Taxi 503 (German Edition)
zusammen zu bekommen. Die Jobs hatten einiges abgeworfen und Marc hatte sie gebeten, erst einmal etwas für sich auf die Seite zu legen, bevor sie sich irgendwie am Haushaltsunterhalt beteiligen sollte. Abby war sehr empört darüber gewesen, sie hatte unbedingt etwas dazu beisteuern wollen – jetzt konnte sie froh sein, dass sie es nicht getan hatte. Wenn sie jetzt noch ihr Konto überzog, würde es gehen.
Tränen schossen ihr in die Augen.
Es war einfach unfair.
Alles war unfair.
Dabei tat sie sich selbst noch nicht einmal leid, sie hasste sich vielmehr dafür, dass sie den Menschen, den sie am meisten auf der Welt liebte, belügen musste.
Wieder spielte Abby alle Möglichkeiten durch, zerbrach sich den Kopf darüber, was wohl das Beste war, doch sie kam zu keinem Schluss.
Natürlich hätte sie ihn anzeigen können wegen dieser Erpressung. Und wären Marc und sie ein ganz normales Paar, dann hätte sie womöglich auch den Mut dazu gehabt.
Aber das waren sie nun einmal nicht.
Sie standen in der Öffentlichkeit. Marc liebten alle, seine Karriere startete gerade voll durch. Schlagzeilen über seine asoziale Freundin, die ihre Mutter im Stich ließ, machten sich da nicht gerade gut.
Und das hatte dieser Teufel sich gut überlegt.
Sie würde Marc damit schaden, seinem Ruf und dem Ruf seiner Familie. An seine Eltern wollte sie gar nicht denken, sollte es tatsächlich mal Schlagzeilen in dieser Richtung geben.
Nein, sie musste alles tun, um ihn zu schützen. Ihn und ihr Zusammenleben mit ihm. Ihre rosarote Seifenblase durfte nicht zerplatzen. Jedenfalls nicht, solange Abby noch etwas tun konnte, um dies zu verhindern.
‚Und was ist, wenn das immer so weitergeht?’ , fragte sie sich traurig.
Sie kannte ihn nur zu gut. Die letzten Jahre hatte er stets die Hand aufgehalten, er war es gewohnt, dass sie immer Geld ranschaffte. Wie lange würde er mit den zehntausend Euro auskommen?
‚Was machst du, wenn kein Geld mehr da ist?’ , die Frage nagte an ihr.
Wenn sie Marc schützen wollte, gab es dafür nur eine Lösung.
Wenn sie nicht mehr seine Freundin war, dann gab es auch kein Risiko mehr für ihn.
Abby begann leise zu schluchzen, zwang sich dann aber, sich zu beruhigen.
Noch war es ja nicht so weit.
33
Abby begann sich dafür zu hassen, dass sie das nicht hatte kommen sehen. Wie hatte sie nur so blauäugig und naiv sein können? Wie hatte sie bloß denken können, dass das mit Marc und ihr so problemlos laufen könnte?
Sie hätte es wissen müssen. Er war viel zu lange ruhig geblieben.
Ob ihre Mutter davon wusste? Sie hatte ja ausdrücklich gesagt, dass sie keinen Kontakt mehr wünschte , und auch, dass Abby ihr kein Geld mehr geben sollte.
Aber so was konnte sich ja schnell ändern. Wenn ihre Mutter immer noch an der Flasche hing und das Geld knapp wurde, vielleicht sah sie das jetzt auch anders?
Aber hätte sie Abby dann nicht selbst darum gebeten?
Abby kam zu keinem Schluss, mit Entsetzen sah sie dann, dass bereits der Morgen graute.
Gegen zwölf Uhr musste sie bei Philippe Caline sein, heute war der erste Tag, an dem er sie fotografieren wollte. Und wenn sie jetzt nicht bald ein bisschen schlief, würde er sie bei ihrem Anblick wohl direkt wegjagen.
„Guten Morgen, mein Engel“, seine vertraute Stimme weckte sie, scheinbar war sie doch noch eingeschlafen.
„Guten Morgen“, lächelte sie ihm müde zu. Sie fühlte sich wie gerädert und ihr Gesicht war mit Sicherheit verquollen vom Weinen.
„Geht es dir nicht gut?“, fragte Marc sie besorgt, sie gefiel ihm heute irgendwie nicht. Ihre Augen waren etwas zugeschwollen. „Hast du eine Allergie?“
„Weiß nicht. Ich hatte gestern was im Auge, vielleicht kommt das daher“, wich sie ihm aus, dann stand sie auf. „Ich werde meine Augen mal ein bisschen kühlen“, erklärte sie ihm und verschwand im Bad.
Marc sah ihr etwas ratlos nach, irgendwie war sie komisch, aber vielleicht war sie einfach nur übermüdet.
Er verfluchte ihren Taxijob, konnte es kaum noch erwarten, bis sie auf die kürzeren Tagschichten wechseln konnte. Und möglicherweise – wenn der Job bei Philippe Caline gut lief - dann konnte sie sich eventuell ganz aufs Modeln konzentrieren, vielleicht fielen ja auch kleinere Rollen ab. Den Fuß in der Türe hatte sie auf jeden Fall schon einmal, und es gab wesentlich Untalentiertere in der Branche.
Das Wasser half ein wenig, als sie aus der Dusche trat, war fast nichts mehr von der
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