Taxi 503 (German Edition)
Hintergrund treten. Sie saß total zusammengesunken da, schluchzte leise auf, war nur noch ein Schatten ihrer selbst. Selbst von hier aus konnte Marc sehen, dass sie immer noch stark zitterte. Er griff nach einer Decke und legte sie ihr um.
„Abby… Wie konntest du das nur denken?“
Sie sah ihn aus verweinten Augen an. „Als du… als du von Charlie erfahren hast, was damals passiert ist, da hast du dich auch zurückgezogen. Verständlicherweise. Ich hatte Angst, dass ein kleiner Stachel in dir zurückbleibt. Dass du vielleicht immer darüber nachdenken würdest, ob nicht doch ein Teil davon stimmt, was er erzählt“, sie schluckte heftig, aber gegen die Tränen hatte sie keine Chance. „Und das wollte ich nicht, Marc.“
„Oh Abby“, das schlechte Gewissen krabbelte in ihm hoch.
Natürlich.
Sein Verhalten, als sie im Krankenhaus lag, war nicht okay gewesen. Aber dass sich das jetzt mal so rächen würde, hätte er nie geglaubt.
„Ich wollte nicht, dass dein Ruf beschädigt wird durch mich“, flüsterte sie. „Deswegen habe ich ihm das Geld gegeben.“
„Hat er sich denn mit einer Zahlung zufrieden gegeben?“, hakte Marc sanft nach.
„Nein“, sie schüttelte den Kopf. „Natürlich nicht. Ich hatte das anfangs naiverweise gehofft, das war so dumm. Einige Wochen später wollte er wieder zehntausend Euro haben“, erzählte sie stockend weiter.
„Aber hast du denn noch so viel Geld gehabt?“
„Nein. Ich habe meinen Dispo ausgereizt und ich habe den Schmuck verpfändet, den du mir geschenkt hast“, sie sah ihn bettelnd an. „Das tut mir so leid, ich wollte das nicht, aber ich habe keinen anderen Weg gesehen, an Geld zu kommen“, weinte sie.
„Schon gut“, Marc nahm ihr Gesicht zwischen seine Hände und hauchte ihr einen Kuss auf die Stirn. „Es ist bloß Schmuck, Abby. Nichts, was man nicht ersetzen könnte.“
„Als er dann das dritte Mal kam, wusste ich, dass es vorbei ist. Ich habe dich verlassen, weil ich dich schützen wollte. Wenn ich nicht mit dir zusammen wäre, dann hätte er keine Grundlage mehr für seine Erpressungen“, versuchte sie Marc zu erklären. „Das habe ich ihm dann auch gesagt: Dass ich dich verlassen würde.“
„Ich bin hier durchgedreht, Abby. Das darfst du mir nie wieder antun. Lauf nie wieder weg, Darling. Hörst du?“, er schaute sie verzweifelt an. „Ich liebe dich doch so sehr.“
„Ich liebe dich doch auch! Ich wollte dir nie wehtun, Marc. Bitte, bitte, das musst du mir glauben“, sie nahm seine Hände und schaute ihn beschwörend an. „Bitte…“
„Natürlich glaube ich dir“, er drückte sie eng an sich, konnte immer noch spüren, wie sehr sie erbebte. „Aber du hättest trotzdem mit mir reden müssen, Abby. Wir hätten einen Weg gefunden, diesem Kerl das Handwerk zu legen. Was hast du bloß durchmachen müssen“, er streichelte ihr über den Rücken. „Mein armer Engel.“
Eine Weile hielten sie sich nur fest umklammert, als Marc spürte, dass sie etwas ruhiger geworden war, schob er sie vorsichtig von sich.
„Was ist dann passiert?“, fragte er behutsam weiter.
„Heute kam er mit den beiden anderen, seinen Freunden. Jürgen und Markus. Sie waren oft bei uns zuhause und haben mit ihm und meiner Mutter zusammen getrunken. Markus hat hinter mir gesessen und mir die Hände um meinen Hals gelegt“, Abby schloss bei der Erinnerung daran die Augen. „Ich habe solche Angst bekommen und den Alarmknopf gedrückt. Dann wollten sie mit mir in das Industriegebiet am Neuenhof fahren. Ich hatte so Angst, dass ich für sie… also, dass ich dort arbeiten sollte… Verstehst du?“, Abby wimmerte nur noch. „Aber dann kam die Polizei…“
„Oh Gott!“, Marc schrie leise auf. Er durfte gar nicht daran denken, was hätte passieren können, hätte sie nicht den Alarm ausgelöst. Diese Wut kam wieder in ihm hoch, noch nie hatte er so einen Hass auf jemanden empfunden, mühsam kämpfte mit um seine Beherrschung.
„Den Rest kennst du ja“, fügte Abby hinzu.
Marc brauchte einen Moment, um sich wieder zu fassen. Dann hob er Abbys Kopf an und zwang sie so, ihm in die Augen zu sehen.
„Abby, Darling. Wurde im Taxi auch über den Missbrauch von damals gesprochen?“, er betete innerlich, dass dies der Fall war.
Abby nickte nur.
„Dann ist das also auch aufgezeichnet worden?“, Marc sah sie hoffnungsvoll an.
„Ja. Er hat dort auch behauptet, dass ich freiwillig mitgemacht hätte. Jürgen wollte daraufhin das Taxi verlassen, er
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