Taxi 503 (German Edition)
lächeln?“, fragte sie ihn unsicher.
„Ist Ihnen denn nach lächeln zumute?“
Abby war verdutzt. „Es ist sehr schön hier und…“
„Das war nicht meine Frage“, entgegnete Philippe freundlich. „Was beschäftigt Sie im Moment am meisten? Sie müssen es mir nicht mit Worten erzählen, es reicht, wenn Ihre schönen dunklen Augen das tun. Schauen Sie ins Wasser und denken Sie einfach darüber nach. Egal , ob es etwas Schönes oder Trauriges ist“, sagte er mit schmeichelnder Stimme zu ihr.
‚Was mich beschäftigt’ , dachte Abby wehmütig. ‚An so einem schönen Ort sollte man über so etwas nicht nachdenken müssen…’
Die Sonnenstrahlen, die durch das dichte Laub der Bäume fielen, ließen kleine glitzernde Sterne auf dem Bach aufblitzen, es war so unglaublich friedlich, Abby hätte ewig hier sitzen können.
Hier gab es ihn nicht und seine miesen Erpressermethoden. Hier schien er so weit weg zu sein, so unwichtig.
Wie schön wäre es, wenn Marc auch da wäre, sie würde ihm diesen Ort auf jeden Fall zeigen. Am besten so schnell wie möglich, wer wusste schon, wie lange sie noch Zeit zusammen hatten.
„Danke“, hörte sie auf einmal die Stimme des Fotografen, Abby sah verdutzt auf.
„Sind Sie schon fertig?“, fragte sie überrascht.
„An diesem Ort schon“, lächelte er ihr zu. „Ich hätte gerne noch ein paar Portraitaufnahmen von Ihnen, Abby. Aber die würde ich lieber im Studio machen.“
„Ja, gerne“, sie war immer noch verblüfft, das hatte doch keine fünf Minuten gedauert - oder hatte sie ihr Zeitgefühl so getrogen?
„Ist er immer so schnell?“, fragte Abby dann die Stylistin.
„Manchmal. Wenn er sofort das bekommt, was er will, schon“, lachte Leila sie an, als Abby ihr das Kleid zurückgab.
„Oder war ich so schlecht?“, die Zweifel nagten doch sehr an ihr. Vielleicht war sie auch so unprofessionell gewesen, dass Philippe direkt gesehen hatte, dass es keinen Sinn hatte.
„Nein, das kann ich mir nicht vorstellen. Denn so schnell würde er nicht aufgeben.“
Doch Abby war nicht so ganz davon überzeugt, unsicher trat sie wieder hinaus zu dem Fotografen.
„Ich würde die Portraitaufnahmen gerne heute machen, wenn Sie noch Zeit haben. Zumindest könnten wir es versuchen“, sagte Philippe zu ihr.
„Ja, na klar“, nickte Abby.
Sie fuhren in ein großes Studio in der Stadt, Abby hatte noch nie so ein riesiges Fotoatelier betreten.
„Ich möchte sie wieder ganz natürlich haben“, erklärte er Leila. „So wie am Bach, keine große Schminke, das würde nur Abigails Natürlichkeit übertünchen.“
„Alles klar“, Leila nahm Abby mit in einen kleinen Raum und machte sie fertig für die Aufnahmen.
„Meinen Sie, Sie schaffen es auch, mir ein strahlendes Lächeln zu schenken?“, fragte der Fotograf sie, als er Abby vor eine Leinwand dirigierte.
„Ich denke schon.“
Abby folgte seinen Anweisungen, doch Philippe Caline schüttelte immer nur den Kopf. „Nein, das wird so nichts.“
Abby schluckte heftig. Er war nicht zufrieden mit ihr, sie wusste nicht mehr ein noch aus. „Was… was soll ich denn anders machen?“
„Als wir am Bach waren, da waren Sie ehrlich, das konnte man genau in Ihrem Gesicht ablesen. Schauen Sie“, er streckte die Hand nach ihr aus und zeigte ihr die Fotos, die er von ihr bei der alten Villa gemacht hatte.
Abby staunte, die Fotos waren wirklich sehr schön. Sie waren alle in schwarz-weiß, die Umgebung, das Licht – es passte perfekt zueinander. Dann sah sie sich, und die Traurigkeit auf ihrem Gesicht. Es war ihr gar nicht bewusst gewesen, dass sie so einen Ausdruck hatte.
„Im Vergleich dazu wirkt das hier gestellt“, er klickte weiter zu den Portraitaufnahmen, Abby musste ihm Recht geben.
„Ich bin nun mal kein Profimodel, es tut mir leid“, antwortete sie zaghaft.
„Das müssen Sie auch nicht sein. Ich suche keine Profis, sondern Menschen, die authentisch sind“, erklärte Philippe ihr. „Ich hätte gerne noch ein paar Fotos mit einer lachenden Abigail gemacht, aber das scheint heute nicht zu klappen. Also stellen Sie sich einfach wieder vor die Kamera und schauen wieder so, wie Ihnen zumute ist.“
„Aber…“, sie wollte einwenden, dass sie es doch nochmal versuchen könnte zu lachen, doch er schüttelte nur mit dem Kopf.
„Ich bin kein Modefotograf, dem ein oberflächliches Lächeln genügt. Ich will nichts verkaufen, was ich will, ist die Wahrheit“, jetzt lächelte er sie lieb
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