Taxi 503 (German Edition)
ihm erwarten, dass er die ganze Zeit bei ihr am Krankenbett Händchen hielt, also verabschiedete sie sich schweren Herzens von ihm.
Canan sprach ihn kurz an, ob er ihr ein Autogramm geben würde, und da Marc sich sofort dazu bereit erklärte, wurden auch noch Fotos gemacht und Widmungen für die Familie geschrieben.
Marc war schon sehr nervös, als er a n dem Wohnblock ankam, in dem Abby bis jetzt gelebt hatte.
Als er den Eingang betrat, musste er sich zwingen, nicht die Nase zu rümpfen. Scheinbar schien es hier keine Hausordnung zu geben, wer wann das Treppenhaus fegen musste – oder es wurde sich nicht daran gehalten.
Die Wohnung der Bartholdys war im dritten Stock. Es wunderte ihn etwas, dass nur dieser Familienname auf dem Schild über der Klingel stand, immerhin wohnte dieser Mistkerl doch auch hier.
Er musste ein paar Mal klingeln, dachte schon, dass niemand zuhause sei, doch nach dem fünften Läuten hörte er Geräusche aus dem Inneren der Wohnung. Marc atmete tief durch, als er bemerkte, dass sich jemand der Türe näherte. Er stellte sich extra so hin, dass er durch den Spion nicht zu sehen war, dann vernahm er, wie ein Schlüssel gedreht wurde.
Marc hatte sich nicht ausmalen können, wie die erste Begegnung mit diesem Typen verlaufen würde, jedenfalls konzentrierte er sich darauf, keine Gefühle zu zeigen, wie widerwärtig er den Kerl auch finden würde.
Doch er war überrascht, als sich die Türe öffnete. Ein Mann stand ihm gegenüber, schätzungsweise Anfang vierzig. Er schien bis gerade noch geschlafen zu haben und wirkte sehr verkatert. Seine Erscheinung war ungepflegt, aber man konnte erkennen, dass er durchaus gutaussehend sein könnte, wenn er sich Mühe geben würde.
„Sie?“, sein Gegenüber musterte ihn eingehend. „Was wollen Sie hier?“, der Typ ging sofort in Abwehrhaltung. „Hat die kleine Kröte sie geschickt?“
Marc schluckte seine aufkommende Wut hinunter. Er konnte es nicht ausstehen, wenn jemand schlecht über Abby sprach – und dieser Kerl hatte am allerwenigsten das Recht dazu.
„Ich möchte zu Eva Bartholdy“, antwortete Marc so ruhig es ihm möglich war.
„Warum?“, kam es barsch zurück.
„Das möchte ich mit ihr selbst besprechen“, lächelte er dieser Kreatur zu.
„Hier wird gar nichts besprochen. Schon gar nicht mit Ihnen“, der Typ wollte die Türe wieder zumachen, doch Marc war viel schneller als er.
Er stellte einen Fuß zwischen Türe und Rahmen und drückte mit aller Gewalt gegen die Wohnungstüre.
„HEY! WAS FÄLLT IHNEN EIN?“, donnerte es ihm wütend entgegen.
Marc schlug eine alte Alkoholfahne entgegen und es ekelte ihn.
„Ich habe doch gesagt, was ich möchte! Frau Bartholdy? Sind Sie da ?“, rief er in die Wohnung hinein.
Sie kam zögernd aus dem Schlafzimmer hinaus, hatte einen schäbigen Bademantel an und ihre Haare waren ganz zerzaust. Offenbar pflegte man im Hause Bartholdy nicht früh aufzustehen.
‚Warum auch?’ , dachte Marc böse.
„Ja?“, fragte sie ihn dann.
„Wir müssen reden!“, sagte er bestimmend.
„Verschwinden Sie!“, herrschte der Kerl ihn an.
„Das tue ich ganz bestimmt nicht“, gab Marc zurück, dann wandte er sich an Abbys Mutter. „Können wir unter vier Augen sprechen?“
„Ich… ich wüsste nicht worüber“, wich sie ihm aus.
„Ich denke, dass Sie das sehr genau wissen…“
Eva Bartholdy senkte den Blick, sie spielte nervös mit ihren Fingern. Das waren aber auch die einzigen Ähnlichkeiten, die Marc zwischen Mutter und Tochter feststellen konnte.
„Kommen Sie herein“, bat sie ihn dann.
„Du willst ja wohl nicht ernsthaft mit dem sprechen!“, blaffte ihr Lebensgefährte sie an.
„Lass uns alleine, Klaus“, antwortete sie nur.
„Der will doch nur Ärger machen!“
„Bitte Klaus“, sie schüttelte den Kopf, und der Typ ließ Marc nun ganz in die Wohnung.
Marc schaute sich fassungslos um. Überall lagen Kleidungsstücke herum, dazwischen ein paar leere Flaschen Bier. Er konnte einen Blick in die Küche erhaschen, dort stapelte sich das dreckige Geschirr, und es roch in der ganzen Wohnung, als wäre hier tagelang nicht gelüftet worden.
Marc war regelrecht schockiert. Hier hatte Abby gelebt? Und sie hatte hier immer aufräumen müssen?
Er bekämpfte den Drang, sowohl dem Typen als auch Abbys Mutter seine Abscheu laut ins Gesicht zu schreien.
„Wir gehen am besten in Abbys Zimmer“, nickte Eva Bartholdy ihm zu.
Sie ging auf eine Türe
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