Taxi 503 (German Edition)
und ihm die Hölle heiß machen würde.
Marc vergrub sein Gesicht in den Händen und begann langsam zu erzählen.
Anni unterbrach ihn nicht einmal. In ihrer Miene spiegelten sich Fassungslosigkeit, Wut und Entsetzen wieder, als er fertig erzählt hatte, sah sie ihn scharf an.
„Der Unfall – wenn es denn einer war – ist also am Montag passiert. Heute ist Sonntag, Marc. Ich muss noch mal nachfragen, weil ich es fast nicht glauben kann: Du warst in all’ den Tagen nicht einmal bei ihr? Stattdessen habt ihr einmal telefoniert, in dem Gespräch hast du sie um Zeit gebeten. Hab’ ich das richtig verstanden?“
„Ja“, antwortete er trotzig. „Was soll ich denn tun? Ich weiß nicht, ob ich sie überhaupt noch berühren kann. Das alles ist so schrecklich, ich… ich kann das nicht fassen und ich kann das nicht ertragen…“
„DU KANNST ES NICHT ERTRAGEN? IST DAS DEIN ERNST?“, brauste Anni auf. „Sie hat es all’ die Jahre ertragen! Ich habe noch nie von jemandem gehört, der so pflichtbewusst ist wie Abby. Und der so an seiner Mutter hängt, die den Namen wohl kaum verdient hat. Abby ist ein so liebevolles, warmherziges Geschöpf, und sie ist so verliebt in dich. Und bei den ersten Schwierigkeiten lässt du sie sofort im Stich? Gut, dass ihr nicht verheiratet seid, denn den Schwur ‚In guten wie in schlechten Zeiten’ hättest du schon längst gebrochen!“, wütete Anni weiter. „Ich schäme mich für dich, Marc. Ich habe dich immer für deine Sensibilität geschätzt, für deine mitfühlende Art. Wo ist die jetzt geblieben, jetzt, wo du sie WIRKLICH brauchen kannst?“
„Ich weiß es doch auch nicht!“, rechtfertigte er sich. „Soll ich Abby irgendwas vorheucheln?“
„Du sollst in erster Linie für sie da sein! Wie hast du doch von ihr geschwärmt und immer wieder betont, wie sehr du sie liebst. Was ist davon übrig geblieben? Nur leere Worthülsen? Du bist wirklich der Sohn deines Vaters! “, schrie seine Oma ihn an, noch nie zuvor in seinem Leben hatte er sie so aufgebracht gesehen. „Wir fahren jetzt zu ihr, auf der Stelle!“
„Ich kann das nicht“, schüttelte er den Kopf.
„OH DOCH! DU KANNST! DU WIRST ES AUSHALTEN MÜSSEN!“
25
Marc wurde mit jedem Meter, den sie sich dem Krankenhaus näherten, nervöser. Sie kamen an einem Blumengeschäft vorbei und er hielt davor an.
„Was soll das?“, maulte Anni.
„Vielleicht sollten wir ihr ein paar Blumen mitbringen?“
„Sie braucht jetzt erst mal keine Blumen – sie braucht dich! Wenn sie dir überhaupt verzeihen kann!“
Marc fädelte wieder in den Verkehr ein und sein Herz klopfte wie wild, als sie zur Anmeldung gingen.
„Wir möchten zu Abigail Bartholdy“, sagte er aufgeregt.
„Einen Moment“, die junge Frau an der Rezeption sah auf den Monitor und stutzte. „Einen Augenblick. Bitte setzen Sie sich kurz da vorne hin“, bat sie Marc und Anni.
Er tauschte einen verdutzten Blick mit seiner Großmutter. Was hatte das denn zu bedeuten?
Ein mulmiges Gefühl krabbelte in ihm hoch. Was war mit Abby?
Er sah, dass die junge Frau telefonierte, dann kam sie zu ihnen. „Sie können jetzt hinauf. Bitte melden Sie sich im Schwesternzimmer.“
„Warum?“, frage Anni, sie schien genauso besorgt zu sein, wie Marc.
„Anweisung von Dr. Klein“, die Frau zuckte nur mit den Schultern.
Marc wäre am liebsten die Treppen hinaufgehastet, statt den Aufzug zu nehmen. Hier stimmte doch etwas nicht, er bekam auf einmal eine Scheiß-Angst um Abby. Hatte sich ihr Zustand verschlimmert? Gab es Komplikationen?
Am Telefon hatte sie nichts davon erwähnt, hatte sie ihn angelogen?
Was war denn bloß los?
Das Blut rauschte laut in seinem Kopf, er betete innerlich, dass nichts Schlimmes passiert war.
Als sie auf den Gang traten, kam bereits eine Krankenschwester auf ihn zu. „Sie wollten zu Frau Bartholdy?“
„Ja“, nickte Marc heftig. „Was ist denn mit ihr? Können wir zu ihr?“
„Gleich, bitte kommen Sie mit“, die Schwester lächelte freundlich, das war doch bestimmt ein gutes Zeichen, hoffte Marc.
Sie wurden in ein Büro geführt. ‚Dr. Klein’ stand draußen auf dem Türschild. Es war der Arzt, den Marc vor knapp einer Woche schon gesehen hatte.
„Herr Warnke, richtig?“, begrüßte er ihn, dann wandte er sich an Marcs Oma. „Und Sie sind…?“
„Annemarie Warnke. Seine Großmutter…“
„Sie sind der Lebensgefährte, wenn ich mich recht erinnere“, nickte der Arzt ihm
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