Taxi 503 (German Edition)
wahr ist, Abby!“
„Es ist aber so. Es tut mir leid“, sie steuerte auf das bereitstehende Taxi zu.
Marc hielt sie am Arm fest. „Dann war es das jetzt? Ja? Es ist aus? Alles vorbei?“
Es fiel ihm schwer, das tatsächlich zu glauben.
„Ja, es ist aus“, sagte sie heiser. Immer noch starrte sie auf den Boden.
„Abby, sieh mich an. Sieh mich an und sag mir, dass du mich nicht mehr liebst. Sag mir, dass das alles eine Lüge war“, er kämpfte gegen einen Kloß im Hals an, das hier war ein einziger Albtraum.
Abby rang mit sich, doch dann schaute sie auf.
„Es war nicht alles eine Lüge. Aber es ist vorbei, Marc. Ich… ich liebe dich nicht mehr genug, um das weiterzuführen.“
Oh, wie sie sich hasste! Wie sie sich verabscheute! Er hatte dieses grausame Spiel nicht verdient.
Doch es gab keine Alternative dafür. Was ihm sonst drohte, würde ihm sehr schaden, und ob er ihr das auf Dauer verzeihen konnte, war doch fraglich.
„Du wirst bestimmt bald jemanden finden, der…“, begann sie heiser.
„Oh nein“, er schüttelte den Kopf. „Spar dir diese hohlen Phrasen, Abby“, lachte er zynisch auf. „Ich verstehe dich nicht. Wer bist du? Ich kenne dich überhaupt nicht wieder.“
„Bitte komm nicht mehr her oder rufe an. Bitte akzeptiere meine Entscheidung. Leb wohl, Marc“, sagte Abby gefasst, dann ging sie mit schnellen Schritten auf das Taxi zu.
„ICH GLAUBE DIR NICHT! ICH GLAUBE DIR KEIN WORT, ABIGAIL BARTHOLDY! IRGENDWANN WIRD DIR DAS HIER LEID TUN, ABER DANN KOMM BLOSS NICHT MEHR ANGEKROCHEN!“, brüllte er ihr nach.
Es war ihm egal, ob ihn jemand hören konnte, in diesem Moment war ihm einfach alles egal.
Alles, was er spürte, war dieser Schmerz, der ihn aufzufressen drohte, der übermächtig war.
Er hastete zu seinem Auto und ließ seinen Tränen freien Lauf.
Im Rückspiegel sah er, wie sie mit dem Taxi vom Hof fuhr.
Das war nicht seine Abby. Das war nicht die Frau, die er so sehr liebte. Es war so greifbar, dass da etwas nicht stimmte, aber warum konnte sie es ihm nicht sagen?
‚Und wenn es doch so ist? Wenn sie dich einfach nicht mehr liebt? Solche Dinge passieren…’
Mit quietschenden Reifen fuhr er vom Hof. Er war versucht, Abby nachzufahren, sie den ganzen Tag zu verfolgen. Doch was sollte das bringen?
Sie wollte ihn nicht mehr und hatte ihn gebeten, das zu akzeptieren.
Vielen Menschen passierte so etwas. Eine Liebe zerbrach. Und jetzt war er nun auch mal an der Reihe. Dem großen Marc Warnke war eine Frau weggelaufen.
Abby konnte sich kaum aufs Fahren konzentrieren. Sie fühlte sich so mies, doch dann setzte auf einmal diese Leere ein. So, als ob alles egal wäre. Sie kam sich fast so vor, als würde sie sich selbst zuschauen, als ob sie es fast schon nichts mehr anginge, was da draußen um sie herum passierte.
Bis nächste Woche musste sie hier noch durchhalten. Dann konnte sie weg, vielleicht gelang ihr ein neuer Anfang.
Und wenn nicht?
Dann war es auch egal. Sie hatte niemanden mehr, und vielleicht war das auch ganz gut so.
Marc hatte sie nur Schmerzen bereitet, ihre Mutter fand sie nicht liebenswert genug. Was war sie eigentlich für ein widerwärtiger Mensch?
Es war gut, dass sie verschwinden konnte.
Canan gewährte ihr die nächsten Tage weiterhin Unterschlupf. Abby war sehr dankbar über dieses Angebot und versprach der jungen Türkin, ihr Geld zu geben, sobald sie von den Winters ihr Restgehalt ausgezahlt bekam. Canan lehnte empört ab, aber Abby wusste ja selbst, dass Canan nicht viel als Zahnarzthelferin verdiente und ließ sich nicht davon abbringen.
Sie begegnete Marc irgendwie überall. Jeder Mann, der ihr begegnete, sah so aus wie er.
Ein paar Mal war er auch am Taxistand gewesen. Er hatte an einem Pfeiler des Bahnhofsgebäudes gelehnt und sie beobachtet.
Wie gerne wäre Abby zu ihm hingelaufen und hätte sich in seine Arme geworfen. Ihn angefleht, ihr zu verzeihen.
Doch sie musste das hier durchziehen.
Ihre Freundin Charlie bearbeitete sie auch regelmäßig. Sie rief oft an und tauchte zweimal in ihrem Taxi auf. Abby spulte roboterhaft ihre Begründungen ab, doch auch Charlie verkündete nur, dass sie ihr kein Wort glaubte und dass das Verhalten doch gar nicht zu ihr passte.
Endlich begann der letzte Arbeitstag. Frau Winter redete ihr täglich ins Gewissen, doch Abbys Entscheidung stand fest. Es tat ihr leid, ihre Chefin zu belügen – auch zu belügen –, doch was blieb ihr anderes übrig?
Marc
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