Taxi 503 (German Edition)
auch.“
Er verließ das Taxi und Abby war wieder in dieser seltsamen Starre gefangen.
Zehntausend Euro. Bis übermorgen.
Die Hälfte hätte sie noch zusammenbekommen – aber nochmal fünftausend?
35
Abby meldete sich bei Frau Winter krank und bat, nach Hause fahren zu können. Marc hatte heute einen Fototermin, also hatte sie ein bisschen Zeit , um zu überlegen, wo sie noch einmal das Geld auftreiben konnte.
Sie musste es einfach schaffen, sich erneut ein paar Wochen mit Marc zu erkaufen. Sie konnte ihn nicht jetzt schon aufgeben, auch wenn das wahrscheinlich die letzte Verlängerung ihrer Frist sein würde.
Falls er nochmal so eine Summe in so kurzer Zeit haben wollte, dann musste Abby handeln und Marc verlassen. Nur so war Marc vor seinen Angriffen sicher.
Ihr fiel der Schmuck ein, den Marc ihr am Abend der Filmpremiere geschenkt hatte. Sie nahm die Kette und die Ohrringe, mittlerweile hatte er ihr sogar noch eine wunderschöne Kette und einen Ring geschenkt, und ging damit zu einem Juwelier.
Sie erschrak richtig, als sie hörte, wie viel der Schmuck wert war.
Tränen stiegen ihr in die Augen, aber jetzt war nicht die Zeit, um sentimental zu werden.
Sie suchte ein Leihhaus auf und versetzte den Schmuck. Als sie das Geld in Empfang nahm, konnte sie ein schluchzen aber doch nicht mehr zurückhalten.
„Vielleicht können Sie ihn ja wieder einlösen“, versuchte die Pfandhausbetreiberin sie zu trösten.
„Ja, vielleicht“, lächelte Abby unter Tränen und beeilte sich nach draußen zu kommen.
Abby kaute nervös an ihren Fingernägeln. Sie war pünktlich an dem Ort, den er ihr genannt hatte, aber noch konnte sie ihn nicht sehen.
Sie verfluchte ihn, wenn er bald nicht kommen würde, müsste sie sich eine gute Ausrede einfallen lassen, warum sie noch nicht wieder am Taxistand war.
Dann sah sie ihn, er kam ganz in schwarz gekleidet die Straße entlang gelaufen.
Abbys Herz schlug überdurchschnittlich schnell. Sie hatte nicht die ganze Summe zusammenbekommen, jetzt konnte sie nur hoffen, dass er sich auch mit weniger zufrieden geben würde.
„Hallo Püppchen“, er ließ sich auf den Platz neben sie plumpsen.
„Hier“, sie reichte ihm den Umschlag, nervös beobachtete sie, wie er das Geld nachzählte.
„8900?“, fragend zog er die Augenbrauen hoch. „Willst du mich verarschen?“, seine Stimme wurde gefährlich leise.
„Ich kann nicht mehr zusammenbekommen“, sagte sie kläglich. „Mehr geht nicht.“
„ Was soll das ? Wem willst du das denn erzählen ?“
„Ich werde Marc nicht fragen, niemals. Und mehr Geld werde ich auch sobald nicht auftreiben können. Das war’s. Und solltest du deine Erpressungen nicht einstellen, dann werde ich mich von Marc trennen, dann interessieren deine Lügen keinen mehr“, sie schaute ihm fest in die Augen. Hoffte, ihn dadurch irgendwie davon überzeugen zu können, dass er aufgab.
„Hör auf, Abby“, err winkte nur genervt ab. „Für diesmal lasse ich es noch durchgehen. Aber wir werden uns wieder sehen. Schon bald.“
„Ich meine es ernst“, versuchte sie es noch einmal.
„Ja, ja“, er lachte donnernd auf und verließ das Taxi.
Abby startete den Wagen und fuhr zurück zum Bahnhof. Sie zitterte am ganzen Körper, aber das Autofahren lenkte sie zumindest soweit ab, dass sie nicht völlig verzweifelt zusammenbrach.
Sie fragte sich, wie sie diese Schicht durchstehen sollte, doch irgendwie bekam sie die Zeit herum. Und schlimmer als Taxifahren war es sowieso, Marc unter die Augen zu treten. Sie konnte nur hoffen, dass er nicht merkte, dass sie den Schmuck verkauft hatte. Wie sollte sie ihm das bloß erklären?
Doch daran durfte Abby nicht denken. Die Zeit, die sie noch mit ihm hatte, wollte sie so gut es ging genießen. Und das bedeutete auch, dass sie ihm etwas vormachen musste.
Sie hasste sich dafür, sie hasste sich so sehr.
Was war sie bloß für ein Mensch? Wie konnte sie ihm das antun?
Und doch würde sie ihm noch mehr wehtun müssen, sie konnte sich überhaupt noch nicht vorstellen, wie es ohne Marc werden sollte.
Sie würde daran kaputt gehen, das war ihr jetzt schon klar. Und sie durfte sich gar nicht vorstellen, dass sie ihn vielleicht mal in einer Zeitung sehen würde mit einer anderen Frau an seiner Seite.
‚Reiß dich zusammen’ , schimpfte sie dann mit sich, als sie auf den Hof der Winters einbog.
Wie immer erwartete Marc sie und begrüßte sie liebevoll. Sie lächelte ihm zu und
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