne ein Wort zu sagen, holte sie ein Fieberthermometer und schaute etwas erschrocken auf das Display.
„Sie haben Fieber“, stellte sie fest und kam wenig später mit einem Arzt wieder.
Abby wurde gründlich untersucht, sie bekam das alles nur wie durch einen Schleier mit. Irgendwie war ihr das jetzt auch schon egal, ihr war einfach nur nach Heulen zumute und die Sehnsucht nach Marc brach ihr das Herz.
„Wir können keine Infektion feststellen“, bekam sie schließlich die Diagnose. „Warum essen Sie nichts?“
„Hab‘ keinen Hunger“, antwortete Abby gleichgültig.
„Wir werden Sie heute Abend an den Tropf hängen, wenn sich das nicht ändern sollte.“
Abby zuckte nur mit den Schultern und sah aus dem Fenster.
Zwei Polizisten kamen herein und sprachen Abby an. Doch sie war keine große Hilfe für die beiden. Sie fragte sich ja selbst, ob er was damit zu tun hatte, aber ohne sich an etwas erinnern zu können, kamen sie alle nicht weiter.
Die Beamten blieben nur kurz, wünschten Abby gute Besserung und baten sie, sich bei ihnen zu melden, sollte sie sich doch erinnern können.
Am späten Vormittag klopfte es an der Türe, Abby schaute gar nicht hin, es würde eh Besuch für Canan sein. Im Gegensatz zu der älteren Dame störte Abby das aber nicht, sie fand es sogar ganz schön, eine Geräuschkulisse zu haben , und das Türkische war ihr ja zur Genüge vertraut.
Zwar verstand sie nur ein paar Brocken, doch die Besucher waren sehr lieb zu ihr und brachten ihr sogar etwas zu essen mit.
Abby musste an ihren Kollegen Samet denken, der sie ja auch immer mit Essbarem versorgte.
„Hallo, Abby“, Frau Winter kam mit einem großen Blumenstrauß in der Hand hinein, als sie Abby sah, machte sie ein erschrockenes Gesicht.
Abby konnte ihr das gut nachempfinden, die Schwellung in ihrem Gesicht sah schlimm aus, sie lächelte ihre Chefin lieb an.
„Hallo, Frau Winter, das ist aber nett“, sie freute sich über die schönen Blumen.
„Der ist von uns und die Karte hier von den Kollegen. Wir wussten nicht, was du brauchen kannst, deswegen dachte ich, ich frage erst einmal“, erklärte Frau Winter ihr.
„Ich brauche nichts, danke“, Abby konnte sich gar nicht sattsehen an der Blütenpracht.
Eine Schwester kam herein und stellte den Strauß in eine Vase. „Die sind aber wirklich schön“, freute sie sich mit Abby.
„Wie geht es dir? Ehrlich gesagt siehst du nicht gut aus“, Frau Winter nahm Abbys Hand.
„Na ja, ich hab‘ ein bisschen was abgekriegt.“
„Ein bisschen?“, runzelte ihre Chefin die Stirn.
„Ich weiß nicht, wann ich wieder arbeiten kann“, sagte Abby bedauernd. „Sie haben mir noch nicht gesagt, wie lange der Gips drumbleiben muss.“
„Mach dir darüber keine Gedanken“, schüttelte Frau Winter den Kopf. „Das ist erst mal Nebensache. Hauptsache, du wirst schnell wieder gesund.“
Abby atmete etwas auf. „Danke.“
„Aber was wird sein, wenn du wieder aus dem Krankenhaus kommst? Hast du jemanden, der sich um dich kümmert?“, hakte Frau Winter nach.
„Das wird schon gehen“, wich Abby ihr aus. Darauf wusste sie nun wirklich keine Antwort.
Mit einem eingegipsten Arm nach Hause – das war keine nette Vorstellung. Er war den ganzen Tag da, und Abby würde wohl die meiste Zeit in ihrem Zimmer verbringen müssen, um ihm aus dem Weg zu gehen.
Dass die Polizei ihn verhört hatte, hatte seine Einstellung zu Abby sicherlich nicht positiv beeinflusst. Und wenn er wirklich was mit Abbys Sturz zu tun hatte, wer konnte schon sagen, ob er es nicht nochmal versuchen würde? Und mit einem verletzten Arm war sie ja praktisch wehrlos, außerdem brauchte sie Hilfe beim Waschen und Anziehen. Und an den Haushalt war gar nicht zu denken. Wie sollte sie das denn machen?
Und ob sie zu Marc konnte, das stand wohl in den Sternen…
„Abby, ich kann es dir nur immer wieder sagen: Wenn du Hilfe brauchst: Wir sind da, okay?“
„Okay“, Abby huschte ein Lächeln übers Gesicht, sie drückte etwas kraftlos die
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