Taxi 503 (German Edition)
war nicht mehr aufgetaucht, Abby hatte dies mit Erleichterung zur Kenntnis genommen. Er war bestimmt sehr böse auf sie, zu recht natürlich. Aber vielleicht war das auch gut so, auf diese Art konnte er sie bestimmt schneller vergessen.
Der Tag verging so zäh wie Kaugummi. Noch vier Stunden, dann hatte sie es geschafft. Es war auch nicht viel los gewesen, das ließ die Zeit nur noch langsamer verstreichen.
Sie wurde zu einem Fahrgast bestellt in der Kirchstraße, Abby atmete auf, endlich hatte sie etwas zu tun.
Sie hielt an der verabredeten Adresse, es war schon dunkel, sie wollte gerade aussteigen, als auf einmal die Türe an der Fahrerseite und die beiden hinteren Türen aufgerissen wurden.
Abby wollte schnell aus dem Auto springen, doch dann fühlte sie, wie sich Hände um ihren Hals legte und leicht zudrückten.
„Tssss… Wo willst du denn hin?“, hörte sie Markus’ Stimme.
Abby glaubte vor Schreck ohnmächtig zu werden.
„Na, Püppchen. Hast du unseren Termin etwa vergessen?“
Er saß neben ihr, aus den Augenwinkeln sah sie sein grinsendes Gesicht.
Sie waren da, sie waren alle da!
Abbys Herz klopfte ihr bis zum Hals.
„Ich hab’ kein Geld. Und von Marc bin ich getrennt“, stammelte sie heiser.
„Dann müssen wir uns wohl etwas einfallen lassen, damit du zu Geld kommst, was?“, lachte Er leise. Jürgen und Markus stimmten mit ein.
„Fahr los!“
Abby startete den Wagen. Sie zitterte am ganzen Körper, glaubte fast überzuschnappen vor Angst.
Es geschah eher unbewusst, ihre Finger fanden den Alarmknopf.
„Warum lässt du mich nicht in Ruhe?“, bat Abby ihn mit krächzender Stimme.
„Weil ich Geld brauche, Püppchen. Und wenn du keins über deinen Macker ranschaffen kannst, dann musst du es halt auf anderem Weg probieren.“
Sie konnte hören, dass er grinste, seine beiden Kumpel auf dem Rücksitz kicherten.
Abbys Herz schlug unnatürlich schnell. Sie spürte immer noch Markus’ Hände auf ihrem Hals, sie musste sich zwingen, nicht durchzudrehen.
„Das… das kann doch nicht dein Ernst sein, Klaus“, sprach sie ihn an. Das erste Mal seit ihrer Kindheit nannte sie seinen Namen, sie betete innerlich, dass der stille Alarm auch wirklich funktionierte und das Gespräch aufgezeichnet wurde.
Für einen kurzen Moment war sie versucht, Gas zu geben und auf einen Brückenpfeiler zuzurasen, der vor ihnen auftauchte. Sie waren alle nicht angeschnallt.
Für den Bruchteil einer Sekunde hörte sie Marcs Stimme, der sie ermahnte, doch immer den Gurt anzulegen, aber sie hatte das immer abgetan und ihn darauf hingewiesen, dass sie dazu nicht verpflichtet war.
„Das ist sogar mein voller Ernst, kleine Abby. Aber wenn du wirklich von deinem Stecher getrennt lebst, dann kannst du ja gerne wieder nach Hause kommen. Mit deiner Mutter werde ich schon reden, wenn es ihr nicht passt, kann die Alte ja ausziehen“, lachte er laut auf, seine Freunde fielen mit ein.
„Das werde ich bestimmt nicht tun“, zischte sie ihm zu.
Abby versuchte ihre Angst wegzuschieben, so klar wie möglich zu denken. Sie musste ihn am Reden halten.
„Wieso denn nicht? Wir haben uns doch immer gut verstanden“, gluckste er.
„Du hast mich missbraucht, Klaus. Als ich zehn Jahre alt war“, Abby sah kurz zu ihm hinüber. „Das kann man nicht ‚gut verstehen’ nennen…“
„Du hast es doch auch gewollt“, seine Hand war auf einmal in ihrem Haar und er spielte mit einer Strähne. „Ich hab‘ es genau gespürt.“
„Du bist ja krank“, ihr war so furchtbar schlecht, die Berührungen der Männer verursachten eine unglaubliche Übelkeit in ihr.
„Davon hast du aber nie was gesagt“, mischte sich Jürgen jetzt plötzlich ein. „Stimmt das?“, Abby konnte den Zweifel in seiner Stimme hören.
„Verdammt Klaus, stimmt das?“, wiederholte er angewidert.
„Und wenn es so wäre? Sie war schon immer eine kleine Schlampe. Und so ein frühreifes Früchtchen.“
„Ich steig’ aus“, hörte Abby Jürgen sagen.
„Du bleibst“, wies Markus ihn an. Seine Hände lösten sich von ihrem Hals, Abby sog reflexartig die Luft ein.
„Mit einem Kinderschänder will ich nichts zu tun haben!“, brüllte Jürgen los.
„Jetzt halt die Klappe!“, schrie er ihn an. „Du wolltest hierbei mitmachen, also stell dich nicht so an!“
Im Rückspiegel sah Abby, dass Markus Jürgen einen Kinnhaken verpasste.
Abby registrierte besorgt, dass er sie aus der Stadt hinausdirigierte, sie wurde nervöser.
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